Nicht so früh wie im Vorjahr, als Juan Pablo Montoya noch im alten Jahr 2003 die Silly Season für 2005 eröffnete, aber früher als in so manch anderer Saison begannt dieser Tage jene Zeit, in welcher die Gerüchteköche die verrücktesten Kreationen an Fahrerwechseln servieren.

Den Beginn machte hierbei die Sperre für British American Racing, was so manchen Koch auf den Plan rief und ihn zu einem weiß-blauen Ringtausch animierte: Heidfeld zu B·A·R und Button zu Williams. Was in dieser Saison allerdings wohl nur über die Leiche von Teamboss Nick Fry geschehen dürfte und somit auszuschließen ist, könnte im kommenden Jahr zum Zwang werden.

Denn wenn Button nicht bis Ende August 75% der WM-Punkte des Spitzenreiters aufweisen kann, darf er laut Ausstiegsklausel Brackley verlassen und muss Sir Frank Williams ihn, eigenen Aussagen von vor Saisonbeginn zu Folge, auch nehmen! Dann müsste er sich zwischen der Fahrerpaarung Button-Webber und Button-Heidfeld entscheiden.

Der Vorteil für Quick Nick: Die Ingenieure und Techniker in München und Grove loben den Mönchengladbacher in allerhöchsten Tönen. So bezeichnete Technikdirektor Sam Michael den Deutschen als "Roboter" und "perfekten Fahrer für Ingenieure", während Mario Theissen Nicks "Gabe" für technisches Feedback betonte. Nichtsdestotrotz wird im britisch-amerikanischen Gerüchtelager auch noch ein weiterer Name als möglicher Button-Ersatz gehandelt: Jener von IRL-Star Dan Wheldon.

Eine ganz andere Situation bietet sich derweil bei Red Bull, wo sich schon in dieser Saison drei Fahrer zwei Cockpits teilen - eine Variante die bei Williams 2006 wohl kaum Schule machen dürfte. Und auch bei den Dunkelblauen wird nach dem Übergangsjahr 2005 in der zweiten Saison nur noch ein Fahrerduo zum Einsatz kommen.

Und obwohl Tonio Liuzzi hier in Imola und Barcelona nicht so sehr glänzen konnte wie zuvor Christian Klien, stehen die Chancen für die beiden Youngster 2006 als Teamkollegen anzutreten durchaus gut. Für David Coulthard würde dies erneut, wie schon im vergangenen Winter, eine schwierige Situation heraufbeschwören, weshalb sich sein Manager Martin Brundle bereits im Fahrerlager umhört.

Jemand ganz anderes mischt sich derweil in die Fahrerwahl bei Jordan/Midland ein. Denn dort möchte kein geringerer als F1-Boss Bernie Ecclestone höchst persönlich am liebsten einen französischen GP-Piloten unterbringen. Schließlich hat die Grande Nation seit dem Rücktritt von Olivier Panis ins zweite Toyota-Glied keinen Stammpiloten mehr, was für Ecclestone nicht vertretbar ist - jedenfalls so lange es mit sinkendem Interesse und fallenden Einschaltquoten verbunden ist.

Entsprechend versucht der F1-Impresario schon seit einiger Zeit einen Franzosen ins zweite Jordan-Cockpit zu setzen, wo angeblich Tiago Monteiros Stuhl wackelt. Aber nicht nur die Franzosen haben ein Auge auf diesen Platz geworfen. Auch in den Niederlanden macht man sich Hoffnungen auf einen Landsmann im zweiten gelben respektive im nächsten Jahr dunkelblauen Auto.

Demzufolge soll Midland dem aktuellen Jordan-Testfahrer Robert Doornbos ein Angebot als Stammfahrer für 2006 gemacht haben und könnte sich auch schon 2005 eine Möglichkeit ergeben, sollten Tiago Monteiros Sponsoren ihre Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen. Allerdings macht sich hier auch Renault-Tester Franck Montagny Hoffnungen, weshalb er angeblich sogar eine Absage des 24 Stunden Rennens von Le Mans in Betracht ziehen würde.

Zu Bedenken bleibt jedoch, dass Teamboss Flavio Briatore schon vor Saisonbeginn ausschloss, dass man Montagny zu einem Hinterbänkler-Team würde ziehen lassen, wo er von einer Verpflichtung nicht profitieren würde. Aber noch haben die Gerüchteköche ja genügend Zeit, um sich einige neue Rezepte einfallen zu lassen...