Er sei niemandem böse, versicherte der geschasste B·A·R-Teamchef David Richards mehrmals öffentlich. Dennoch dürfte die plötzliche Ablöse durch Nick Fry auch eine Zäsur für Richards gewesen sein – der Mann betrachtete seine Aufgabe bei B·A·R als eine Mission – und schon im dritten Jahr seines Wirkens katapultierte er das Team auf Platz 2 der Teamwertung - ein kolossaler Aufstieg, für den Richards mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt erhielt er die Colin Chapman-Trophy des British Racing Drivers Club.

In einem Interview mit dem Guardian sagte David Richards: "Emotional betrachtet hätte ich mir noch ein paar Jahre gewünscht, um die Arbeit fertig zu stellen, die wir begonnen haben." Mit seiner Firma Prodrive hatte Richards einen Vertrag mit dem Tabakriesen BAT abgeschlossen, wonach er binnen fünf Jahren "B·A·R in eine Position bringen soll, die es erlaubt, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Wir haben das bereits im dritten Jahr geschafft – das macht mich stolz".

Aber der Vertrag hätte auch beinhaltet, dass bei der Übernahme des Teams durch einen anderen Besitzer dieses Abkommen enden könnte – mit dem vermehrten Einfluss von Honda sei dies geschehen. Richards: "Die neuen Besitzer wollten ihre Leute in den wichtigen Positionen sehen, das kann ich verstehen."

Ausgerechnet Nick Fry, seine ehemaliger Kollege bei Prodrive, hat nun seine Position eingenommen. Im Fahrerlager geistern Spekulationen umher, wonach Honda es gern gesehen hätte, wenn Richards seine Rallye-Ambitionen eingeschränkt hätte. Zudem soll der öffentliche Disput um den Button-Williams-Transfer Honda zurückgeschreckt haben. Honda habe eine Image-Beschädigung befürchtet. Richards sei dann, obwohl er den Kampf gewonnen, Button halten konnte, entbehrlich für die Japaner geworden.

Mit all diesen Gerüchten konfrontiert, reagiert David Richards gelassen: "Da müssen Sie Honda fragen. Aber die Wahrheit ist doch: Wenn du ein Geschäft übernimmst, ersetzt du die Gallionsfigur."

Bitter schmeckt die Affäre Button schon noch ein wenig, wie es scheint. Richards erklärt, dass es im Rallye-Geschäft nicht üblich sei, dass Fahrer- und Transfer-Fragen "derart öffentlich gemacht werden oder gar vor dem Schiedsgericht landen". Er sei "ein wenig enttäuscht" gewesen - darüber, dass Button ihn damals nur über das Fax seines Managers informierte. Sein Respekt für Button sei schon geringer geworden. Dass dieser Michael Schumacher schlagen könnte, glaubt Richards nicht: "Nein. Schumacher agiert auf einem Level weit über allen anderen. Auch Ferrari. Ich glaube, dass Schumacher und Ferrari auch in der kommenden Saison wieder dominieren werden. Die Faszination wird der Kampf um den zweiten Platz bringen."

B·A·R hätte im letzten Jahr von den Fehlern der Topteams McLaren und Williams profitiert. Wenn aber Honda korrekt arbeiten würde, wäre "ein Titel in drei Jahren" möglich. Auch Jenson Button könne in den nächsten Jahren – auch mit Williams – den Titel holen, glaubt Richards. Zugleich verweist Richards auf Anthony Davidson, "eines der größten versteckten Talente im Britischen Motorsport" – dieser könne aufgrund des harten Formel 1-Geschäfts in der obskuren Situation gefangen werden, jahrelang nur als Testpilot zu agieren.

Richards erinnert dies an sein eigenes Scheitern im Formel 1-Business – 1998 bei Benetton: "Die Formel 1 ist eine schwierige Welt, weil sie so politisch ist." Er habe sich damals bei Benetton "einsam gefühlt" und: "Ich habe dort einiges an mir selbst zu verstehen gelernt. Ich brauche einfach Leute um mich, denen ich vertrauen und mit ihnen meine Vision teilen kann. Wenn das möglich ist, wie bei B·A·R, funktioniere ich sehr gut. Aber bei Benetton hatte ich eine falsche Herangehensweise, hatte ich nicht genug Selbstbewusstsein. Die Formel 1 ist ein Gladiatorensport und sie verlangt dir dein gesamtes Leben ab. Die Leute in der Formel 1 hätten vor hundert Jahren unentwegt Kriege abgehalten. Da es derzeit aber nicht allzu viele Kriege gibt, sind sie halt Grand Prix-Geschäft tätig."

David Richards konzentriert sich jetzt auf den Rallye-Sport – doch die Formel 1 fasziniert ihn immer noch. Der Brite kann sich vorstellen, es auch ein drittes Mal in der Königsklasse zu versuchen: "Wenn sich die Umstände ergeben würden, würde ich eine Rückkehr in Betracht ziehen."