Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen und Leser,

Am Wochenende war ich als Co-Kommentator der WTCC aktiv. Mich erreichte vor einer Woche ein Anruf des belgischen Fernsehsenders RTL-TVI und ich wurde gefragt, ob ich Lust hätte, am Sonntag Co-Kommentator beim WTCC Lauf in Silversone zu sein. Da ich ohnehin nichts vorhatte, habe ich sofort zugesagt. Bereits im vergangenen Jahr war ich mehrmals Formel 1 Co-Kommentator auf der RTBF und dem flämischen Kanal VRT. Dabei habe ich gute Kritiken bekommen und wahrscheinlich haben sie mich deshalb gefragt. Co-Kommentator zu sein ist nicht so schwierig. Die Rennen der WTCC waren spektakulär und dauerten 15 Runden – sie waren also schnell vorbei und es gab richtig viel Action. Vor einer Woche wusste ich noch nichts über die Serie, aber dann habe ich mich am Samstag zwei Stunden vor den PC gesetzt und das komplette Reglement studiert und mir Infos über die Fahrer besorgt. Deshalb war ich für Sonntag ganz gut vorbereitet. Insgesamt finde ich es toll, etwas über andere Meisterschaften zu lernen und mich anzupassen.

In der Formel 1 haben wir in Barcelona das Comeback von McLaren Mercedes gesehen. Im Grunde genommen sind sie seit Saisonbeginn schnell – der Speed ist auf jeden Fall da. Aber sie hatten immer kleine Probleme, die sie zurückgeworfen haben. In Barcelona hat alles gepasst und Kimi Räikkönen war viel schneller als die Konkurrenz! Im ersten Qualifying hat er einen Fehler in Kurve 2 gemacht und ohne den hätte er noch einen größeren Vorsprung im Zeittraining herausfahren können. Er hat dann das Rennen von der ersten bis zur letzten Runde dominiert.

Juan Pablo Montoya zeigte dagegen keine überzeugende Vorstellung. Er steht jetzt etwas unter Druck, denn er hat einen Fehler im Rennen gemacht und hatte einen Crash im Training. Er muss nun versuchen schneller zu sein als Kimi und das wird schwer werden, denn Kimi hat gute Chancen bei den nächsten Rennen starke Resultate herauszufahren. In meinen Augen ist er der größte Konkurrent von Alonso!

Michael Schumacher hatte dagegen große Probleme mit den Reifen. Zwei Reifen sind kaputt gegangen und er ist ausgefallen. Dazu war Ferrari nicht so schnell. Dafür gibt es eine Erklärung: Ferrari hat nicht so viel in Barcelona getestet. Anfang 2005 haben dort mehrere Tests stattgefunden. Aber die Teams beschwerten sich, dass der neue Belag zu rutschig sei. Bridgestone und Ferrari haben wenig in Barcelona getestet, weil es schwierig war, ein gutes Zusammenspiel zwischen Setup und Reifen zu finden. Bei einem neuen Belag muss generell erst ein bisschen das Öl aus dem Asphalt raus. Mit dem Gummiabrieb wird die Strecke schneller und besser.

Realistisch gesehen hat Schumacher keine Chance mehr auf die WM. Ferrari ist nicht stark genug, um jedes Rennen vor Renault zu landen. Sie werden mit Sicherheit Rennen gewinnen, aber sie sind nicht gut genug, um mit Schumacher und Barrichello die Renault zu schlagen. Es wird sehr schwierig werden.

An diesem Wochenende steht der Monaco GP an. Dort kommt es vor allem darauf an, kein nervöses Auto und kein Untersteuern zu haben. Denn ansonsten hat man Probleme beim Einlenken und dann kommt einem die Barriere sehr nah. Ganz wichtig ist auch eine gute Traktion für die langsamen Kurven – die Traktionskontrolle muss also optimal eingestellt sein.

Ein guter Start in Monaco ist ebenfalls ganz wichtig, denn man steckt schnell hinter einem langsameren Auto fest. In den letzten Rennen haben McLaren und Toyota gute Starts hingelegt und sind sehr nah am Renault dran.

Letztes Jahr siegte Trulli in Monaco und ich glaube, dass Toyota dieses Jahr eine richtig gute Chance auf den ersten Sieg haben wird. Ich sehe folgende drei Fahrer auf dem Podest: Kimi Räikkönen, Jarno Trulli und Fernando Alonso.

Was mich betrifft, so hat es keine neuen Entwicklungen gegeben. Es laufen weiterhin Gespräche im Hinblick auf ein Cockpit in der Champ Car Serie. Allerdings lassen wir nicht die F1 aus den Augen.

Genau wie im letzten Jahr werde ich am 24-Stundenrennen von Spa-Francorchamps teilnehmen und den Gillet Vertigo steuern. Das ist das einzige belgische Auto im Feld! Es ist ein kleines Auto mit einem Dreilitermotor. Letztes Jahr wurden wir Zwölfter und bei einem Rennen in Bahrain belegten wir Rang sieben und waren zweitbester in der GT2.

In zwei Wochen werden wir ein FIA GT Rennen in Imola bestreiten. Für uns ist es eigentlich eher ein Test, um den Wagen weiterzuentwickeln. Eigentlich bräuchten wir mehr Tests, einen besseren Motor und bessere Bremsen. Mit Glück ist ein Podestplatz zu erreichen. Aber viel mehr geht es darum dem Team zu helfen. Dort arbeiten tolle Leute mit kleinen Möglichkeiten. Aber sie haben einen großen Traum. Es ist nicht einfach, aber ich ziehe Parallelen zu meiner Karriere. Ich bin ein Fahrer mit großem Potenzial, der nicht genug Geld hat, um ganz nach oben zu kommen. Deshalb verstehe ich mich mit denen sehr gut.