Im noblen Grimaldi Forum wurde heute der neue Renault R25 offiziell der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Eine optische Überraschung war dabei nicht zu erwarten, wurde der Neue doch schon letzte Woche öffentlich getestet. Zudem ist der R25 eine sanfte Evolution des Vorjahrs-Boliden, sieht man von den reglementtechnisch nötigen Angleichungen ab. Doch nicht ganz – bei der Vorderradaufhängung und im Bereich der Elektronik haben die Franzosen neue Wege beschritten…

Der R25: Auffällig die neue spitz zulaufende Nase, ähnlich dem McLaren-Mercedes MP4-19 aus dem Vorjahr – während McLaren mit dem MP4-20 wieder breitschnäuzig auftritt. Beim Frontwing entschied man sich für einen ähnlichen Weg wie British American Racing oder Williams. Zudem wurde beim R25 die Airbox begradigt, die Seitenkästen wurden noch runder gestaltet, die Lufteinlässe modifiziert, das Heck schlanker und enger gestaltet. Und auch beim Heckflügel musste man auf das neue Regelwerk reagieren.

Patrick Faure möchte um den Titel kämpfen

Im letzten Jahr lag Renault lange Zeit auf Kurs in Richtung Vizemeister bei den Konstrukteuren, wurde dann aber von British American Racing abgefangen. Nach dem dritten Platz in der Teamwertung erwartet Renault-Präsident Patrick Faure nun eine klare Verbesserung. Faure erklärte im Rahmen des offiziellen Team-Launch: "Wir stehen wieder vor einer harten Saison. Wir müssen um die Weltmeisterschaft kämpfen und Rennsiege erzielen. Am Ende der Saison sollten wir gegen die Top 2 oder Top 3-Teams um den Titel kämpfen können. Wir müssen auf dem höchsten Level kämpfen, wir müssen in diesem Jahr die Pace mitgehen können."

Teamchef Flavio Briatore erklärte: "Niemand sagt, dass er im kommenden Jahr schlecht arbeiten möchte. Wir müssen in diesem Jahr natürlich besser werden. Wir wurden im letzten Jahr Dritter – nach vier Jahren in der Formel 1 haben wir eine gewisse Stabilität gefunden."

Briatore fand auch lobende Worte für seine Techniker-Crew: "Rob White, Bob Bell und Bernard Dudot haben einen großartigen Job erledigt – jetzt sind wir auf dem selben Level wie die anderen Teams. Wir haben die Daten gesehen, die das neue Auto produziert. Das Feedback ist gut. Es ist keine Politik im Spiel. Wir alle sind hier, um zu gewinnen."

Technikdirektor Bob Bell bestätigt die Evolutionstheorie beim R25: "Es geht sicher um Evolution und wir hoffen, dass wir mit dem R25 Rennen gewinnen können. Letztes Jahr war die mechanische Architektur des Fahrzeugs von der spät vorgenommenen Änderung des Zylinderwinkels beeinflusst. Der neue RS25-Motor hat einen niedrigeren Schwerpunkt und eine viel bessere Chassis-Integration als wir 2004 dazu in der Lage waren."

Man habe umgehend auf die Regeländerungen für 2005 reagiert – im Juli habe man sofort die Windkanalarbeiten begonnen: "Diese Entscheidung war ein Risiko – es kostete uns Performance am Ende des Jahres. Aber es war garantiert der richtige Weg."

Neues Elektroniksystem Step 11

Der R25 ist aber nicht nur eine Evolution, er hat auch Revolutionäres zu bieten. Der R25 mit einem neuen Elektroniksystem ausgestattet, welches auf den Namen "Step 11" hört und gemeinsam mit Magneti Marelli entwickelt wurde . Bell erklärt: "Dieses System integriert alle Chassis- und Motor-Steuereinheiten. Es ist um einiges leichter – es macht ein Viertel der beim R25 gewonnenen Gewichtsreduktion aus. So können wir viermal so schnell bei der Weiterentwicklung arbeiten, bei der Datenauswertung sind wir sogar zehnmal schneller als zuvor."

Revolutionärer V-Kiel

Bei der Vorderradaufhängung hat man ebenfalls einen neuen Weg eingeschlagen – mit dem "V-Kiel". Bell erklärt: "In den letzten Jahren gab es zwei Denkweisen beim Design der Vorderradaufhängung. Der traditionelle Einzelkiel und der Doppelkiel, der aerodynamisch einen Vorteil bringt, der aber gewichtsmäßig einen Nachteil mit sich bringt. Wir glauben, dass der ‚V-Kiel´ eine elegante Lösung für dieses Dilemma darstellt, da er die Tugenden beider Systeme vereint."

Der für den Motor zuständige Technikdirektor Rob White erklärte: "Der RS25 ist auf einem leeren weißen Blatt Papier entstanden. Es wurden keine wesentlichen Komponenten des Vorgängers übernommen, 98 Prozent der Teile sind neu. Der Motor hat wie sein Vorgänger einen Zylinderbankwinkel von 72 Grad. Doch wir haben aus den beim RS24 gelernten Lektionen profitiert und konnten die Integration des Motors in das Chassis verbessern."

Gleiches Gewicht bei doppelter Lebensdauer

Natürlich musste auch die Motorenabteilung von Renault auf die Zweiwochenendregel reagieren, doch: "Die Regeländerungen kamen zu spät, um die Gesamtphilosophie des RS25 zu beeinflussen. Wir mussten aber jede Komponente neu begutachten, mussten die Auswirkung auf die verlängerte Lebensdauer analysieren. Wir müssen jetzt extrem auf die Qualitätskontrolle achten." Trotzdem sei der RS25 nicht schwerer geworden als sein Vorgänger. Man habe mit dem RS25 alle anvisierten Ziele erreicht oder sogar übertroffen, fügte White hinzu.

Was die Sponsoren betrifft, hat Renault das Abkommen mit Mild Seven verlängert, der Tabakriese bleibt auch 2005 der Hauptsponsor des Teams. Neu an Bord kamen die Firmen Chronotech, Tecnomatrix und Champion.