Auf rund 400 Seiten präsentierte die eigens berufene Unfall-Kommission der FIA knapp zwei Monate nach Jules Bianchis tragischem Unfall beim Japan GP in Suzuka die Ergebnisse: Während der Franzose mit einer großen Eigenschuld 'belastet' wird, fehlt von jeglicher Kritik an den zuständigen FIA-Offiziellen weit und breit jede Spur. Zwar ist der Unfallhergang in den Dokumenten schlüssig und plausibel begründet, jedoch mehrten sich nach der Veröffentlichung Stimmen, wonach die FIA bewusst auf negative Außendarstellung verzichten würde.

Der frühere französische Formel-1-Pilot Patrick Tambay äußerste beispielsweise öffentlich Bedenken an der neutralen Darstellung der Inhalte des Berichts: "Die FIA will sich von jeglicher Schuld reinwaschen. Ich finde es schade, dass die einzige Kritik auf 400 Seiten lediglich gegen den Fahrer gerichtet ist." Er plädiert darauf, dass die FIA sich nach den schlimmen Vorkommnissen auch mehr selbst hinterfragen sollte: "Das Urteil befreit die Verantwortlichen von jeder Schuld, aber ich bin eben der Meinung, dass es falsch ist, alles auf den Piloten abzuwälzen."

Wurz sicher: Unfallbericht brachte klares Ergebnis

Alexander Wurz, seines Zeichens Vertreter der Piloten der Formel 1 und Präsident der Fahrervereinigung, tritt dem entschieden entgegen: "Es ist eine extrem schwierige Zeit für unseren Sport, aber wir sind überaus dankbar über die umfangreiche und detaillierte Aufklärungsarbeit, die die FIA nach dem Unfall angeordnet hat. Um zukünftige Unfälle dieser Art zu unterbinden, haben wir mit einem erfahrenen Expertenteam in jede Richtung mit der höchsten Akribie alle möglicherweise beeinflussenden Umstände untersucht, und sind zu einem eindeutigen und klaren Ergebnis gekommen. Wir müssen nun verhindern, dass etwas derart tragisches wieder passieren kann."

Die zehnköpfige Sonderkommission, zu der Wurz ebenfalls gehörte, arbeitete sieben Richtlinien aus, die ins Reglement der Formel 1 eingebaut und bereits ab der kommenden Saison greifen sollen. Mit dem virtuellen Safety Car wurde bereits eine wichtige und entscheidende Änderung verabschiedet, weitere sollen folgen. "Wir denken ebenfalls über die zeitliche Verschiebung von Grands Prix hinaus aus ausgewiesenen Regenzeiten an den betreffenden Orten nach. Außerdem sollen die Rennen stets so früh beginnen, dass auch nach Ablauf der maximal vier Stunden noch optimale Lichtverhältnisse vorherrschen. Wir kämpfen nach wie vor für maximale Sicherheit."