Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Während Mercedes beim Testauftakt in Jerez an vier Tagen stolze 515 Runden abspulte, kam McLaren nur auf bescheidene 79 Umläufe. Die neue Honda-Power-Unit sorgte für Probleme am laufenden Band und rief damit bereits die ersten Zweifler des anglo-japanischen Projekts auf den Plan.

Ron Dennis, der mächtige Mann bei McLaren, will davon allerdings rein gar nichts wissen, schließlich ist aller Anfang schwer. "Ist es eine Überraschung, dass Mercedes mehr als 100 Runden [pro Tag] fahren kann?", fragte der Brite und gab sogleich die Antwort: "Nein, denn das konnte man nach einer Saison, in der sie so dominant waren, erwarten." Deshalb gelte für die versammelte Konkurrenz inklusive McLaren: "Egal in welchem Sport, wenn man zurückliegt, muss man schneller beschleunigen als die anderen laufen, um aufzuholen."

McLaren und Honda seien ganz bewusst kalkulierte Risiken bezüglich neuer Technologien eingegangen, und es brauche eben eine gewisse Zeit, bis die Performancevorteile sichtbar werden, erklärte Dennis. "Wir werden vermutlich noch nicht einmal in Australien wissen, wo wir stehen. Ich erwarte, dass das zwei oder drei Rennen dauern wird", betonte der 67-Jährige, der hofft, dass man im McLaren-Lager Ruhe bewahren wird. "Das Schlüsselwort für jeden im Team ist Geduld", hielt er fest. "Wir müssen mit den Frustrationen, die wir selbst vorhergesagt haben, leben - noch wurden nicht alle Dinge optimiert."

In Jerez standen Probleme an der Tagesordnung, Foto: Sutton
In Jerez standen Probleme an der Tagesordnung, Foto: Sutton

Sprachliche Barrieren

Doch nicht nur auf technischer Ebene gibt es Verbesserungsbedarf, auch die Kommunikation zwischen den englischen McLaren-Ingenieuren und den japanischen Honda-Technikern läuft noch nicht reibungslos ab. "Wir müssen uns die Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass wir richtig kommunizieren und die richtigen Entscheidungen treffen", forderte Dennis auch diesbezüglich Geduld ein. "Wahrscheinlich dauert momentan jede Entscheidung, die wir treffen, drei Mal so lange, weil wir mit Leuten arbeiten, die zuvor in Japan andere Dinge getan haben."

Trotz dieser Anlaufschwierigkeiten geht Dennis mit dem neuen Motorenpartner jedoch nicht hart ins Gericht. "Ihr Team ist völlig neu und ihr Englisch um ein Vielfaches besser als unser Japanisch. Deshalb können wir nicht kritisieren, dass sie nicht ganz perfekt mit uns kommunizieren können, denn sie sprechen in unserer Sprache, weshalb wir mit ihnen Geduld haben müssen, bis sie das Tempo aufnehmen und alles korrekt funktioniert."

Die nächste Nagelprobe für McLaren-Honda wartet bei den Testfahrten von 19. bis 22. Februar in Barcelona. An den ersten beiden Tagen wird Jenson Button im Cockpit des MP4-30 sitzen, danach übernimmt Fernando Alonso.