Eine Hiobsbotschaft kommt selten allein - nur wenige Tage nach der unschönen Tank-Affäre rund um B·A·R-Honda erfuhr die Formel 1-Welt von einem administrativen Fehler des Toyota-Teams, welcher im schlimmsten Fall die Streichung aller vor dem Spanien-GP eroberten WM-Punkte zur Folge hat. Die in Köln stationierten Japaner haben ihre FIA-Lizenz nicht fristgerecht eingereicht. Um eine solche Superlizenz zu erhalten, muss ein Formel 1-Team zunächst eine von den nationalen Motorsportbehörden ausgestellte Bewerberlizenz vorweisen. Es soll Probleme beim Verlängern dieser seit 2000 laufenden Lizenz gegeben haben.

Die FIA erklärte in einem ersten Statement lediglich, dass der Fall untersucht werde. Toyota-Präsident John Howett reagierte einsichtig, erklärte gegenüber Reuters: "Wenn sie [Die Entscheidungsträger der FIA, d. Red.] Sanktion beschließen, müssen wir das akzeptieren. Die FIA hat das Recht, Sanktionen zu verhängen - aber ich hoffe, dass sie dabei den Umfang des Vergehens berücksichtigen werden. Wir haben wirklich versucht, in diesem Fall transparent zu sein."

Howett fügte hinzu: "Wir hatten keine nationale Lizenz, das kann ich nicht bestreiten. Es war ein Fehler, für den wir uns entschuldigen. Aber so wie wir es sehen, agiert die FIA in diesem Fall sehr sensibel." Howett erklärte seine Zuversicht, dass die FIA diesen Bürokratieverstoß mit weniger harten Sanktionen ahnden wird - also kein Punkteabzug, aber eine Geldstrafe.

FIA-Präsident Max Mosley reagierte auf die offenen und einsichtigen Worte des Toyota-Präsidenten mit Verständnis und beruhigenden Worten. Der Brite zog eine Trennlinie zwischen dem Fall B·A·R und dem Fall Toyota: "Im Fall Toyota handelt es sich um eine administrative Angelegenheit, um einen Fehler ohne einer betrügerischen Absicht."

Ein Punkteabzug scheint demnach unwahrscheinlich zu sein - eine solch harte Maßnahme wegen eines administrativen Fehlers wäre auch auf wenig Verständnis unter den Formel 1-Freunden gestoßen. Dies wiederum dürfte auch der Grund dafür sein, dass bislang keines der Konkurrenzteams Einspruch gegen Toyota eingelegt hat - denn mit einer solchen Maßnahme würde man sich einfach nur unbeliebt machen. Andererseits ist es nicht völlig unvorstellbar, dass man in manchen Teams zumindest einige Gedanken und Rechtsanwaltsstunden einem solchen Ansinnen gewidmet hat oder immer noch widmet...