Der Januar ist traditionell die Zeit der Meetings. Nach dem Teambossmeeting vom Dienstag, trafen sich am Mittwoch die drei übrig gebliebenen GPWC-Hersteller BMW, Mercedes-Benz und Renault mit den beiden japanischen Automobilgiganten Honda und Toyota in London, um über die Zukunft des Motorsports zu diskutieren. Dabei einigte man sich auf ein "angemessenes Regelwerk für den Sport".

Als Hauptziele für den Grand Prix Sport setzte man dabei:

  • die Beibehaltung der Position als Königsklasse des Motorsports
  • die Bereitstellung eines langfristigen Plans für den Erfolg des Grand Prix Sports und all seiner Teilnaher, insbesondere der Teams, Sponsoren und Strecken
  • die Unterstützung unabhängiger Teams durch technische Hilfe und Motorenbelieferung
  • ein hohes Maß an Attraktivität und Spannung für die weltweite Fangemeinde
  • und eine offene, transparente und faire kommerzielle, technische und sportliche Führung.

In all diesen Punkten stimmen die Hersteller mit ihren jeweiligen Teams überein, die am vergangenen Dienstag einen ähnlichen Brief an die Motorsportweltbehörde FIA sowie deren Präsidenten Max Mosley entsandten.

Neben diesen allgemeinen Zielen nannten die fünf Hersteller in einem Presseschreiben auch noch ihre Ideen für ein technisches, sportlichen und kommerzielles Regelwerk.

Die Technikseite

  • Regelstabilität um Innovationen, Kostenkontrolle und wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten
  • Sicherstellung der Tatsache, dass der Grand Prix Sport die fortgeschrittenste Motorsportformel ist.
  • Ausreichende Möglichkeiten und technischer Frieden für die Teams, Motorenhersteller und Zulieferer, damit diese den Sport durch Differenzierung und Innovation als Schaufenster für ihre Technologien und Herausforderung für ihre Ingenieurskunst nutzen können
  • Eliminierung von kostenintensiven Technologien, welche nicht der Unterscheidung dienen und keine Relevanz für andere industrielle Sektoren besitzen
  • Bereitstellung einer sicheren Umgebung für Fahrer, Zuschauer, Teammitglieder und Offizielle
  • Eine strukturierte und gut geplante Kostenreduzierung, welche die Teams weder überrascht noch unvorhersehbare Folgekosten nach sich zieht
  • Die Ausarbeitung von Kostensenkungsplänen im weiteren Sinne des Sports im Ausgleich mit der technischen Herausforderung.
  • Das Erzielen der schnellstmöglichen Rundenzeiten auf allen Grand Prix Rennstrecken
  • Die Implementierung von Technologien in aktuelle und zukünftige Straßenfahrzeuge
  • Das Fahrkönnen der Piloten soll ein wichtiger Unterscheidungsfaktor bleiben.

Die sportliche Seite

  • Erfüllung des Ziels die Fans vor Ort, die Fernsehzuschauer und die Sponsoren zu unterhalten und anzuziehen.
  • Die Rekrutierung der besten Fahrer, Strecken und Teammitglieder.
  • Beibehaltung der sportlichen "Reinheit" ohne künstliche Benachteiligung
  • Sicherstellung das die Ergebnisse unverzüglich verfügbar sind
  • Eine Belohnung für gutes Teamwork.

