In einer Woche wird es für Pascal Wehrlein ernst. Der amtierende DTM-Champion bestreitet beim Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne sein erstes Rennen in der Königsklasse. Dabei werden aber nicht nur die deutschen Fans und Medien ganz genau hinsehen, sondern auch Toto Wolff wird ein Auge auf Wehrlein haben. Bei Mercedes erwartet man einiges von ihrem Nachwuchsmann.

"Pascal ist extrem konkurrenzfähig, das gehört zu seiner Natur. Das hat ihn dahin gebracht, wo er heute ist", lobt Wolff seinen Schützling im Rahmen der Mercedes-Saisoneröffnung in Stuttgart. Doch nun erwarte man mehr als nur die reine Pace. "Er muss eine Ziele nun ganz anders setzen in diesem Jahr", erklärte Wolff. Konkret fordert Wolff von Wehrlein neben guten Rennen einen gewichtigen Beitrag bei der Weiterentwicklung des Manor-Teams. Auch wenn er mit 21 Jahren noch extrem jung ist.

Pascal Wehrlein triumphierte 2015 in der DTM, Foto: Speedpictures
Pascal Wehrlein triumphierte 2015 in der DTM, Foto: Speedpictures

"Er muss das Team nun hinter sich bringen und einen wichtigen Beitrag leisten, um das Auto weiterzuentwickeln. Das gehörte bislang in seiner Karriere nicht zu seinen Prioritäten. Daher möchte ich gerne sehen, dass er den Fokus auf diese Ziele legt", äußert der Mercedes-Teamchef seine Erwartungen ganz deutlich. "Meine Erwartung ist es, zu hören, dass er das Team auf ein neues Level hebt."

Dabei will Wolff seinen Jungstar nicht unbedingt unter Druck setzen. Er soll auf die möglicherweise kommende, große Aufgabe im Werksteam vorbereitet werden. "Nico und Lewis sind unsere Realität, das sind unsere Fahrer im Jahr 2016 und beide gehören zur Familie", sagt Wolff zwar im Exklusivinterview mit Motorsport-Magazin.com. Jedoch: "Pascal ist die Zukunft in der Formel 1. Wir unterstützen ihn, weil wir glauben, dass er eines Tages das Zeug hat, in unserem Auto zu sitzen. Aber dazu muss er dazwischen noch einige Stufen bewältigen und dazu gehört, dieses kleine Team jetzt vorwärts zu bringen und sich als Teamplayer zu beweisen", erklärt Wolff die Wichtigkeit dieses Schrittes für Werhlein.

Für Wehrlein ist der Umstieg in die Formel 1 nicht nur technisch eine andere Welt. Auch die Zielsetzung ist für den erfolgsverwöhnten Worndorfer eine komplett andere. "Dieses Jahr weiß ich, dass ich wahrscheinlich nicht um einen Sieg kämpfen werde. Der erste Auftrag wird sein, meinen Teamkollegen zu schlagen und auf die anderen Teams aufzuholen. Und dann in ein paar Rennen auch Highlights zu setzen", formuliert er seine sportlichen Ziele.

Der Lernprozess sei dabei trotz des Erwartungsdrucks von Mercedes wichtig. Dabei kommt es Wehrlein zugute, dass er im vergangenen Jahr bereits die Abläufe bei Mercedes und auch Force India zumindest erleben durfte. "Ich glaub, ich kann sehr viel lernen, denn ich war jetzt eineinhalb Jahre Mercedes gewohnt und mit Sicherheit arbeitet Mercedes anders als Manor. Ich war auch bei einem Test letztes Jahr bei Force India. Und das hilft mir denke ich generell, dass sich sehe, wie die verschiedenen Teams arbeiten", so Wehrlein.

2015 testete Wehrlein für Force India in Spielberg, Foto: Sutton
2015 testete Wehrlein für Force India in Spielberg, Foto: Sutton

Langer Weg bis zum Wehrlein-Cockpit

Die Gewissheit, für Manor die Saison bestreiten zu können, kam für Wehrlein Mitte Februar. Zuvor gab es monatelang bereits den Willen seitens Mercedes, ihren Rohdiamanten in der Formel 1 unterzubringen. Jedoch war das kein einfaches Unterfangen, wie Wolff erklärt. "Wir kennen die wirtschaftliche Realität von Manor. Deshalb haben wir, was Pascal betrifft, zuerst einen Motorendeal mit Manor gemacht und dann als zweiten Punkt für Pascal diesen Sitz fixiert." Dabei brauchte es aber trotz der Lieferung der Power Units noch einige Verhandlungen. Denn Manor ist auf Sponsorengelder der Fahrer angewiesen. "Ich respektiere Stephen Fitzpatrick [Manor-Besitzer; Anm.] und die Organisation, sie müssen mit dem Budget klarkommen und daher brauchte es eine Weile, eine Übereinkunft zu finden", so Wolff.

Am Ende kam diese zustande und Wehrlein wird in Australien sein Formel-1-Debüt bestreiten. Konkrete Zielsetzungen, wie weit es nach vorne gehen kann für Manor, liefert er jedoch nicht. "Ich denke, es ist recht schwierig, irgendwelche Erwartungen zu nennen", gesteht er. "Ich bin ins Team gekommen und weiß, dass es letztes Jahr auf dem letzten Platz war. Es ist schwer, da Erwartungen zu äußern. Aber ich denke, das Setup ist nun viel besser als im letzten Jahr. Es gibt viele gute, neue Leute, den Mercedes-Motor, ein neues Auto", zählt er die Fortschritte auf. Zunächst tappe man jedoch noch im Dunkeln.