PRO: Erfahrung schlägt Jugend

Zugegeben, für Jenson Button läuft es in dieser Saison alles andere als rund. Vier Punkte nach 14 Saisonrennen sind keineswegs ein Ruhmesblatt für den Briten. Die Schuld für die Misere bei Button zu suchen, wäre jedoch völlig falsch, die Vorwürfe sind McLaren und seinem strauchelnden Motorenpartner Honda zu machen, die einfach nicht in der Lage sind, ein konkurrenzfähiges Paket auf die Beine zu stellen.

Button kann McLaren noch helfen, Foto: McLaren
Button kann McLaren noch helfen, Foto: McLaren

Hätte sich McLaren von Button getrennt, wäre der Champion von 2009 nichts anderes als ein billiges Bauernopfer gewesen, an der generellen Situation bei McLaren hätte sich aber rein gar nichts geändert. Im Gegenteil: Mit seiner unglaublichen Erfahrung von 16 Saisons in der Formel 1 ist Button in der Lage, McLaren-Honda wichtigen Input zu geben, um endlich vom Fleck zu kommen. Der Brite kennt das Auto und vor allem den Motor in- und auswendig - ganz im Gegensatz zu den Jungspunden Kevin Magnussen und Stoffel Vandoorne, die ihn ersetzt hätten.

Abseits aller sportlichen Überlegungen sollte auch nicht vergessen werden, dass es einem Fahrer vom Schlage eines Jenson Button einfach nicht würdig wäre, per aufgelöstem Vertrag defakto vom Hof gejagt zu werden. Der 35-Jährige gilt als einer der letzten Gentlemen im Motorsport und hat sich definitiv einen anderen Abschied verdient - und diesen wird er Ende 2016 nun auch bekommen. Schon die späte Vertragsverlängerung im Vorjahr war fragwürdig. McLaren hat gut daran getan, sich nicht noch einmal von der stillosen Seite zu zeigen.

CONTRA: Das Denkmal wird beschädigt

Kevin Magnussen und Stoffel Vandoorne dürften - zurecht - von der McLaren-Entscheidung, Button zu halten, enttäuscht sein. Zwei junge, hochmotivierte Fahrer, die sich Hoffnungen auf ein F1-Cockpit in der neuen Saison gemacht hatten, müssen sich nun wieder in anderen Rennserien umsehen, der Däne wird das Team vermutlich ganz verlassen.

Das Risiko bei McLaren ist groß, Foto: Sutton
Das Risiko bei McLaren ist groß, Foto: Sutton

McLaren verpasst somit die Chance auf einen Neuanfang nach einer Horror-Saison. Ein neues (oder im Fall Magnussen zumindest frisches) Gesicht wäre 2016 unbelastet in die Saison gegangen. Denn dass die Versprechungen von Honda, im kommenden Jahr werde alles besser, Substanz haben, ist keineswegs sicher. Kommt es anders, reißt wohl der ohnehin bereits arg strapazierte Geduldsfaden von Jenson Button. Noch größere Unruhe wäre programmiert und McLaren würde zum Abschluss der Laufbahn des Briten dessen Denkmal beschädigen.

Dazu könnte auch eine andere Entwicklung beitragen. Manor erhält 2016 Mercedes-Motoren und das neue Haas-Team bekommt Power-Units und viel Know-how von Ferrari. Damit haben beide Rennställe beste Chancen, McLaren zu überflügeln, falls es dort ähnlich schlecht läuft wie in diesem Jahr. Es kann also gut passieren, dass Button und mit ihm Fernando Alonso dann nicht mehr nur sehr schlecht in den WM-Wertungen platziert sind, sondern ganz am Ende. Die Häme gegenüber den beiden Ex-Weltmeistern und ihrem Team wäre riesig.