Das Kräfteverhältnis in der Formel 1 hat sich 2015 gewandelt. War Mercedes im Vorjahr noch haushoch überlegen und für die Konkurrenz gab es nur etwas zu erben, wenn die Silberpfeile in technische Probleme gerieten, ist das in dieser Saison anders. Ferrari ist auch aus eigener Kraft in der Lage, das Weltmeisterteam herauszufordern, was nicht zuletzt in Sebastian Vettels Sieg beim Großen Preis von Malaysia gipfelte.

Vorteil am Saisonende?

Trotz der harten Konkurrenz aus Maranello wird Mercedes allerdings nicht von seinem Entwicklungsplan abweichen und schon vorzeitig einen überarbeiteten Motor zum Einsatz bringen. Und das, obwohl Ferrari dem Vernehmen nach für Barcelona eine Ausbaustufe der Power Unit plant, die eine Leistungssteigerung von rund 30 PS zur Folge haben soll.

"Nein, denn es waren erst vier Rennen", erklärte Niki Lauda, der Vorstandsvorsitzende des Teams, gegenüber der Gazzetta dello Sport. "Was jetzt wie ein Nachteil aussehen mag, wird eine Chance sein, wenn es wirklich zählt, in der zweiten Hälfte der Saison." Im Gegensatz zu Ferrari hat Mercedes noch nicht den Motor gewechselt und fuhr bei den ersten vier Saisonrennen mit demselben Aggregat. Wann die Ingenieure in Brixworth die ersten Token verwenden werden, ist unklar.

Dennoch wird Mercedes beim Europaauftakt in Spanien mit allerhand neuen Teilen aufwarten, so wie es auch die anderen Teams tun werden. "Es ist richtig, das Programm nicht aus einer Laune heraus zu ändern", hielt Lauda fest. "Wir werden in Barcelona aber auf jeden Fall große Veränderungen am Auto haben."

Ferrari-Wiederauferstehung nicht überraschend

Obwohl Ferrari in der Vorsaison weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb und zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren keinen Sieg feierte, überrascht Lauda das Comeback der Scuderia nicht. "Die Wahrheit ist, dass man in der Formel 1 immer unter Druck steht", sagte der Österreicher. "Die Anomalie war im letzten Jahr und ich habe mich nie der Illusion hingegeben, dass wir weiter dominieren würden."

Ferraris Performance gibt Mercedes zu denken, Foto: Mercedes-Benz
Ferraris Performance gibt Mercedes zu denken, Foto: Mercedes-Benz

Lauda ist Ferrari noch immer eng verbunden, schließlich gewann er mit der Scuderia zwei Mal die Weltmeisterschaft. "Ich bin nicht wirklich überrascht", meint der 65-Jährige hinsichtlich der starken Leistungen der Traditionsmarke. "Ihre Wiederauferstehung hat bereits letzte Saison begonnen, mit dem guten Job von James Allison und der Restrukturierung des Teams."

Hamilton unschlagbar, Rosberg im Aufwind

Was seine eigene Mannschaft betrifft, hofft Lauda, dass das letzte Rennen in Bahrain Nico Rosberg neue Kraft gegeben hat, wenngleich der Deutsche wegen Bremsproblemen letztlich nur Dritter wurde. "In Bahrain hat Rosberg zu seiner Bestleistung zurückgefunden", ist sich Lauda nach den zahlreichen Überholmanövern sicher. "Manchmal sind Fahrer mit sich selbst und dem Auto nicht zufrieden. Das kommt vor, aber man muss aus diesen Situationen selbst wieder herauskommen. Nico scheint das getan zu haben."

Trotzdem dürfte es für Rosberg schwierig werden, endlich den so heiß ersehnten WM-Titel zu gewinnen, denn zu stark präsentieren sich sein Teamkollege Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. "Lewis scheint im Moment unbezwingbar zu sein, man muss sich nur seine Siegesserie vom Ende der letzten Saison bis zum Beginn dieser ansehen", zog Lauda vor dem Briten die Kappe.

Und was Vettel angeht, ist der Österreicher davon überzeugt, dass es eine gute Entscheidung war, Red Bull zu verlassen und bei Ferrari eine neue Herausforderung zu suchen. "Ich weiß nicht, was der Grund für die Krise im letzten Jahr war, vielleicht hat er sich im Auto nicht wohlgefühlt", mutmaßte Lauda. "Tatsache ist, dass er jetzt vom fantastischen Job profitiert, den Ferrari macht."