Viel Aufsehen wurde zu Beginn des letzten Jahres um die damals neue Ein-Motoren-Regel gemacht. Es wurden Horrorszenarien von dutzenden Motorschäden, Rauch überfluteten Rennstrecken und massenweise Strafversetzungen sowie Ausfällen verbreitet.

Doch letzten Endes kam alles ganz anders als befürchtet und die Motoren hielten – bis auf einige silberne Ausnahmen – von Saisonbeginn an beinahe tadellos. Entsprechend wenig Tamtam wird in diesem Jahr um die neue Zwei-Wochenend-Motoren-Regel gemacht. Dabei könnte es diesmal wirklich schwierig werden.

"Die Laufleistung auf 700 Kilometer zu erhöhen, war nicht so schwierig. 1.400 Kilometer hingegen schubsen einige Bauteile über den kritischen Punkt hinaus, was die Laufzeit angeht", warnte Ferrari-Motorenchef Gilles Simon schon vor einigen Wochen vor der Herausforderung eines Zwei-Wochenend-Aggregats.

Und wie bei den Wintertests des letzten Jahres verrauchten der Scuderia auch in diesem Jahr bereits mehr Motoren als in den vergangenen Saisons zusammen. Für die allseits geschätzte Bild-Zeitung ist dies Anlass genug zu fragen, ob der "Pannen-Ferrari" Sorgen auf die Stirn des siebenfachen Weltmeisters treiben wird?

Bei den Roten wiegelt man in Person von Technikdirektor Ross Brawn ab: "Keine Panik. Wir testen nur unsere Grenzen aus." Und Schumacher selbst spricht PR-geschönt davon "heute einen Motordefekt" gehabt zu haben, "der wahrscheinlich durch einen anderen Defekt davor verursacht worden war". Entsprechend wichtig sei es das "Programm auf dem Motorensektor" fortzusetzen.

motorsport-magazin.com-Experte Sven Heidfeld kann sich allerdings nicht vorstellen, dass die in den zurückliegenden Jahren für ihre Zuverlässigkeit bekannte Mannschaft aus Maranello urplötzlich größere Probleme zu bewältigen hat. "Beim Motor glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass sie Probleme haben", verriet der Bruder von Williams-Pilot Nick Heidfeld im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Ich denke, dass sie da ein bisschen bluffen."

Wendet also Ferrari die von British American Racing (die derzeit ebenfalls noch sehr mit den Honda-Triebwerken zu kämpfen haben) angekündigte psychologische Kriegsführung an? Die tadellos laufenden Petronas-Motoren des Sauber Teams, die bekanntlich aus der gleichen Motorenschmiede wie die Ferrari-V10 stammen und aufgrund der neuen Regeln erneut auf dem gleichen Entwicklungsstand sein müssen, legen diesen Schluss nahe. "Ja, ganz genau", stimmt Sven lächelnd zu. "Das ist ein bisschen komisch."