Die Österreicher in der Formel 1 – mit Jochen Rindt, dem ersten und letzten Formel 1-Piloten, der postum Weltmeister wurde (1970), hat alles begonnen. Die kleine Alpenrepublik hat von da an fast durchgehend einem Landsmann die Daumen gedrückt – und die Fans von Wien bis Vorarlberg wurden zum Teil ziemlich verwöhnt. Niki Lauda wurde dreimal Weltmeister, Gerhard Berger holte zehn GP-Siege. Als dann Alex Wurz 2001 seinen Testpilotenjob bei McLaren-Mercedes antrat, mussten die Österreicher eine Zeit lang ohne einen Landsmann an den Rennsonntagen auskommen, eine der seltenen Österreicher-losen Phasen. Im letzten Jahr dann wurden die österreichischen Formel 1-Fans erlöst – als Christian Klien sein Jaguar-Cockpit erhielt…

Die vor uns liegende Saison war aus österreichischer Sicht bis vor Kurzem recht kurios – von vier aktiven österreichischen Formel 1-Piloten (Erinnerungen an Monza 1984 werden geweckt, als Niki Lauda gewann und Jo Gartner und Gerhard Berger die Plätze 5 und 6 belegen konnten) bis zu gar keinem Österreicher am Grid war alles möglich…

Doch heute Dienstag um 16 Uhr wird in Velden am Wörthersee mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Patrick Friesacher als Minardi-Pilot offiziell vorgestellt werden. Die Frage ist nur: Wird Friesacher den zweiten Rennsitz neben Christijan Albers erhalten oder wird er an den GP-Freitagen das dritte Auto steuern. Gerüchten zufolge soll der Kärtner nicht genügend Sponsorengelder an Bord haben und somit den Testfahrerjob einnehmen. Den zweiten Renn-Minardi soll- angeblich - der Däne Nicolas Kiesa erhalten. Sicher ist dies aber nicht, Friesacher gilt als einer von Stoddart's Wunschpiloten. Wie auch immer: Ein Österreicher wird also sicher an den GP-Wochenenden zu bewundern sein…

Am Ende der Woche wird die zweite Entscheidung fallen. Red Bull wird nach den zurzeit laufenden Tests in Barcelona bekannt geben, wer in Melbourne das zweite Cockpit neben David Coulthard erhalten wird. Dem Hohenemser Christian Klien werden aufgrund seiner einjährigen F1-Erfahrung gute Chancen zugerechnet, es könnte aber auch Vitantonio Liuzzi den Zuschlag erhalten. Sollte dies der Fall sein, würde Klien komplett "durch den Rost fallen" – denn als Freitags-Pilot kommt er vom Reglement her nicht in Frage. Angeblich würde dann Neel Jani das dritte Auto bekommen…

Der dritte Österreicher im F1-Feld könnte Alexander Wurz heißen – und zwar als Pilot des dritten McLaren an den GP-Freitagen. Doch fix ist auch das noch nicht – es wäre aber schon sehr verwunderlich, wenn man auf die fundierte Entwicklungsarbeit des Langzeit-Testpiloten verzichten würde. Wie gesagt: Es wurde noch keine Entscheidung gefällt. Wurz konnte in den ersten Exemplaren des neuen MP4-20 nicht oder nur mangelhaft sitzen, das Cockpit war zu eng für den großen Niederösterreicher.

Als vierter Österreicher könnte der Tiroler Norbert Siedler in diesem Jahr abermals Formel 1-Luft schnuppern – 2003 durfte er bereits einen Minardi probieren. Siedler-Manager Edi Nikolic deutete in einem Telefonat mit motorsport-magazin.com an, dass eine Möglichkeit eines Testpakets in der Formel 1 bestehen würde. Das Team wollte er nicht nennen, doch der Hinweis auf die "gute Freundschaft mit Dr. Colin Colles" lässt auf Midland-Jordan schließen. Es soll sich dabei um keine fixe Testpilotenrolle sondern um Einzeleinsätze handeln, parallel zu einem Einsatz in der neuen Formel Superfund. Als attraktive Alternative könnte Siedler in der Champ Car-Serie starten, nächste Woche testet Siedler in Homestead einen Lola des Walker Racing-Teams.

Im günstigsten Fall könnten die Österreicher in dieser Saison an den GP-Sonntagen mit Klien und Friesacher gleich zwei Landsmännern die Daumen drücken. Im schlechtesten Fall wäre am Rennsonntag kein einziger Österreicher am Start, an den GP-Freitagen aber könnte man Patrick Friesacher bei der Testarbeit über die Schulter schauen. Was den Kärntner betrifft, sollte in rund drei Stunden klar sein, welche Rolle er 2005 einnehmen wird…