Torpedo! Verrückter! Selbstmörderisch! Keine zwei Wochen ist es her, dass Sebastian Vettel in China mit seinen Funksprüchen und Äußerungen über Daniil Kvyat für Schlagzeilen sorgte. Warum? Vettel machte seinen Nachfolger bei Red Bull dafür verantwortlich, dass er selbst in Kurve eins mit seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen kollidiert war. Kvyat sei auf der Innenlinie einfach viel zu schnell in die Kurve hineingestochen, sodass er habe ausweichen müssen und dabei in Räikkönen gekracht sei.

Die wenigsten teilten die Meinung Vettels. Selbst dessen eigener Teamchef, Maurizio Arrivabene, kritisierte seinen Fahrer, man zeige nicht mit dem Finger auf andere. Zurücknehmen will Vettel seine harten Worte mit viel Abstand dennoch nicht. "Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass das zwei Wochen später immer noch ein Thema ist. Das jetzt neu aufzukochen, finde ich nicht so spannend. Alles wurde dazu gesagt. Ich habe direkt mit ihm gesprochen, zum ersten Mal im Raum vor dem Podium, und das geklärt. Ich wusste aber nicht, dass die Kamera dabei war", sagt Vettel am Donnerstag in Russland.

Vettel: Alle schreien doch immer nach Emotionen

Geändert hätte das allerdings nichts. "Ich würde das Gleiche nochmal sagen", stellt Vettel in Sochi klar. "Nach dem Rennen bist du natürlich noch heiß und die Emotionen pumpen, aber das wollen wir doch auch! Warum sollte ich mich jetzt hier hinsetzen und sagen 'Oh, ich hätte vielleicht ruhiger sein sollen.' Manchmal sagt man Dinge, die man später so nicht mehr sagen würde", erklärt sich der Ferrari Star.

Er habe es jetzt eben so gesagt wie er es gesagt habe und dazu stehe er. Überhaupt: "Ich hab ja nichts Schlechtes gesagt." Auch komme er weiterhin gut mit Kvyat aus, versichert Vettel. Tatsächlich scherzte das Duo ja schon auf dem Podium in China wieder. "Ich komme gut mit ihm klar. Ich wurde oft gefragt, ob das jetzt schlecht sei für unsere Beziehung. Das ist totaler Blödsinn", sagt Vettel. "Im Gegenteil: Ich komm sehr gut mit ihm aus."

Räikkönen ohne Groll gegen Kvyat oder Vettel

Etwas nüchterner sieht er den Vorfall dennoch. "Am Ende war es ein Rennzwischenfall. Es ist normal, dass man sich auf der Strecke mal in die Quere kommt. Für ihn wars der beste Ausgang, für Kimi und mich nicht so. Aber am Ende ist es so", sagt Vettel. Ähnlich locker sieht Kimi Räikkönen die Angelegenheit. "Ich sehe keinen Grund, das zwischen den beiden zu kommentieren. Am Ende waren es aber wir, die den größten Preis bezahlt haben. Aber wir haben uns dafür, was in der ersten Kurve passiert ist, sowieso noch gut rehabilitiert und noch viele Punkte geholt", sagt der Finne.

Gegen Unfallgegner Vettel hegt Räikkönen genausowenig einen Groll wie gegen Kvyat. Die Ferrari-Piloten bleiben Kumpel. "Es gibt da keine Missstimmung. Natürlich war es für mich schlimmer als für die anderen beiden. Aber das ist Racing. Das gehört eben dazu", sagt Räikkönen. "Wir wollen keine Unfälle haben - egal mit wem. Aber manchmal passiert es eben, wenn 22 Autos in den ersten drei Kurven sind."

Sorry Kumpel. Vettel und Räikkönen bleiben Freunde, Foto: Sutton
Sorry Kumpel. Vettel und Räikkönen bleiben Freunde, Foto: Sutton

Kvyat ist einfach zufrieden mit sich selbst

Und Kvyat? Der ist einfach sehr, sehr zufrieden mit sich. "Ich denke, alles hat meine Sicht der Dinge bestätigt", kommentiert der Russe nach erneuter Ansicht einer Wiederholung. "Ich denke, dass ich alles in allem das getan habe, was jeder konkurrenzfähige Rennfahrer tun würde." Auch er hat mir der Sache somit abgeschlossen. "Ich denke, dass eigentlich jeder seine Meinung dazu gesagt hat, auch die Beteiligten. Aber jetzt ist genug dazu gesagt worden. Jetzt ist es an der Zeit, die Seite umzublättern und nach vorne zu sehen."