Die kommerzielle und sportliche Hoheit

  • Alle Teilnehmer und anderen Teilhaber müssen im Bezug auf alle Aspekte des Sports, darunter sportliche, technische und kommerzielle Belange, gleich und fair behandelt werden.
  • Sicherstellung einer transparenten Sporthoheit und finanziellen Struktur des Sports.
  • Aufstellung eines professionellen Management-Teams mit klaren Nachfolgeplänen.
  • Ein faires und offenes System für Regeländerungen, welches Änderungen nur nach objektiven Kriterien erlaubt.
  • Anerkennung eines zugänglichen und schnellen Berufungsprozesses durch eine international angesehene, unabhängige Behörde.
  • Eine bedeutend größere und gerechtere Aufteilung der durch den Sport und die teilnehmenden Teams generierten Einnahmen.
  • Eine Sicherstellung, dass alle zum Sport gehörenden Streckenwerbeeinnahmen, Hauptsponsoreneinnahmen und Ausrichter-Gebühren darin enthalten sind.
  • Eine Ausweitung der Gesamteinnahmen durch eine optimale Ausnutzung der verschiedenen kommerziellen Rechte.
  • Eine Sicherstellung, dass alle Teilhaber sich gegenseitig mit dem nötigen Respekt behandeln und nicht zum Schaden des Sports handeln.
  • Eine Sicherstellung der Free-TV-Übertragungen des Sports auf weltweiter Basis, um das größtmögliche Publikum zu erreichen.
  • Die Bereitstellung einer besseren TV-Übertragungsqualität für die Zuschauer und die Verbesserung und Expandierung der Medientechnologien durch welche der Sport verfügbar gemacht wird.
  • Eine bedeutende Verbesserung des TV-Live-Feeds.
  • Eine Expansion in neue Märkte durch erhöhte TV-Coverage und verschiedene Grand Prix Austragungsorte.

Das Fazit

Was hat nun all dies zu bedeuten? Zuerst einmal fällt auf, dass die GPWC im gesamten Presseschreiben kein einziges Mal erwähnt wird – ebenso wenig wie der Begriff Formel 1, der nur als Absendername in Form eines "Formula One Info" erscheint. Entsprechend wird im gesamten Dokument nur der Begriff "Grand Prix Motor Racing" verwendet.

Zudem ist nun klar, dass das anberaumte GPWC-Meeting zu einem Herstellermeeting ohne Ferrari wurde, welchem auch Toyota und Honda beiwohnten, die bislang der GPWC zumindest neutral wenn nicht sogar ablehnend gegenüber standen.

Nicht hervor geht, ob die drei GPWC-Mitglieder ihre Pläne einer neuen eigenen Rennserie ab der Saison 2008 auf Eis gelegt haben oder ob sie diese weiterverfolgen werden. Eine Interpretation der obigen Forderungen und Grundzüge lässt zu, dass diese für die Formel 1 wie wir sie heute kennen gelten sollen. Eine andere Interpretation wäre, dass die Hersteller diese, bei einer Ablehnung durch die FIA und Bernie Ecclestone, eben in einer eigenen "Neuen Serie" umsetzen würden. Im Gegensatz zu den bisherigen Wortmeldungen der GPWC taucht ein solcher Gedanke diesmal allerdings nirgends auf.

Sehr wohl tauchen allerdings an allen Ecken und Enden sowie zwischen den meisten Zeilen des dreiseitigen Schreibens kleine oder auch größere Kritiken und Anspielungen in Richtung des Motorsportweltverbandes FIA, des FOM-Bosses Bernie Ecclestone sowie den zuletzt viel kritisierten Vergehensweisen beider auf.

So zum Beispiel bei den Forderungen nach transparenteren Einnahmeverteilungsschlüsseln, einer fairen und unabhängigen Sporthoheit oder überlegten Regeländerungen, die keine Folgekosten nach sich ziehen.

Aber auch die anfänglichen vier Grundsatzziele der GPWC tauchen in der ein oder anderen Form wieder auf: Nämlich eine Erhöhung der Einnahmen, eine transparentere kommerzielle und sportliche Führung, das Erreichen des größtmöglichen Personenkreises und die langfristige Sicherung einer stabilen Plattform für den Sport. Zudem werden auch jene GPWC-Vorschläge aufgegriffen, welche der mittlerweile ins andere Lager gewechselte Luca di Montezemolo noch vor dem Jahreswechsel verlautbart hatte. Etwa die Inthronisierung eines professionellen Management-Teams anstelle des Diktators Bernie Ecclestone.

Wie das Triumvirat bestehend aus der FIA, Bernie Ecclestone sowie natürlich der Scuderia Ferrari auf diese Forderungen der fünf anderen F1-Automobilhersteller reagieren werden und welche Konsequenzen dies für die Zukunft der Königsklasse des Motorsports haben wird, lässt sich momentan aber noch nicht sagen. Eins ist jedoch gewiss: Auch die kommenden Tage und Wochen versprechen jede Menge Diskussionsstoff auf und abseits der Rennstrecken zu bieten...