Der letzte Trainingsfreitag der Formel-1-Saison 2015 ist geschlagen. Wenig überraschend hatten auch in Abu Dhabi die Mercedes-Piloten die Nase deutlich vorne. Lewis Hamilton sicherte sich im ersten Training die Bestzeit, Nico Rosberg lag in der zweiten Session voran. Steht also auch beim Saisonfinale ein Silberpfeil-Sieg ins Haus? Motorsport-Magazin.com nimmt die Longruns unter die Lupe.

Ein letztes Mal stehen die Reifen im Fokus, Foto: Sutton
Ein letztes Mal stehen die Reifen im Fokus, Foto: Sutton

Pirelli liefert die beiden weichsten im Sortiment vertretenen Reifenmischungen nach Abu Dhabi. Da das Rennen zum gleichen Zeitpunkt wie das zweite Training stattfindet - der Start erfolgt noch bei Tag, der Zieldurchlauf in der Dunkelheit -, handelte es sich dabei um die wichtigste Session des Rennwochenendes.

Laut Pirelli-Sportdirektor Paul Hembery überhitzten die weichen Reifen im ersten Training noch, während sie in der zweiten Session ob der fallenden Temperaturen an Performance zulegten. "Zwischen superweichen und weichen Reifen liegen 1,7 Sekunden", erklärte der Brite, der am Sonntag mit einer Zwei-Stopp-Strategie rechnet.

Ferrari und Mercedes auf Augenhöhe

Anders als über eine Runde lieferten sich Mercedes und Ferrari mit vollen Tanks ein Kopf-an-Kopf-Duell. Auf den superweichen Pneus konnte Kimi Räikkönen, der ein Spezialprogramm mit ungewöhnlich vielen Runden absolvierte, die Zeiten von Nico Rosberg mitgehen und stellenweise sogar unterbieten. Damit manifestierte sich der Trend, dass Ferrari 2015 besonders schnell ist, wenn die Reifen weich sind.

Berücksichtig werden muss allerdings, dass Rosberg in Abu Dhabi einen bereits ausgesprochen alten Motor fährt. Nach seinem Defekt in Monza muss der Deutsche in dieser Saison mit nur drei Antriebssträngen auskommen, was zu Lasten der Leistungsfähigkeit - nicht zuletzt auf den Geraden - geht.

Kämpft Rosberg mit stumpfen Waffen?, Foto: Sutton
Kämpft Rosberg mit stumpfen Waffen?, Foto: Sutton

Rosberg konnte in puncto Top-Speed im zweiten Training nur den zwölftbesten Wert verzeichnen und musste zudem immer wieder Drehzahl zurücknehmen, um seinen Motor zu schonen. Der 30-Jährige kämpft somit mit stumpfen Waffen.

Auf den weichen Reifen stellte sich das Kräfteverhältnis ähnlich dar. Wieder gelang es Ferrari - diesmal in Person von Sebastian Vettel - mit Mercedes mitzuhalten. Bei den Silberpfeilen verzeichnete Rosberg gegenüber Hamilton Vorteile, wofür der Weltmeister allerdings eine Erklärung parat hatte. "Die Pace auf Long Runs fühlt sich noch nicht ganz so stark an. Daran müssen wir morgen noch arbeiten", ortete Hamilton noch einige Luft nach oben.

Dass sich ein anderes Team in den Kampf um den Sieg einmischen kann, ist unwahrscheinlich. Force India war zwar über eine Runde schnell, wie Sergio Perez' dritter Platz zeigt, kann im Renntrimm allerdings ebenso wenig wie Williams und Red Bull mit Mercedes und Ferrari mithalten.

Fazit: Gibt es Probleme bei Mercedes, ist Ferrari zur Stelle. Rosbergs Motor ist nicht mehr der frischeste und Hamilton war noch nicht optimal in Schuss - das genügt, um die Ferraristi vom vierten Saisonsieg träumen zu lassen. Allerdings ist Vorsicht geboten: Mercedes kann über das Wochenende traditionell am meisten von allen Teams zulegen und ist daher nach wie vor zumindest leicht zu favorisieren. Dennoch ist das Potenzial für ein spannendes Saisonfinale gegeben.