Für einen Formel-1-Rookie ist der Große Preis von Singapur die ultimative Belastungsprobe: Fast zwei Stunden in der Gluthitze zu ungewohnter Nachtzeit auf einem Kurs, der keine Fehler verzeiht. Und dabei gilt es, nach der (erwarteten) Nullrunde in Monza wieder einige Punkte auf das Konto des Toro-Rosso-Teams zu bringen. Auf dem langsamen Straßenkurs nahe des Äquators kommen die Nachteile der Renault-Power-Unit nicht so sehr zum Tragen.

Bei den beiden Rookies überwiegt die Vorfreude auf die Qual im Tropenklima: "In Singapur zu fahren wird etwas richtig Spezielles!", frohlockte Verstappen, der in der WM-Wertung hinter die Force-India-Piloten zurückgefallen ist. Sainz sprach auf den Zeitplan an: "Das ist nicht grad die normale Routine: 15 Uhr Frühstück, 19 Uhr Mittagessen." Verstappen konnte an dieser Stelle nicht widerstehen, Sainz ein wenig aus der Reserve zu locken: "Du bist doch Spanier, für dich ist das doch nichts Neues!"

Zurück zum Ernst der Lage: Lotus ist um 15 Punkte in der Konstrukteurs-WM enteilt, doch der Mercedes-Vorteil sticht in Singapur nicht. Im einzigen komplett bei Nacht stattfinden Rennen der Saison müssen die beiden Youngster zurückschlagen. "Wir hatten schon ein Nachtrennen in Bahrain dieses Jahr", so Verstappen, "aber das war eine permanente Rennstrecke, während das hier ein Straßenkurs ist, der weitaus schwieriger ist." Die Strecke erinnere ihn aber an Monaco. "Wir fahren so dicht an den Mauern vorbei. Überholen wird schwierig werden, aber wir werden eine Menge Spaß da draußen haben!"

Solche Eskapaden sollten in Singapur besser unterlassen werden, Foto: Sutton
Solche Eskapaden sollten in Singapur besser unterlassen werden, Foto: Sutton

Apropos Monaco: Im Fürstentum holte Sainz nur einen einzigen Punkt, obwohl Toro Rosso dort sehr stark aussah, Verstappen ging gar leer aus. Hier gibt es Nachholbedarf. "Auf jeden Fall wird es um einiges heißer werden [als in Monaco], das ist sicher", wagte Sainz eine wenig mutige Prognose. "Aber die Strecke sieht interessant aus: Sie ist lang, hat viele Kurven, viele Bremszonen und ist sehr bucklig. Und sie wird unserem Auto entgegenkommen!" Und so ist sein Motto klar: "Singapur wird ist eine gute Chance für uns, ein paar Punkte zu holen."

Toro Rosso: Singapur Bilanz

Toro Rosso in Singapur: Für die bis dato beste Platzierung der Red-Bull-Nachwuchsmannschaft zeichnete 2008 Sebastian Vettel verantwortlich, der den fünften Platz belegte. Im Vorjahr kam Jean-Eric Vergne als Sechster an diese Marke beinahe heran.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Letzte Chance für ein richtig dicken Batzen Punkte, könnte man von der Papierform her sagen. Aber Achtung: In Monaco waren die Toro Rosso nur im freien Training stark. Das dürfte die Mannschaft aus Faenza aber mittlerweile gründlich analysiert haben. Es gilt jetzt, in Singapur und Japan, wo es keine langen Geraden gibt, möglichst viele Punkte auf Lotus wieder aufzuholen. Nach Singapur sollte der Rückstand aus Sicht von STR möglichst im einstelligen Bereich liegen. (Heiko Stritzke)