"Das nächste Jahr wird mein Jahr. In dieser Saison werde ich Weltmeister." Diese Worte gehörten in den zurückliegenden Jahren ebenso traditionell zum Jahresbeginn wie ein Feuerwerk oder klingende Sektgläser.

Doch nach seinem Wechsel von McLaren Mercedes zu Red Bull Racing muss der Schotte David Coulthard diese alljährliche Ankündigung aus seinem Standardrepertoire streichen. Und mit ihm hat der Lowlander auch seinen Traum vom WM-Titel gestrichen.

"Wenn Sie einen 22-jährigen Piloten fragen, ob Michael [Schumacher, d. Red.] der beste Fahrer ist, dann wird er darauf nicht antworten. Weil es ihm sein eigener Ehrgeiz verbietet, die Klasse eines anderen anzuerkennen", berichtete David in der Sport Bild. "Ich bin aber inzwischen 33 Jahre alt und habe damit kein Problem mehr. Michael hat in seiner Karriere die Ergebnisse erreicht, die er sich verdient hat. Und ich habe die Ergebnisse erreicht, die ich verdient habe."

Michael war und ist besser

Und das bedeutet: "Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um selbst Weltmeister zu werden. Es hat nicht geklappt, und es wird nicht mehr klappen", gibt DC den Traum vom Titelgewinn auf. "Michael war und ist besser als ich. Das muss man akzeptieren. Michael hat die Formel 1 derart geprägt, dass ich nicht der erste Weltmeister nach seinem Karriereende sein möchte."

Eine Aussage die viele der gepriesenen "zukünftigen Weltmeister" wie Fernando Alonso oder Jenson Button betrifft. Doch während der Spanier diesen Satz zuletzt selbst aussprach und deshalb noch vor 2006 den Titel holen möchte, sieht JB die Sache anders. Für ihn zählt nicht der WM-Rivale, sondern einzig und allein der WM-Gewinn.

"Ich bin mit Jenson Button befreundet", plaudert Coulthard aus dem Nähkästchen. "Er freut sich darauf, spätestens nach Michaels Karriereende den Titel zu holen. Ich habe ihm gesagt, dass er sich die Vorfreude sparen kann. Die ersten Titel nach Schumachers Zeit werden allesamt den Makel haben, WM-Titel zweiter Klasse zu sein. Unterschwellig wird jedem Weltmeister der Vorwurf gemacht werden, dass er diesen Erfolg gegen einen Schumacher niemals hätte erreichen können."

Michael ist der Top-Favorit

Wenn der Titelgewinn nach der Schumacher-Ära also nicht mehr so viel wert ist, muss er schon früher her. Doch wer kann die Scuderia in diesem Jahr herausfordern?

David sieht kaum aussichtsreiche Kandidaten: "Momentan mag Ferrari das ein oder andere Problem mit Reifen und Motoren haben. Auch sorgen die neuen Regeln dafür, dass die Abstände zwischen den Teams geringer werden!, räumt er ein. "Aber für mich ist schwer vorstellbar, dass Ferrari das erste Rennen in Melbourne nicht gewinnt. Michael ist Top-Favorit. Er ist der mit Abstand beste Fahrer seiner Zeit. Ich sehe keinen, der annähernd seine Klasse hat."

So sind Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya zwar "schnell und gut", doch fehle ihnen "noch einiges", um Michael "dauerhaft" besiegen zu können. Bei seinem zweiten Ex-Team von BMW-Williams sieht DC sogar ganz schwarz: "Die späte Entscheidung für Nick wirft BMW-Williams im Vergleich zu Ferrari, McLaren-Mercedes und Renault um Monate zurück."