Seit Jahren herrscht in der Formel 1 eine Testdiskussion. Doch während es in der Vergangenheit immer nur um die Notwendigkeit der unzähligen Testkilometer und der Sinn sowie vor allem Kosten ging, regte David Coulthard vor einigen Tagen eine völlig neue Diskussion an.

"Es gibt innerhalb der GPDA ernsthafte Sorgen über die Sicherheitsstandards bei Testfahrten", wurde der GPDA-Direktor im Hinblick auf den Sicherheitsaspekt von Testfahrten zitiert. "Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund für Unterscheidungen zwischen Rennen und Tests. Die Geschwindigkeiten sind die gleichen, die Strecken sind die gleichen, aber die Sicherheitsstandards sind es nicht", kritisierte DC seinerzeit.

Am kommenden Wochenende möchten sich die Fahrer nun, durch den schweren Testcrash von Alex Wurz in Le Castellet in der vergangenen Woche wach gerüttelt, treffen, um über die Sicherheitsstandards bei Testfahrten zu sprechen.

Demzufolge sollen die Fahrer bereits eine schwarze Liste jener Kurven auf den Teststrecken angefertigt haben, welche ihrer Meinung nach zu gefährlich sind. "Wir haben schon lange darüber gesprochen und wir haben es an Max [Mosley, d. Red.] herangetragen", verriet Coulthard gegenüber unseren Kollegen von Autosport. "Er ist glücklich uns helfen zu können, aber er braucht das Einverständnis aller Teams."

Und obwohl es hier um die Sicherheit der Fahrer aller Teams geht, wissen nicht nur Insider, dass Einstimmigkeit unter den zehn Formel 1 Teamchefs schwieriger zu erzielen ist, als eine absichtliche Leitplankenberührung in Monaco.

Aus diesem Grund betonte ein FIA-Sprecher, dass die Teststrecken zwar den Anforderungen der FIA entsprechen müssen, die Tests allerdings eine Angelegenheit der Teams wären, weshalb diese entscheiden müssten, ob sich die FIA einschalten soll oder nicht.

Ein Blick in das Sportliche Reglement der FIA Formel 1 Weltmeisterschaft zeigt, dass der Motorsportweltverband bislang keinen Einfluss auf die Testfahrten nimmt - weder was eine Testlimitierung angeht, noch was deren Sicherheitsvorkehrungen betrifft.

In Artikel 63) heißt es deshalb:
a) Testfahrten sind auf für F1 Autos nicht genehmigten Strecken verboten. Um sicherzustellen, dass der Austragungsort zu jedem Zeitpunkt der Testfahrten den Lizenzvoraussetzungen entspricht, müssen Testteilnehmer die FIA über ihren Testplan in Kenntnis setzen, damit falls notwendig ein Beobachter eingesetzt werden kann.
b) Während aller F1-Tests muss das rote Flaggen-Prozedere eingehalten werden, darf kein anderes Fahrzeug auf der Strecke fahren, müssen alle vernünftigen Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheitsvorschriften des Artikels 16 des Anhangs H zu erfüllen.

Dieser Artikel 16 des Anhangs H besagt:
Die FIA betont, dass es nicht in ihrer Verantwortlichkeit liegt die privaten Testfahrten zu regulieren. Dies muss durch einen Vertrag zwischen dem Benutzer und dem Eigentümer der Strecke geschehen. Die FIA gibt jedoch Empfehlungen für die Sicherheit bei privaten Testfahrten heraus. Für alle privaten Testfahrten bei denen mit Fahrzeugen, die später an einer FIA-Veranstaltung teilnehmen sollen, hohe Geschwindigkeiten erzielt werden, wird ein Paket von Mindestsicherheitsvorkehrungen empfohlen:
1. ein medizinischer Service, der dem Artikel 9.3 des Anhangs H entspricht
2. die Stationierung von mit Feuerlöschern und einer adäquaten Kommunikationsanlage ausgestatteten Streckenposten rund um die Strecke
3. ausreichend schnelle Fahrzeuge für die Feuerbekämpfung
4. den verschiedenen Teams wird dringend empfohlen einen Standardvertrag, identisch für alle von ihnen, mit den Strecken aufzusetzen, auf denen sie ihre privaten Testfahrten bestreiten möchten.

Der erwähnte Artikel 9.3 des Anhangs H nennt zudem noch einige weitere medizinische Empfehlungen für die privaten Testfahrten der Teams:

  • Die Benennung eines verantwortlichen Arztes für die Organisation von Rettungsoperationen: Dieser Arzt darf der gewöhnliche Chief Medical Officer der Strecke oder ein anderer Arzt, der diese Autorität übertragen bekommen hat, sein.
  • die Anwesenheit eines Rettungsteams
  • ausreichend Krankenwagen zur Aufnahme von Verletzten
  • die Anwesenheit von einem oder mehr Ärzten die zur Reanimation befähigt sind sowie ein oder mehr Medical Cars.
  • die Alarmierung benachbarter Krankenhäuser
  • Ein Transportmittel zur Evakuierung per Straße oder Luft, welches für intensive Versorgung ausgerüstet ist.