Nach Nico Rosbergs Sieg beim Großen Preis von Deutschland kam heraus: Ferrari und Red Bull hatten zumindest überlegt, gegen Sieger-Team Mercedes einen Protest bei der FIA einzulegen. Dabei ging es um die Bremsscheiben, die die Silberpfeile unter Parc-fermé-Regelungen an Lewis Hamiltons Auto gewechselt hatten. Red Bull wollte in diesem Punkte Klarheit mit Blick auf die Zukunft, denn eigentlich dürfen vor dem Rennen keine Teile mehr ausgetauscht werden, ohne eine Strafe zu kassieren.

"Es ist eine Änderung der Spezifikation", erklärte Christian Horner seine Bedenken. "Wenn man etwas eins zu eins verändert, ist das eine Sache. Wenn du aber etwas änderst, das von einem anderen Hersteller ist und andere Charakteristika hat, wie vom Fahrer selbst als etwas Anderes beschrieben, dann ist das ein interessanter Präzedenzfall." Hamilton hatte am Samstag erklärt, dass er die Wahl seiner Bremsen gern auf die jeweilige Strecke anpasst, da es Unterschiede zwischen den Fabrikaten gebe.

Hamiltons Qualifying endete in der Mauer, Foto: Sutton
Hamiltons Qualifying endete in der Mauer, Foto: Sutton

Horner fordert Klarstellung

Grundsätzlich sind nach Beginn des Qualifyings keine Änderungen mehr an den Fahrzeugen erlaubt. Unter Parc-fermé-Bedingungen dürfen lediglich defekte und sicherheitsrelevante Bauteile getauscht werden. Mercedes konnte die Rennleitung aber davon überzeugen, dass der Wechsel des Bremsscheiben-Fabrikats - von Brembo auf Carbone Industrie - dem Sportlichen Reglement entspricht. Die FIA nickte den Vorstoß ab, da es bei den Maßen und der Funktion keinen Unterschied gebe.

Horner merkte allerdings an, dass diese Regelung Spielraum für weitere Veränderungen bringe. Es müsse festgelegt sein, welche Teile unter Parc-fermé getauscht werden können, ohne eine Strafe zu kassieren. "Wir brauchen eine Klarstellung", so Red Bulls Teamchef. "Denn wenn du das machen kannst - was kannst du dann noch alles wechseln? Es wird interessant zu sehen, was die Rechtfertigung dieser Genehmigung war."

Leichte Schmerzen bei Hamilton nach dem Crash, Foto: Sutton
Leichte Schmerzen bei Hamilton nach dem Crash, Foto: Sutton

Ferrari hatte Protest angedacht

Auch Ferrari hatte zunächst überlegen, Einspruch gegen das FIA-Urteil einzulegen. "Wir haben das intern diskutiert", bestätigte Ferrari-Teamchef Marco Mattiaci. "Für den Moment haben wir uns dazu entschieden, das nicht weiter zu verfolgen, weil ich denke, dass wir uns nicht daran beteiligen wollen." Wenn die FIA kein grünes Licht gegeben hätte, hätte Hamilton das Rennen entsprechend des Reglements aus der Boxengasse aufnehmen müssen.

Im Qualifying war bei Hamiltons Auto eine Bremsscheibe explodiert und der Brite hart in der Streckenbegrenzung eingeschlagen. Wo genau der Fehler lag, wusste auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff noch nicht genau. "Es sieht als, als hätte sich der Zulieferer des Karbons geändert", vermutete er. "Brembo dachte, dass sie das im Griff haben, aber die Scheibe ist in drei Teile zerbrochen."

Dies sei zwar inakzeptabel, weil der Fahrer dadurch einer Gefahr ausgesetzt war, doch Wolff räumte Brembo eine zweite Chance ein: "Brembo wird immer eine Alternative sein, insofern sie die Qualitätskontrolle in den Griff bekommen."