Seinem Spitznamen könnte Nico "Hulk" Hülkenberg gerade eigentlich alle Ehre machen: In der Formel-1-Saison 2016 läuft es bisher einfach nicht für den Deutschen. Beim Saisonstart in Australien sammelte der Fahrer in Diensten Force Indias als Siebter immerhin noch ein paar Punkte, doch es folgten zwei Nullnummern. Teamkollege Sergio Perez steht mit gänzlich leerem WM-Zähler-Konto da.

Wutausbruch also programmiert? Mitnichten. Eine gewisse Verbitterung schwingt in der Stimme Nico Hülkenbergs jedoch mit, als er im Vorfeld des Russland GP den Journalisten die aktuelle Lage seines Teams schildert. "Wir müssen uns echt strecken und kämpfen. Für uns muss gerade alles echt top laufen, damit wir hier noch ein paar Pünktchen kriegen", sagt Hülkenberg in Sochi.

Force India: Pechsträhne trifft Performance-Probleme

Ja, der Saisonstart in Melbourne sein noch ganz gut gewesen. Aber insgesamt sei das Team in den ersten drei Saisonrennen komplett nicht von Glück gesegnet gewesen. "In Melbourne war das Ergebnis in Ordnung, aber selbst dort hat uns die rote Flagge weh getan. Und dann Bahrain und China - das waren nicht die besten und einfachsten Rennen für uns", erinnert Hülkenberg. Die Umstände hätten einfach nicht für Force India gespielt.

Einzig auf das Pech schieben möchte der Deutsche die Durststrecke seines Rennstalls jedoch nicht. "Auf einer Runde sehen wir nicht so schlecht aus, aber in den Longruns sind wir momentan leider nicht so gut aufgestellt. Deshalb wird es auch hier eher schwierig", bekennt Hülkenberg. Besonders schade an diesem Wochenende - denn: In Russland feiert der Deutsche F1-Jubiläum, bestreitet seinen hundertsten GP in der Formel 1. "Es ist ein schöner Meilenstein. Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, die von sich behaupten können, 100 Formel-1-GPs auf dem Buckel zu haben", sagt Hülkenberg.

Hülkenberg sieht bei Force India viel Luft nach oben

Doch zurück zur sportlichen Situatiom. Was ist die Ursache des gegenwärtigen Übels? Sein VJM09 brauche aktuell insbesondere noch mehr Abtrieb und ein besseres Reifenmanagement, sagt Hülkenberg. Ende der vergangenen Saison hatte Force India immerhin noch weit vorne mitgekämpft - dank einer B-Version des damaligen Boliden. Auf dessen Qualitäten baute das Team im Winter auf statt einen revolutionäreren Weg einzuschlagen. Ist das der Fehler gewesen? "Nein", sagt Hülkenberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com - und versichert: "Wir haben noch gut Luft nach oben, aber es dauert gerade leider ein bisschen länger."

Die Hoffnung ist also augenscheinlich alles andere als gestorben, überwiegt vielleicht versteckte Wut und Verbitterung. Überrascht sei er von der aktuellen Situation ohnehin nicht. "Nach den Wintertestfahrten hatte ich schon dieses Gefühl", sagt Hülkenberg. Er sei absolut zuversichtlich, dass Force India das Ruder 2016 - wie schon im Lauf des Vorjahres - noch herumreißen werde: "Wir haben schon sehr bald mehr Performance in der Pipeline. Darauf freue ich mich, es wird uns auf jeden Fall viel helfen. Wie viel, müssen wir abwarten. Aber es wird ein Schritt nach vorne sein. Ich habe volles Vertrauen, dass wir unsere Performance verbessern und wieder da sind, wo wir in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres waren."

Dann könne gerne auch die Pechsträhne enden. "Vielleicht ist es ja sogar gut, sie jetzt zu haben - wenn die Performance noch nicht so gut ist", meint Hülkenberg. "Das Glück kann dann kommen, wenn auch die Performance in der zweiten Hälfte stimmt." In Wirklichkeit ist der Hülk also kein Wut-Mensch, sondern Zweckoptimist ...