Warum kollidierten Hamilton und Rosberg?

Nico Rosberg hatte in der Schlussphase des Rennens mit den Bremsen zu kämpfen. Am Ende der vorletzten Runde ging sein Break-by-Wire-System in den passiven Modus, was den Bremsweg bei der Anfahrt zu Kurve zwei verlängerte. Hamilton setzte sich auf der Außenseite neben Rosberg, um ihn zu überholen, wurde jedoch in die Auslaufzone abgedrängt. Dabei kam es zur Kollision, im Zuge derer Rosbergs Wagen stark beschädigte wurde, wodurch er bis auf den vierten Platz zurückfiel.

Während sich die Piloten gegenseitig die Schuld zuwiesen und Toto Wolff niemand den schwarzen Peter zuschieben wollte, machten die FIA Stewards Rosberg für den Unfall verantwortlich und belegten ihn mit einer Zeitstrafe ihn Höhe von zehn Sekunden sowie zwei Strafpunkten. "Das Auto mit der #6 gab dem Auto #44 keinen Raum und daher ist der Fahrer des Autos mit der #6 für die Kollision verantwortlich", lautet die Begründung.

Nico Rosberg fiel nach der Kollision auf Platz vier zurück, Foto: Sutton
Nico Rosberg fiel nach der Kollision auf Platz vier zurück, Foto: Sutton

Welche Konsequenzen drohen bei Mercedes?

Toto Wolff war seine Frustration über die erneute Kollision seiner Fahrer anzumerken. Direkt nach dem Zwischenfall fingen ihn die TV-Kameras ein, wie er wütend seine Faust schwang. Doch Gott sei Dank waren die Piloten zu diesem Zeitpunkt noch auf der Strecke. Bei der teaminternen Nachbesprechung des Österreich GP allerdings dürften deutliche Worte gefallen sein.

Gegenüber den Journalisten wurde Wolff bezüglich der Konsequenzen relativ konkret: "Man muss sich alle verfügbaren Optionen ansehen, und eine Option ist, die Reihenfolge zu einem gewissen Zeitpunkt des Rennens einzufrieren, was unpopulär ist und mich zum kotzen bringt, weil ich sehen möchte, wie sie racen", so der Mercedes-Motorsportchef.

Noch vor dem Großbritannien GP will man sich innerhalb des Rennstalls dazu zusammensetzen. Hamilton und Rosberg sollen dann aber wohl nicht mit am Tisch sitzen. "Wir werden eine Entscheidung unabhängig davon treffen, was sie sagen", stellte Wolff klar. "Der Kern des Rennteams wird diese Entscheidung treffen, und sie könnte in jede Richtung ausfallen. Das Ergebnis muss sein, dass wir Kontakt zwischen den beiden Autos verhindern, deshalb werden alle Optionen geprüft", betonte der 44-Jährige.

Warum bekamen Rosberg und Hamilton unterschiedliche Reifen?

Die Reifenwahl der Mercedes-Piloten für den letzten Stint des Rennens sorgte zunächst für Verwirrung. Während der in Führung liegende Rosberg mit superweichen Reifen ausgestattet wurde, bekam Hamilton die nominell langsameren Soft-Pneus, worüber sich der Brite am Funk auch beschwerte. Motorsportchef Toto Wolff klärte die Entscheidung nach dem Rennen auf.

"Mit Lewis versuchten wir eine Ein-Stopp-Strategie, weil wir erwarteten, dass Ferrari das Gleiche tun würde. Bei Nico wechselten wir jedoch früh auf zwei Stopps. Angesichts des Rennverlaufs zeigte sich, dass Nico die Oberhand haben würde. Deshalb wechselten wir auch bei Lewis auf zwei Stopps, um ihm die bestmögliche Chance auf den Sieg zu geben", erläuterte Wolff. "Lewis fuhr in seinem letzten Stint unseren bevorzugten Reifen, die weiche Mischung. Nico hatte aber keine Soft-Reifen mehr übrig, deshalb nahm er bis zum Ende die Supersofts."

Wie kam es zu Vettels Reifenplatzer?

Sebastian Vettel flog sein Reifen um die Ohren, Foto: Sutton
Sebastian Vettel flog sein Reifen um die Ohren, Foto: Sutton

Nächstes Reifen-Desaster für Sebastian Vettel. Nachdem ihm im vergangenen Jahr in Belgien in Führung liegend der Reifen explodierte, wiederholte sich nun die Geschichte in Spielberg. Auch dieses Mal flog dem Ferrari-Piloten der Reifen um die Ohren, erneut in Führung liegend. "Keine Ahnung, warum der Reifen kaputtgegangen ist. Es hat sich nicht angekündigt. Es gab keinerlei Anzeichen für einen bevorstehenden Reifenschaden", war Vettel fassungslos.

