Platz 1 und 3 in Bahrain und pure Jubelstimmung nach einem Doppelpodest - nein! Bei Mercedes ging in der Wüstennacht so manches daneben. Neben dem Ausfall des Brake-by-Wire-Systems machte sich das Weltmeisterteam das Leben auch auf einer anderen Baustelle schwer: Boxenstopps. "Die Stopps waren heute nicht ideal", gab nach dem Rennen Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ehrlich zu.

Besonders betroffen: Nico Rosberg. Der Deutsche kam jeweils kurz nach Sebastian Vettel an die Box und beide Male hinter dem Ferrari-Mann wieder heraus. Die Zeiten sprechen eine klare Sprache. Vettel benötigte bei seinem ersten Besuch der Crew 24,509 Sekunden vom Eingang bis zum Ausgang der Boxengasse. Rosberg hingegen war rund acht Zehntel langsamer zwischen den beiden Messpunkten. Beim zweiten Stopp lag die Differenz sogar bei einer knappen Sekunde.

"Es war blöd, dass ich immer wieder an ihm vorbei musste", erklärte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Einmal war es ja in Ordnung - es ist eben einmal in die Hose gegangen. Aber dass es dann beim zweiten Mal wieder in die Hose geht, also beide Boxenstopps..." Zwar schob sich Rosberg immer wieder an seinem Landsmann vorbei, das kostete aber unnötige Zeit im Kampf um die Spitze.

Bei Mercedes liefen die Boxenstopps nicht rund, Foto: Sutton
Bei Mercedes liefen die Boxenstopps nicht rund, Foto: Sutton

"Es war wirklich schade, dass Nico bei beiden Stopps verloren hat", musste auch Technikchef Paddy Lowe eingestehen. "Er konnte beide Male nichts dafür, hat die Position aber in beiden Fällen zurückgewonnen."

Nun will Mercedes die Gründe genau analysieren - für Rosberg aber nicht nötig, denn er kennt die Gründe. "Es lag unter anderem daran, dass mein Chefmechaniker nach Hause geflogen ist, weil es ihm nicht gut ging", sagte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der Chefmechaniker arbeitet selbst beim Radwechsel mit und ist für Rosberg ein wichtiger Faktor des Boxenstopps und seiner gesamten Arbeit am Wochenende. "Er ist ein so wichtiger Bestandteil, dass es unmöglich ist, ohne ihn 100 Prozent zu geben." Zudem verriet Rosberg, dass zwei weitere Mitglieder seiner Crew in Bahrain gefehlt hatten.

Lewis Hamilton büßte viel von seinem Vorsprung ein, Foto: Sutton
Lewis Hamilton büßte viel von seinem Vorsprung ein, Foto: Sutton

Probleme auch bei Hamilton

Diese Ausfälle der Crew geben zumindest einen Hinweis auf die Ursachen der Probleme bei Nico Rosberg. Allerdings verlief auf Hamiltons erster Stopp keineswegs perfekt. "Es war eng, als ich nach dem ersten Stopp aus der Box kam und der Zweikampf hinter mir war spannend", schilderte der Weltmeister. "Mein Stopp war etwas langsamer. Dadurch schrumpfte mein Vorsprung und als ich die erste Kurve anbremste, sah ich sie direkt in meinem Rückspiegel!"

Tatsächlich brauchte Hamilton zwischen den beiden Messpunkten nochmals vier Zehntel mehr Zeit als Rosberg, der selbst mit Problemen zu kämpfen hatte. Damit schmolz Hamiltons Vorsprung von einst 5.705 Sekunden auf lediglich 885 Tausendstel zusammen. "Wir haben beim ersten Stopp mehr Zeit als erwartet verloren", erklärte Technikchef Paddy Lowe. "Es gab bei Lewis Stopp kleine Probleme."

Keine Kritik an Mechanikern

Diese kleinen Probleme verursachten Positionsverluste und könnten im schlimmsten Fall für Mercedes sogar den Rennsieg in Gefahr bringen. Dennoch wollte sich Motorsportchef Wolff an der laut gewordenen Kritik an der Mechaniker-Crew bei Mercedes nichts wissen. "Wir haben in China mit einem Stopp von 1,83 Sekunden einen neuen Rekord aufgestellt. Das hat es noch nie gegeben", untermauerte Wolff und attestierte der Crew generell sehr gute Arbeit.