Bernie Ecclestone nutzt jede Möglichkeit, seinen Unmut über das aktuelle Reglement der Königsklasse kundzutun. Insbesondere der zahme Sound der V6-Turboantriebe und die Einschränkungen im Spritverbrauch stören den Briten. Ein weiterer Kritikpunkt: die horrenden Kosten, die die Entwicklung der Power Units mit sich zieht.

Alan Kinch, Finanzdirektor bei Williams, bestätigte den Kostenaspekt: "Der Wechsel von V8-Motoren zu den neuen V6-Hybriden hat die Kosten im Grunde genommen verdoppelt." Kein Wunder also, dass die kleinen Teams nach und nach unter der finanziellen Belastung zusammenbrechen. Das ist auch nicht im Interesse von Ecclestone.

Das letzte Treffen der Strategy Group brachte einige interessante Vorschläge hervor. Doch Ecclestones wiederkehrender Wunsch nach einer Rückkehr zu den lauten, schreienden V8-Motoren blieb unberücksichtigt. "Ich möchte Vieles ändern", sagte er gegenüber italienischen Medien. "Wir haben heute eine Formel, in der die Motoren das Wichtigste sind. Ich denke aber nicht, dass solch komplizierte Motoren gut für die F1 sind."

Fürsprecher der V6-Hybrid-Technik argumentieren gern damit, dass die Hersteller in der Königsklasse Prototypen für die spätere Serienproduktion entwickeln und testen. Ecclestone hat da anderslautende Informationen: "Ein Freund, dessen Namen ich nicht nennen werde, der aber für einen großen Hersteller arbeitet, sagte zu mir, dass die Technik der momentanen F1-Hybrid-Antriebe niemals in Straßenfahrzeugen genutzt werden wird."

Ecclestone: früher war alles besser, Foto: Sutton
Ecclestone: früher war alles besser, Foto: Sutton

Und überhaupt kann der Brite den Motoren rein gar nichts abgewinnen. "Diese Motoren helfen der Formel 1 in keiner Weise", sagte Ecclestone. "Sie tragen nicht zu einer besseren Show bei, sie helfen den Teams auch nicht, Sponsoren und Investoren zu finden." Im Gegenteil, hätten die Teams doch wesentlich höhere Rechnungen zu bezahlen als jemals zuvor. Mit seinem Vorschlag, unterschiedliche Motoren mit gleicher Leistungsfähigkeit, aber zu einem erschwinglicheren Preis einzusetzen, beißt er bei den Teams aber nach wie vor auf Granit.

Vor allem auch bei Mercedes. Denn jener Freund, von dem Ecclestone sprach, wird mit Sicherheit nicht Mercedes-Motorenchef Andy Cowell gewesen sein. Am Rande des Spanien Grand Prix sagte Cowell, dass in Straßenfahrzeugen bald exakt dieselbe Technologie eingesetzt würde. "Man strebt danach, den thermischen Wirkungsgrad bei Straßenfahrzeugen zu erhöhen, damit die Kraftstoffsparsamkeit den EU- und weltweiten Regeln entspricht", erklärte der Brite.

F1-Hybridtechnologie auch bald in Straßenfahrzeugen, Foto: Mercedes-Benz
F1-Hybridtechnologie auch bald in Straßenfahrzeugen, Foto: Mercedes-Benz

In der Serienproduktion seien dermaßen starke Motoren, wie sie in der F1 zum Einsatz kommen, gar nicht notwendig. Das Kraftlevel wird daher geringer ausfallen, aber das Schema der Power Units wird identisch ausfallen. Ein Beispiel des Technologietransfers sind die Bremsen: "Es wird letztendlich so kommen, dass wir Autos fahren, in denen Elektromotoren uns das Bremsen abnehmen. Die Bremsscheiben werden lediglich in Notfällen zum Einsatz kommen. Die Energie, die während des Bremsvorganges entsteht, wird in einer Batterie gespeichert." Bei so weit fortgeschrittener Entwicklungsprozesse ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich die Hersteller tatsächlich zu einer Rückkehr zu den V8-Motoren hinreißen lassen werden.