Die Formel 1 verläuft in Zyklen. Mit diesen Worten vertrösteten sich die Ferrari-Rivalen in den vergangenen fünf Jahren auf ein Ende der roten Dominanz. Doch kaum schien nun eine gelb-blaue Dominanz begonnen zu haben, scheint ihr Zyklus auch schon wieder ein zwischenzeitliches Tief zu nehmen und damit Platz für eine silberne Ära zu machen. Dies zumindest legten die überlegenen Vorstellungen von McLaren Mercedes und Kimi Räikkönen in Barcelona und Monaco nahe.

Die Lehre vom Geflügel

Alle Jahre wieder kreuzen die Teams zum Monaco GP mit unzähligen kleinen Flügelchen, Winglets und aerodynamischen Helferlein an ihren Boliden auf, um damit den Abtrieb zu erhöhen und ein paar Hundertstel schneller durch den Leitplankendschungel rasen zu können. Und während Toyota dieser alten Tradition mit zwei seitlich auf den Frontflügeln angebrachten Mini-Towerwings folgte, gab es bei der Konkurrenz nur wenige solcher speziellen Monaco-Entwicklungen zu bestaunen.

Nicht nur Red Bull verleiht Flügel..., Foto: Sutton
Nicht nur Red Bull verleiht Flügel..., Foto: Sutton

Der Grund dafür war jedoch einfach: Aufgrund der neuen Aerodynamikregeln befinden sich die Airboxflügel, Horn Wings und sonstigen Flaps bereits seit Saisonbeginn auf den Autos. Entsprechend fährt Renault bereits seit zwei Rennen mit einer ähnlichen Frontflügel-Doppeldeckerkonstruktion wie sie Toyota hier einführte. Nur die gelb-blaue Variante wirkt noch einen Tick eleganter...

Die Lehre von der Macht

Kein Ort eignet sich besser für monströse Marketingkampagnen als Monaco zu Zeiten des Formel 1 Grand Prix. Und obwohl Red Bull so ziemlich alles durcheinander gewürfelt und alle Traditionen des Vorgängerteams über Bord geworfen hat, nahmen sie sich ein Beispiel an der Jaguar-Werbung für Filme wie Oceans Twelve oder Termintor 3 und tauchten im Fürstentum erstmals in dieser Saison nicht nur mit den hauseigenen roten Bullen auf dem RB1 auf.

Stattdessen verbündete man sich mit der Dunklen Seite der Macht und bewarb George Lucas neuen Star Wars Streifen. Doch die Werbung beschränkte sich im Red Bull Stil nicht nur auf ein paar Aufkleber, die den Boliden laut motorsport-magazin.com Kolumnist Jacques Schulz wie ein "Matchbox-Auto" aussehen ließen, sondern wurde die komplette Energy Station umgefärbt und liefen schon seit Wochenbeginn zottelige Wookies und piepende Androiden durch das Fahrerlager. Übertroffen wurde dies nur noch durch die in weißen Uniformen gekleidete Boxenstoppcrew!

Die Lehre vom Diamantenfieber

In Monaco sind sie alle: Die Schönen & die Zotteligen..., Foto: Sutton
In Monaco sind sie alle: Die Schönen & die Zotteligen..., Foto: Sutton

Ob man es glauben mag oder nicht: Wie Red Bull nahm sich auch McLaren Mercedes ein Beispiel an Jaguar und übernahm dessen Partnerschaft mit Steinmetz. Letztere zogen allerdings eine Lehre aus dem angeblich verschollenen Diamanten von der Fahrzeugnase Christian Kliens und platzierten ihre Steinchen deshalb auf den Helmen von Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya. Dort wähnte man sie wohl sicherer. Was für ein Glück, dass Jean Alesi nicht für die Silbernen fährt. Schließlich soll der nicht erst einmal seinen Helm in die Zuschauermassen geworfen haben...

Die Lehre vom Volke

Zum Monaco GP startete die FIA eigenen Worten zu Folge die größte Fanumfrage in der Geschichte. Damit möchte man nun endlich auch den Fans die Möglichkeit geben ihre Meinung über die Formel 1, deren Reglement und ihre Zukunft kund zu tun. Ob diese Meinung hinterher auch erhört wird, bleibt angesichts der wieder einmal fragwürdigen Qualifying-Entscheidung aber zu bezweifeln. Da überrascht es wenig, dass die Umfragewebsite am Morgen des Renntages wegen technischer Probleme nicht erreichbar war...

Die Lehre von den eigenen Gesetzen

In Monaco ist alles anders: Der Trainingsfreitag findet schon am Donnerstag statt. Die Strecke besteht aus ganz normalen und vor allem äußerst engen öffentlichen Straßen. Und es gibt ähnlich viele Leitplanken wie VIPs. Doch eines, so denkt man, ist auch im Fürstentum gleich: Der Rundengeiz und das Überholverbot.

