Der Schuldige für die Kollision zwischen den beiden Silberpfeilen in der letzten Runde des Österreich GP ist gefunden, zumindest nach Meinung der Renn-Stewards. Nico Rosberg hat eine Zeitstrafe von zehn Sekunden und zwei Strafpunkte auf sein Fahrer-Konto bekommen. Damit gilt er offiziell als der Schuldige des Zusammenpralls. Zudem hat der WM-Führende eine Verwarnung erhalten, weil er mit seinem beschädigten Mercedes weiterfuhr, anstatt das Auto aus Sicherheitsgründen abzustellen.

Die Begründung der Rennkommissare: "Nach Kenntnisnahme des umfangreichen Beweismaterials durch beide Fahrer sowie Videos und die Telemetriedaten, war es offensichtlich, dass Auto #44 [Lewis Hamilton] vor Auto #6 [Nico Rosberg] war - sprich mehr als nur komplett daneben. Der Fahrer von Auto #44 hätte klar auf der Strecke bleiben können, wenn es nicht zur Kollision gekommen wäre. Das Auto mit der #6 gab dem Auto #44 keinen Raum und daher ist der Fahrer des Autos mit der #6 für die Kollision verantwortlich."

Am Gesamtergebnis ändert sich durch die nachträgliche Zeitstrafe für Rosberg nichts. Er hatte knapp 14 Sekunden Vorsprung auf Daniel Ricciardo auf Rang fünf und wird somit seinen vierten Rang und die zwölf WM-Punkte behalten.

Vollkommene Überraschung

Rosberg selbst sah sich nicht als alleinigen Schuldigen des Unfalls. "Ich war auf der Innenseite und habe das Recht mich zu verteidigen. Ich muss nicht auf der Ideallinie fahren", so Rosberg nach dem Rennen. "Ich hatte Lewis auf der Außenseite und wollte ihn auch dort halten. Natürlich habe ich ihm dabei immer Platz auf der Strecke gelassen, das ist klar, das war immer die Intention."

Rosberg selbst rechtfertigte die Kollision damit, dass er vollkommen überrascht davon gewesen sei, dass Hamilton plötzlich einlenkte. Er ist überzeugt davon, dass er seinem Teamkollegen zu jeder Zeit genug Platz auf der Strecke gelassen hat. Auf die Frage, ob der Unfall nicht passiert wäre, wenn Hamilton nicht eingelenkt hätte, war Rosbergs Aussage eindeutig: "Definitiv, ja."

Nico Rosberg lag in Österreich lange in Führung, Foto: Sutton
Nico Rosberg lag in Österreich lange in Führung, Foto: Sutton

Christian Danner auf Rosbergs Seite

Damit teilt Rosberg die Meinung von Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Er kann gut verstehen, dass Rosberg in der finalen Rennrunde alles versuchte, um vorne zu bleiben und seinen dritten Sieg in Folge auf dem Red Bull Ring einzufahren. "Man kann ihm keinen Strick draus drehen, dass er Lewis das Leben schwer macht, das finde ich völlig in Ordnung. Wenn die zwei kollidieren, stellt sich die Frage, wer die Kollision vermeiden hätte können, und der hieß Lewis Hamilton", sagte Danner zu Motorsport-Magazin.com.

Hamilton wusste laut Danner ganz genau, wo Rosberg sind befand und hätte das nicht ignorieren dürfen. "Nur das Selbstverständnis von Lewis Hamilton sagt: Verpiss dich! Ich bin da. Er hat reingezogen, obwohl er genau wusste, da ist einer", kritisierte Danner den dreimaligen Weltmeister. "Er hat es gemacht, weil er bislang immer die Tatsache ignoriert hat, dass Nico dort ist. Er hat es aus dem Gehirn gestrichen, nur deswegen sind sie zusammengestoßen."

Die Alternative für Hamilton wäre gewesen, eine weitere Linie zu fahren und somit den Zusammenprall zu vermeiden. In diesem Fall hätte er allerdings vermutlich seine Chance auf den Sieg verloren. "Aber das ist halt nicht Hamilton, der hält rein", fügte Danner hinzu.