Für die neue Regierung in Argentinien, insbesondere Tourismusminister Gustavo Santos, steht die Rückkehr der Formel 1 ins Heimatland von Juan Manuel Fangio auf der Wunschliste. Auch andere Großevents will der Minister ins Land holen, um es besser zu vermarkten. "Dies sind Herausforderungen, die kostspielig und kompliziert sind, aber es ist unsere Entscheidung, nach ihnen zu streben", sagte er laut der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Eine Erklärung für das Bestreben findet sich in der Geschichte der Formel 1 in Argentinien. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick zurück.

Vor 60 Jahren, am 22. Januar 1956, fuhr Fangio bei seinem Heimrennen auf Ferrari den Sieg ein. Er musste sich die Punkte für den Sieg allerdings mit seinem Teamkollegen Luigi Musso teilen, da er nach einem technischen Defekt an seinem eigenen Auto den Boliden von Musso übernommen hatte. Kein ungewöhnliches Vorgehen, denn Fangio tat dies im selben Jahr auch in Monaco und Italien.

Juan Manuel Fangio war der Grund für den Bau einer Formel-1-Strecke, Foto: Sutton
Juan Manuel Fangio war der Grund für den Bau einer Formel-1-Strecke, Foto: Sutton

Fangio als Initialzündung

Fangio spielte auch bei der Entstehung der Formel-1-Strecke in Buenos Aires eine entscheidende Rolle, denn der damalige Präsident Juan Peron beschloss aufgrund der Erfolge Fangios den Bau des Kurses. Dieser hieß zunächst Autodromo 17 de Octubre, ehe er Mitte der 50er Jahre in Autodromo Municipal Ciudad de Buenos Aires umbenannt wurde. Nur zehn Jahre später erfolgte eine weitere Umbenennung in Autodromo Municipal del Parque Almirante Brown de la Ciudad de Buenos Aires. Erst 1989 gab es dann wieder einen neuen Namen - Autodromo Oscar Alfredo Galvez -, der seit 2008 abgewandelt auf Autodromo Juan y Oscar Galvez besteht.

Der Kurs in Buenos Aires wurde mehrfach umbenannt, Foto: Sutton
Der Kurs in Buenos Aires wurde mehrfach umbenannt, Foto: Sutton

Der Kurs befindet sich in einem Park im Süden der argentinischen Hauptstadt und bietet unterschiedliche Streckenvarianten, die im und auch gegen den Uhrzeigersinn gefahren wurden. 1953 fand dort nicht nur der erste Argentinien Grand Prix statt, sondern das erste Formel-1-Rennen in Südamerika überhaupt. Allerdings verlief die Premiere alles andere als reibungslos. Dass Fangio nach 36 Runden aufgeben musste, war dabei nur eine kleinere Notiz, denn ein Unfall kostete neun Zuschauer das Leben, viele andere wurden verletzt. 400.000 Menschen waren Schätzungen zufolge an die Strecke geströmt, die damit völlig überlastet war.

Im zweiten Anlauf gewann Fangio sein Heimrennen, der Auftakt einer Serie von insgesamt vier Erfolgen. Das Rennen im Jahr 1955 ging dabei in die Geschichte ein, denn mit 40 Grad Luft- und 51 Grad Asphalttemperatur war es eines der heißesten aller Zeiten. Nach dem Grand Prix von 1960 verschwand das Rennen wieder aus dem Kalender, da Fangio seinen Rücktritt erklärt hatte und Premierminister Peron ins Exil gegangen war.

Carlos Reutemann verpasste 1974 knapp den Sieg, Foto: Sutton
Carlos Reutemann verpasste 1974 knapp den Sieg, Foto: Sutton

Reutemann bleibt ohne Heimsieg

1972 feierte der Argentinien Grand Prix ein Comeback und brachte dem Land einen neuen Lokalmatadoren: Carlos Reutemann. Er fuhr bei seinem Heimrennen - seinem ersten Formel-1-Rennen überhaupt - auf die Pole Position. Das war vor ihm nur einem anderen Fahrer gelungen. 1974 verpasste Reutemann nur knapp den ersten Sieg vor heimischem Publikum, als sein Brabham mit leerem Tank ausrollte. Das Rennen wurde damals auf einer extremen Streckenvariante mit zwei Geraden von mehr als einem Kilometer Länge ausgetragen. Das bedeutete sage und schreibe 45 Sekunden Vollgas. Reutemann sollte sein Heimrennen nie gewinnen.

1980 kam es zum Eklat: Die Fahrer beklagten sich über den Zustand der Strecke und drohten mit Boykott. Der Asphalt brach aufgrund der Hitze auf, Schotter verteilte sich auf der Strecke und schickte einige Fahrer ins Gras. Dennoch fand das Rennen statt und nach einem harten Kampf um den Sieg triumphierte Alan Jones. Nelson Piquet und Keke Rosberg fuhren erstmals aufs Podium, während Alain Prost in seinem ersten Formel-1-Rennen den ersten Punkt erzielte.

1980 erwägten die Piloten einen Boykott des Rennens, Foto: Sutton
1980 erwägten die Piloten einen Boykott des Rennens, Foto: Sutton

1982 hätte erneut ein Argentinien Grand Prix stattfinden sollen, doch wegen des Rückzugs von Sponsoren sowie des Kriegs um die Falklandinseln verschwand er ein weiteres Mal aus dem Kalender. Zudem gab Reutemann 1982 seinen Rücktritt bekannt. Nach einem gescheiterten Versuch, das Rennen 1986 wieder aufleben zu lassen, erwarb 1991 ein privates Konsortium die Strecke, benannte sie um und modernisierte sie. 1994 stand der Grand Prix wieder im Kalender, wurde jedoch abgesagt, um weiter modernisieren zu können.

1995 feierte der Argentinien Grand Prix schließlich ein weiteres Comeback, das Damon Hill gewann. Nach drei weiteren Rennen war jedoch erneut Schluss, da die Organisatoren finanzielle Probleme ereilten. Das für 1999 geplante Rennen musste abgesagt werden. 2012 versuchte die damalige Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner, Argentinien wieder auf die Formel-1-Landkarte zu bringen, allerdings mit einem Stadtkurs in Mar del Plata. Verträge wurden jedoch nie unterzeichnet und Bernie Ecclestone erklärte, er sei bereit für eine Rückkehr nach Argentinien, sofern er mit seriösen Leuten verhandeln könne. Ob diese Prämisse nun gegeben ist, wird sich zeigen.