Während letzteres tatsächlich zutraf, gaben sich die Teams zumindest bei ihrer Großzügigkeit im überteuerten Monaco einen Ruck und spendierten den Fans vor Ort vor allem am Donnerstag ungewohnt viele Runden. Dieses Glück dürfte allerdings nicht lange wehren. Denn schon am nächsten Freitag am Nürburgring werden wir den Rundengeiz wieder in all seiner 'Pracht' genießen dürfen...

Die Lehre vom Tunnel

Diesmal fehlte Schumacher nur der Flügel., Foto: Sutton
Diesmal fehlte Schumacher nur der Flügel., Foto: Sutton

Ereigneten sich im letzten Jahr gleich zwei diskussionswürdige Szenen im legendären Tunnel, als dort sowohl Ralf Schumacher und Fernando Alonso als auch Michael Schumacher und Juan Pablo Montoya aneinander gerieten, verlagerten sich die Diskussionsherde diesmal an andere Orte. Wiederum beteiligt waren allerdings zwei alte Bekannte: Der unverschuldet getroffene Ralf Schumacher und der mit einer umstrittenen Strafe versehene Juan Pablo Montoya. Da ist es beinahe Ironie des Schicksals, dass sich die Situation für den Kolumbianer in diesem Jahr umgekehrt gestaltet: Er fuhr langsam und bremsend vorne weg, blieb allerdings als einziger ohne Schrammen.

Die Lehre von den Mützen

Wer den Namen Bernie Ecclestone hört, der denkt sofort an viel Geld, Macht und knallharte Geschäfte. Doch Bernie nimmt in der Formel 1 noch sehr viel mehr Rollen ein. So kam er während der Schweigeminute für Fürst Rainier III. in der Fürstenloge einem ganz anderen Job nach: Er achtete darauf, dass die Fahrer auch die Etikette einhalten und nahm Villeneuve, Massa & Co die Sponsorenkappen ab. Perfektionist Bernie achtet also nicht nur auf die Millimeter genau geparkten Trucks im Fahrerlager, sondern kümmert sich auch sonst immer um seine Schäfchen.

Die Lehre von den Promis

Bei keinem anderen Grand Prix finden sich so viele Stars, Sternchen und Möchtegernpromis in der voller Wuselfaktor steckenden Startaufstellung und natürlich auf den VIP-Balkonen und Yachten wie in Monaco. Die Action auf der Rennstrecke ist für die meisten dabei allerdings nicht entscheidend. Was für den echten Fan unverständlich ist, stellt gerade in Monaco noch nicht einmal eine so dumme Idee dar: Schließlich dürfte auf so mancher Yacht mehr und interessanteres los gewesen sein als bei der Prozession auf der Strecke.

Die Lehre vom Verkehr

Ob er den Verkehr besser geregelt hätte?, Foto: Sutton
Ob er den Verkehr besser geregelt hätte?, Foto: Sutton

Vor der Einführung des Einrundenqualifyings war eine Aussage nach jedem Qualifikationstraining absoluter Standard: "Ich hatte Verkehr." In Runde 25 fühlten sich sicherlich einige Beteiligte in jene Zeiten zurückversetzt. Denn als sich Christijan Albers in seinem Minardi querstellte, gab es nicht nur ein kleines Verkehrschaos, sondern auch einen kurzen Stau.

Die Lehre von der letzten Runde

Oft hört man, dass Michael Schumacher niemals aufgibt. Und schon oft hat er dies auch auf der Rennstrecke mit knallharten Aktionen untermauert. In Monaco zeigte der Champion, trotz des erneut enttäuschenden Rennverlaufs, wieder einmal, warum es sich lohnen kann bis zum Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge Vollgas zu geben. Denn während das 'Überholmanöver' gegen Rubens Barrichello wohl nicht allzu schwierig gewesen sein dürfte, bewies er im Zielgeradensprit gegen seinen Bruder, dass er tatsächlich niemals aufgibt...

Die Lehre von der Miete

In Monaco gibt es zwei große Weisheiten. Die erste lautet: "Die Pole Position ist die halbe Miete für das Rennen." Die zweite Weisheit lautet: "Der Start ist die halbe Miete für das Rennen." Und da Kimi Räikkönen und McLaren Mercedes immer schön ihre Miete bezahlen zu scheinen, erwiesen sich diese beiden Weisheiten als unumstößliche Voraussetzung für Kimis niemals gefährdeten und absolut überlegenen zweiten Saisonsieg.