Eines vorweg: Dies ist kein Werbetext. Mir liegt das Schicksal des Deutschland GP am Herzen und ich finde es unfair, wie in der Vergangenheit mit der Veranstaltung auch in der Öffentlichkeit umgegangen wurde. Die Formel 1 in einem leeren Motodrom lässt mein Herz bluten. Eine deutsche Marke, ein Deutscher, der die WM anführt, ein Deutscher im Ferrari und insgesamt vier deutsche Piloten in der Startaufstellung. Was brauchen wir mehr?

Als Max Verstappen den Spanien GP gewann, stiegen die Ticketverkäufe für den Belgien GP in der nachfolgenden Woche um das 22-fache an! Klar, wir Deutsche sind erfolgsverwöhnt, aber so einen Boom wünsche ich mir auch wieder für unseren Sport. Und der Verstappen-Boom zeigt auch: Es liegt nicht nur am - teilweise zu Unrecht - viel kritisierten Sport, dass mancherorts die Zuschauer ausbleiben - es liegt auch an den Heros. Und davon haben wir wohl genügend bei uns zuhause.

Grund 1: Schicksal des Deutschland GP

Alle jammern, niemand tut etwas dagegen. Ein bekanntes Phänomen. So auch 2015, als es keinen Deutschland GP gab. Der Aufschrei war groß, doch bei den Besucherzahlen von 2014 konnte der Hockenheimring das Risiko für eine außerplanmäßige Austragung nicht eingehen - denn turnusmäßig wäre der Nürburgring an der Reihe gewesen, das darf nicht vergessen werden.

Ein trauriges Bild: Leeres Motodrom bei der Formel 1, Foto: Sutton
Ein trauriges Bild: Leeres Motodrom bei der Formel 1, Foto: Sutton

2017 wäre eigentlich wieder der Nürburgring an der Reihe, doch dass die Formel 1 in die Eifel zurückkommt, ist in etwa so wahrscheinlich wie der Weltmeistertitel von Ferrari in diesem Jahr. Der Vertrag zwischen FOM und Hockenheim läuft bis 2018. Doch wenn 2016 wieder ein Minusgeschäft für den Hockenheimring wie 2014 wird, dann ist auch die Austragung 2018 nicht sicher.

Im aktuellen Kontrakt hat Hockenheim gute Konditionen, verglichen mit anderen Rennstrecken. "Wir haben einen guten Vertrag", ist sich Geschäftsführer Georg Seiler sicher. "Wir haben einen Vertrag, aber keinen guten", meint hingegen Bernie Ecclestone. Zu gleichen Konditionen wird es über 2018 hinaus schwierig, die Formel 1 nach Deutschland zu holen. Und schon jetzt ist es eine Mammutaufgabe. Floppt der Deutschland GP 2016, floppt die Formel 1 in Deutschland vielleicht für längere Zeit.

Grund 2: Preis/Leistungs-Verhältnis nahezu unerreicht

Wie bitte? Die Formel 1 soll viel fürs Geld bieten? Definitiv. Völlig überteuerte Ticketpreise, über die oftmals geschimpft wird, gibt es eher beim Fußball als in der Formel 1. Sicherlich ist ein Tribünenticket Südtribüne Oberrang mit 519 Euro kein Schnäppchen, aber es geht auch billiger. Und billiger ist nicht unbedingt schlechter. Wer den Motorsport liebt, der weiß die Innentribüne im Motodrom und die Sachskurve zu schätzen.

Neben der F1 gibt es auch noch GP2, GP3 und Porsche Supercup, Foto: Sutton
Neben der F1 gibt es auch noch GP2, GP3 und Porsche Supercup, Foto: Sutton

Im Motodrom gibt es keine schlechten Plätze, das weiß jeder, der schon einmal dort war. Und viel näher kommt man in der Formel 1 nicht an die Strecke. Die Auslaufzonen sind hier verhältnismäßig klein - und es gibt noch Kiesbett! Für 200 Euro gibt es schon gute bis sehr gute Tickets fürs Motodrom und Kinder zahlen auf allen Tribünen nur 50 Euro fürs Wochenende. Die billigsten Tickets für 100 Euro sind leider schon weg.

Klar, auch 200 Euro sind kein Pappenstiel, aber in Anbetracht des Gebotenen sicherlich angemessen. Schon am Donnerstag beginnt das Programm, von Freitag bis Sonntag gibt es jeden Tag von früh bis abends Action auf der Strecke. GP2, GP3, Porsche Supercup und natürlich die Formel 1. Besser geht es eigentlich nicht für Motorsportfans.

Selbst ein Freundschaftsspiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen einen interessanten Gegner kostet mal locker 50 Euro - für einen mäßigen Sitzplatz. Dort bekommt man 90 Minuten fürs Geld - nicht mehr. Macht 33 Euro pro Stunde Action beim Fußball. Rechnet man nur die Formel-1-Sessions und einen Ticketpreis von 200 Euro, sind das rund 30 Euro pro Stunde Action. Dann gibt es noch GP2 und so weiter.

Grund 3: Die Kleinen unterstützen

Bernie Ecclestone kommt dem kleinen Hockenheimring ohnehin schon entgegen, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone kommt dem kleinen Hockenheimring ohnehin schon entgegen, Foto: Sutton

Im Sport unterstützen viele den kleinen sympathischen Underdog. Und genau der ist Hockenheim. Ohne Zuschüsse von Land und Bund oder einem Gönner muss die Traditionsstrecke die Veranstaltungen stemmen. Das gibt es im heutigen Rennkalender kaum mehr.

Nahezu alle Rennen erhalten teilweise gewaltige finanzielle Unterstützung. Der Hockenheimring eben nicht. Und somit zählt auch die Kritik, Hockenheim müsse etwas am Rahmenprogramm machen, nicht. Ein Konzert würde den Veranstalter zusätzlich die Summe X kosten. Wie viele zusätzliche Karten werden nur wegen des Konzerts verkauft? Es müssten so viel mehr sein, dass Summe X wieder hereinkommt - fast unmöglich. Der Hockenheimring tut beim Rahmenprogramm alles, was in seiner Macht steht.

Wer Hockenheimring Geschäftsführer Georg Seiler und seine Mannschaft kennt, der weiß, dass ihnen das Schicksal des Deutschland GP am Herzen liegt. "Sie sind keine Racer", sagte Bernie Ecclestone einst über die neuen Geschäftsführer am Nürburgring. Das kann man den Herrschaften am Hockenheimring nicht vorwerfen.