Jacques Villeneuve ist vor seiner Comeback-Saison höchst motiviert. Kein Wunder: Das Umfeld passt. Sein neuer Arbeitgeber ist kein Automobilgigant, das Arbeitsklima bei Sauber erscheint dem Frankokanadier als angenehm. Zuvor war der Weltmeister des Jahres 1997 bei British American Racing in die politischen Mühlen geraten, stand im letzten Jahr ohne Cockpit da - jener Teamchef, mit dem er nicht so gut konnte, ist dort bereits wieder ein Teil der Teamgeschichte, Honda hat das Zepter übernommen.

Sauber ist ein Privatteam, im Vergleich zu Jordan und Minardi allerdings ein höchst erfolgreiches. In einem Interview für den Sauber-Sponsor Credit Suisse erklärt Villeneuve: "Nach den ersten Tests bin ich sehr enthusiastisch, weil das Team sehr gut arbeitet und von Anfang an alles geklappt hat. Die guten Rundenzeiten beweisen es. Die Chemie mit den Ingenieuren ist gut. Mentalitätsprobleme gibt es kaum, denn immerhin habe ich einen guten Teil meines Lebens in der Schweiz verbracht."

Was sein neues Team auszeichnen würde, wird Villeneuve gefragt – er sagt: "Der Respekt, der mir von allen Seiten entgegen gebracht wird, vor allem auch vom Teamchef Peter Sauber. Zudem hat man hier wirklich das Gefühl, dass alle Spaß an der Arbeit haben."

Villeneuve wurde stets als Rebelle bezeichnet – er selbst sieht es anders: "Nun, ich habe mich nie wirklich als Rebellen gesehen. Für mich ist ein Rebell jemand, der in jeder Beziehung anders sein will, als es die Gesellschaft erwartet. Ich aber will einfach nur ich selbst sein." Wenn sich seine Ideen nicht mit jenen des Establishments vereinbaren ließen, würde er eben "sagen was ich denke".

Ob Rennfahren eine Sucht sei, fragt man JV. Er sagt: "Nicht unbedingt. Adrenalin-Schübe kriege ich auch bei Skirennen oder bei Eishockey-Spielen. Dennoch ist es ein Beruf, den ich seit vielen Jahren praktiziere – und das nicht allzu schlecht, wie mir scheint…"

Felipe Massa würde nur darauf warten, einen ehemaligen Weltmeister zu schlagen – Villeneuve sagt dazu: "Teamkollegen sind bis zu einem gewissen Grad immer Rivalen." Aber: "Der Zweikampf sollte nicht allzu verbissen geführt werden. In meiner Karriere habe ich mehr als einmal erlebt, wie bei solchen Zwistigkeiten viel Energie verloren geht. Die benutzt man lieber, um das Team voran zu bringen." Massa habe sich seit seinem Debüt "fahrerisch klar verbessert", räumt Villeneuve ein, und: "Er ist sehr schnell und sehr zweikampfstark".

Ob er nach sieben Jahren ohne Sieg in der kommenden Saison das oberste Siegertreppchen besteigen kann, fragt man Villeneuve. Der Ex-Weltmeister: "Keine Ahnung. Das hängt vom neuen Auto ab." Und dessen Potential könne er noch nicht einschätzen. Nach den ersten Tests erklärte Villeneuve: "Die Long Runs waren konstant und konkurrenzfähig, aber auf einer schnellen Runde haben wir noch Verbesserungsspielraum."

Schließlich wird Jacques Villeneuve auf sein Renault-Abenteuer am Ende des vergangenen Jahres angesprochen. Würde man ausschließlich die dabei erzielten WM-Punkte in Betracht ziehen, es waren deren null, könne man "von einem Fehler sprechen", sagt Villeneuve. Aber: "Ich hatte nur zwei Testtage zur Verfügung, um mich in einer veränderten Formel 1 zurecht zu finden. Die Renault-Ingenieure jedenfalls waren sehr zufrieden mit meinem Job, denn ich lieferte ihnen gute Feedbacks zur Abstimmung des Autos. Und nicht zuletzt war das Medienecho für das Team und die Sponsoren beachtlich."