Die Strategie als Begründung für den Reifenschaden schließt Vettel, der einen unschönen 29. Geburtstag erlebte, aus. Ferrari wartete lange mit dem ersten Boxenstopp, am Ende zu lange? "Wir haben nicht Aggressives oder Dummes gemacht", stellt er klar. Insgesamt hatte der Reifensatz zum Zeitpunkt von Vettels Ausfall 29 Runden auf dem Buckel inklusive der drei Runden aus dem Qualifying. Im Rennen fuhr Felipe Nasr mit 27 Runden den längsten Stint auf den roten Reifen. Kein großer, aber doch der entscheidende Unterschied? Pirelli teilte inzwischen mit, dass der Vorfall zusammen mit Ferrari untersucht wird.

Warum landete Max Verstappen vor Daniel Ricciardo?

Obwohl Max Verstappen drei Plätze hinter Teamkollege Daniel Ricciardo ins Rennen ging, landete der Teeanger am Ende auf dem Podium, während für den Australier nur Blech übrig blieb. Bereits kurz nach Rennbeginn waren die beiden Bullen-Fahrer eng zusammen, da Verstappen eine Position gut machte, Ricciardo aber Nico Rosberg passieren lassen musste. Verstappen machte kurzen Prozess und überholte Ricciardo kurz darauf. Die entscheidende Lücke zwischen den beiden tat sich nach der Safety-Car-Phase auf. Runde um Runde setzte sich der Niederländer ab, Ricciardo fand nie die Pace seines Stallgefährten.

In Runde 60 hatte Ricciardo genug von seinen Reifen, er kam nochmals in die Box, um sich ultrasofte Pneus zu holen. Verstappen dagegen blieb auf seiner Ein-Stopp-Strategie und wurde nach der Mercedes-Kollision mit Rang zwei belohnt. Ricciardo dagegen konnte zwar noch Jenson Button überholen, mehr als Platz fünf blieb für den Australier nicht. "Es schien, als könnten wir die Pace mitgehen, aber während die anderen sich verbesserten und immer schneller wurden, wurden wir nur langsamer", so ein leicht frustrierter Ricciardo.

Wie schaffte es Pascal Wehrlein in die Punkte?

Pascal Wehrlein fuhr sensationell in die Punkte, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein fuhr sensationell in die Punkte, Foto: Sutton

Es war die große Sensation des Formel-1-Rennens in Spielberg. Pascal Wehrlein fuhr im unterlegenen Manor auf Rang zehn und damit in die Punkte. Für das Hinterbänkler-Team war es der erste Zähler, seit Jules Bianchi 2014 in Monaco auf Platz neun fuhr. Rookie Wehrlein sammelte den ersten Punkt seiner noch jungen Formel-1-Karriere. Doch wie kam es dazu? Nach einem bereits starken Qualifying startete Wehrlein von Rang zwölf und hielt sich gut, ehe er und sein Team Pech bei der Strategie hatten.

"Mitte des Rennens sah es mal ganz schlecht aus, weil wir ein blödes Timing mit dem zweiten Boxenstopp erwischt hatten. Denn eine Runde später kam das Safety Car raus und dann bin ich vom 12. Platz auf den letzten zurückgeflogen", erklärte Wehrlein. Der Deutsche verlor eine Runde, durfte sich aber kurz vor Ende der Safety-Car-Phase zurückrunden. Von da an holte er konsequent auf und pflügte ohne weiteren Boxenstopp durch das Feld. Gegen Rennende lieferte sich Wehrlein ein Duell mit Valtteri Bottas um Rang zehn, das er zwar verlor. Da Sergio Perez aber in der letzten Runde abflog, erbte Wehrlein den letzten Punkterang.

Wie kam Romain Grosjean auf Platz sieben?

Haas meldete sich in Spielberg mit einem starken siebten Platz durch Romain Grosjean in den Punkterängen zurück. Schlüssel für die Aufholjagd des Franzosen, der nur von Startplatz 13 aus ins Rennen ging, war die Strategie. Auf den Supersofts gestartet, wartete Grosjean lange bis zum ersten Stopp. Diesen absolvierte er dann während der Safety-Car-Phase, wodurch er weniger Zeit verlor als die Konkurrenten, die bereits vorher an die Box kamen. Da er in der Boxengasse zu schnell war, erhielt Grosjean eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe, die ihm nach dem Rennen aufaddiert wurde. Sein Gegner im Kampf um Rang sieben, Sergio Perez, crashte in der letzten Runde beim Versuch, die Lücke unter diese fünf Sekunden zu drücken.

Was war bei Nico Hülkenberg los?

Vom Start weg passte es bei Nico Hülkenberg überhaupt nicht. Erst packte seine Kupplung nicht richtig, was ihn die ersten Positionen gekostete, dann bekam der Force-India-Pilot seine Reifen aufgrund der kühleren Temperaturen nicht zum funktionieren. Dadurch verbrauchte er die Reifen bedeutend schneller als ihm lieb war und es folgten viele Boxenstopps, die ihn immer weiter zurückwarfen. Am Ende musste er dann vorzeitig aufgeben, weil seine Bremsen ihren Dienst versagten und er dadurch zum Sicherheitsrisiko geworden wäre.