Darren Cox ist angesichts des spektakulären Nissan-Projekts in der WEC eine der meistgefragten Personen zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Der Marketingdirektor von Nissans Motorsportabteilung geht mit ungewöhnlichen Ansätzen wie der Präsentation des LMP1-Boliden beim Super Bowl völlig neue Wege. Seinen Ansatz sieht er als zukunftsweisend, die "deutsche Mentalität" des Motorsports hingegen als schädlich an. Hart ins Gericht geht er mit Formel 1 und NASCAR. Die F1 sei auf dem Wege in den Abgrund. Alte hergebrachte Ansätze würden nicht mehr funktionieren.

Sein radikales Statement: "Ich denke, die Formel 1 ist dem Tode geweiht." So sagte er es gegenüber Racer. Neben den offensichtlichen Finanzproblemen sieht er vor allem den Weg nach oben völlig aus dem Ruder gelaufen. "Max Verstappen ist das beste Beispiel dafür: Er springt innerhalb eines Jahres vom Kart in ein Formel-1-Auto. Die Karriereleiter bei den Monoposto ist völlig im Eimer." Auch an der NASCAR lässt er kein gutes Haar: "Ich sehe, dass sie gute Arbeit leisten, um eine schwierige Situation zu meistern. Aber es ist nichts für uns. Es gibt keine Technologie. Wo soll das innovativ sein?"

Garagentor zu, Fans weg

Nissan präsentierte seinen LMP1 einem Millionenpublikum beim Super Bowl, Foto: Darren Cox/Twitter
Nissan präsentierte seinen LMP1 einem Millionenpublikum beim Super Bowl, Foto: Darren Cox/Twitter

Seines Erachtens sind viele Hersteller in alten Mustern hängen geblieben, die nicht mehr funktionieren - sowohl in der Formel 1 als auch in Le Mans. "Die Leute wollen nicht einfach nur neben der Strecke stehen, sie wollen involviert werden. Wenn man die Garagentore schließt - und das ist genau das, was die deutschen Hersteller machen - verliert man seine Zuschauer." Nissan versuche daher, neue Wege der Transparenz zu gehen. "In Rennspielen stellen die Kids ihre Rennwagen bis ins letzte Detail ab, aber wenn sie in die reale Welt gehen, gibt ihnen niemand diese Informationen. Niemand redet über Radsturz oder Reifendrücke. Diese Informationen müssen wir ihnen aber geben, sonst verlieren wir die nächste Generation Fans."

Auch den früheren Marketingansatz "Win on Sunday, Sell on Monday" sieht er als völlig überholt an. "Heutzutage ist das Unsinn. Wir betreiben heute keinen Rennsport mehr um des Rennsports Willen. Diese Zeiten sind vorbei." Stattdessen müssen neue Wege beschritten werden; Cox verweist auf die GT Academy und auch den ZEOD, der zwar sportlich ein Flop war, marketingtechnisch aber ausgeschlachtet werden konnte. Man müsse über Tellerrand sehen, um neue Leute anziehen: "Wir haben eine Partnerschaft mit GoPro, was uns neue Zuschauer geben wird. Leute, die normalerweise Videos von Surfen, Biken und Skifahren anschauen, sehen plötzlich Motorsport." Man müsse auf die Leute zugehen und warten, dass sie kommen. Das störe ihn am "deutschen" Ansatz.