"Unspannend und unspektakulär." Mit diesen beiden Worten fasste Nico Hülkenberg seinen Freitag beim Russland Grand Prix zusammen. Der Force India-Pilot spulte in 180 Minuten Freiem Training gerade einmal 14 Runden ab - davon aber eine ganz besondere. Mit seiner Zeit von 1:44.355 Minuten setzte der Deutsche im am Vormittag die Bestzeit.

Für ihn aber kein Grund zu Jubelstürmen auszubrechen. "Das war das erste Freie Training und hat nicht viel Gewicht. Aber das waren Bedingungen, die mir sehr gut liegen und die ich sehr gerne mag", erklärte Hülkenberg. Der Asphalt war stellenweise noch feucht von den Versuchen der Offiziellen, die Strecke von Bindemitteln nach dem Diesel-Zwischenfall zu befreien. "Wir konnten wirklich mal pushen, ohne auf die Reifen zu achten. Das macht einfach Spaß. Deshalb ist wohl auch die gute Platzierung und Zeit zustande gekommen."

Ganz ohne Erwartungen geht der Force India-Mann allerdings nicht in den Samstag und das Qualifying. Die Top-10 erscheinen ihm realistisch. "Ich denke, ja, dafür muss aber alles passen und glattlaufen", so Hülkenberg. "Es wird alles eng und sehr konkurrenzfähig werden." Zudem rechnet er mit Gegner Lotus, die in Sochi nah an Force India herankommen sollten.

Nico Hülkenberg hatte am Freitag nicht viel zu tun, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg hatte am Freitag nicht viel zu tun, Foto: Sutton

Fehlende Fahrzeit als große Chance?

Im der zweiten Session waren Runden bei allen Fahrern schließlich Mangelware. Der starke Regen machte Fahrbetrieb zwar nicht unmöglich, aber aus Hülkenbergs Sicht überflüssig. "Die Wettervorhersage für Samstag und Sonntag ist gut und deshalb macht es für uns nicht so viel Sinn, Freitagnachmittag zu fahren und ein Risiko mit dem Auto einzugehen", so Hülkenberg. Er selbst verstand und akzeptierte die Entscheidung des Teams, wäre aber gerne ein paar Runden im Regen gefahren.

Nun wartet am Samstag im dritten Freien Training - ähnlich wie bereits in Suzuka - eine Mammutaufgabe. Es müssen Longruns absolviert werden, die Strategie erarbeitet und gleichzeitig noch Vorbereitungen für das Qualifying getroffen werden. "Morgen früh wird es sicherlich mehr Action als sonst geben. Die Autos werden sofort rausfahren, wenn die Ampel auf grün springt, um so viel wie möglich zu fahren, Daten zu sammeln und zu lernen", vermutete der Deutsche.

Genau in der mangelnden Zeit und der entstehenden Hektik sieht Hülkenberg die Chance von Force India. "Wenn wir schnell lernen und bessere Arbeit als die anderen abliefern, kann das positiv sein und wir können einen Vorteil für uns daraus ziehen", hoffte er.

Die Benzin-Menge könnte in Russland noch zum Faktor werden, Foto: Sutton
Die Benzin-Menge könnte in Russland noch zum Faktor werden, Foto: Sutton

Benzin-Menge als große Unbekannte

Bereits 2014 war der Russland GP in Sachen Spritverbrauch auf einem höheren Level. Ohne große Trainingsmöglichkeit am Freitag, steht nun die Unbekannte Benzin im Raum. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Boliden mittlerweile effizienter und verbrauchen in diesem Bereich weniger Benzin, allerdings warf Hülkenberg eine andere Komponente ein. "Die Autos sind gleichzeitig besser geworden und der Vollgasanteil ist gestiegen. Das wiederum kommt hinzu", warnte er. Somit bleibt den Teams keine andere Wahl, als den Computer nach einigen Runden rechnen und alles auf sich zukommen zu lassen.