Ist nach den nächsten drei Formel-1-Rennen in Silverstone Schluss? Laut einer gemeinsamen Recherche von Forbes-Autor Christian Sylt und ITV News erwägt der British Racing Drivers Club (BRDC), der das Rennen organisiert, die Ausstiegsklausel aus dem Vertrag zu ziehen. Dies müsste der Verband bereits vor dem Grand Prix in dieser Saison bekannt geben, um Ende 2019 den Stecker ziehen zu können. Der BRDC-Vorsitzende, John Grant, versicherte in einem Brief an die 850 Mitglieder des Clubs, alle Konsequenzen dieses Schritts genau zu prüfen.
Der Grund für die Erwägung des BRDC sind finanzielle Verluste in Höhe von 94,5 Millionen Dollar (etwa 89 Millionen Euro) innerhalb von zehn Jahren und eine auf rund 13.000 Dollar geschrumpfte Rücklage. Die Einnahmen decken selbst in guten Jahren nicht einmal die Betriebskosten. Der BRDC fürchtet daher das Risiko eines schlechten Jahres. Mit der Zahlung der Renngebühr an Bernie Ecclestone, die aufgrund von Sonderkonditionen nur um fünf und nicht wie andernorts üblich zehn Prozent pro Jahr steigt, ist der BRDC im Rückstand. Nur dank eines Kreditbriefs der Banken kann das Rennen weiterhin ausgetragen werden.
"Wenn sie die Ausstiegsklausel ziehen wollen, dann können wir nichts machen", sagte Ecclestone gegenüber ITV News. "Zwei andere Strecken haben uns kontaktiert und wir wollen einen Großbritannien Grand Prix behalten - es besteht kein Zweifel, wir wollen einen haben."
Der ehemalige BRDC-Vorsitzende Sir Jackie Stewart hält die Androhung eines Ausstiegs für glaubhaft und sieht im Gegensatz zu Ecclestone keine alternativen Austragungsorte in Großbritannien. "Es gäbe keine andere Rennstrecke, die den Großbritannien Grand Prix austragen könnte", meinte er. Zudem befürchtet der ehemalige Formel-1-Pilot erhebliche Konsequenzen für die größtenteils in Großbritannien beheimateten Formel-1-Teams.
Auslöser Donington
Zuschauerrückgänge sind nicht der Grund für die hohen Verluste - der Großbritannien Grand Prix war 2016 mit 139.000 Zuschauern das am besten besuchte Rennen des Jahres. Die Wurzel des Übels liegt in einem Vertrag: Donington sicherte sich von 2010 bis 2026 die Austragung des Formel-1-Rennens. Dieser Vertrag wurde nichtig, als der Investor im Zuge der Finanzkrise ausstieg.
Der BRDC übernahm den Kontrakt. Damit einher ging die Notwendigkeit von Modernisierungsmaßnahmen, für die der Club Kredite in zweistelliger Millionenhöhe aufnehmen und seine Reserven zu einem Großteil aufbrauchen musste. Bereits seit einiger Zeit versucht der Club, die Rennstrecke zu verkaufen oder zu vermieten, was bisher nicht gelang. Laut Grant gibt es jedoch Gespräche mit einem vermögenden Investor aus Übersee. Hoffnungen setzt er auch in die neuen Besitzer der Formel 1, Liberty Media. Diese könnten Veränderungen zugunsten der Promoter anstoßen, so hofft er.
Der Großbritannien Grand Prix war das erste Rennen der Formel 1 in ihrem Debütjahr 1950. Seit 1987 wurde der Grand Prix durchgehend in Silverstone ausgetragen. Die Rennstrecke, die sich auf einem ehemaligen Militärflugplatz befindet, gehört dem BRDC. Sollte dieser aus dem Vertrag mit Ecclestone aussteigen, liegt es im Ermessen des Formel-1-Zampanos, die Austragung an eine andere britische Rennstrecke zu vergeben, etwa an ein Straßenrennen in London.
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