Es wäre ja auch zu schön: Kein Fuel-Flow-Ärger mehr, über Homologations-Deadlines spricht auch irgendwie niemand mehr - fast könnte die Formel 1 den Eindruck erwecken, langweilig zu werden. Doch dann war es plötzlich da, das FRIC-Verbot. Das ohnehin schon sagenumwobene vernetzte Fahrwerk wird um ein Mysterium reicher.

Charlie Whiting hat die Teams darüber informiert, dass er das vernetzte Fahrwerk ab sofort als illegal erachtet. Ein Paukenschlag? Viele Teams fahren seit Jahren mit einem solchen System, so richtig in Mode ist es seit letzter Saison. Ein Hydraulik-Kreislauf, der die Dämpfer miteinander verbindet, sorgt dafür, dass die Autos möglichst immer - egal ob bei Kurvenfahrt, Bremsen oder Beschleunigen - in der gleichen Position bleiben.

Weniger Fahrwerks- als Aerodynamik-Komponente

Wieder einmal geht es nur um die Aerodynamik, Foto: Sauber
Wieder einmal geht es nur um die Aerodynamik, Foto: Sauber

Somit wird das Auto unter allen Umständen optimal angeströmt, denn die Aerodynamiker legen ihre Flügel und Unterböden im Normzustand aus. Normzustand ist, wenn das Auto gerade steht, alle Dämpfer quasi in der gleichen Stellung sind. Kein Nicken des Fahrzeugs, kein Wippen, kein Rollen - nichts.

Die Frage ist, wieso kommt die FIA mitten in der Saison darauf, das System zu verbieten? Über die verpflichtende Bindung an technische Direktiven hat es in diesem Jahr bereits Diskussionen gegeben. Fest steht aber, wenn sich jemand am Einsatz des Systems stört und eine Direktive es klar verbietet, dann ist eine Disqualifikation praktisch sicher.

Wer hat Interesse am Verbot?

Doch zurück zur Frage: Wieso kommt die FIA ausgerechnet jetzt damit? Es wäre doch stark verwunderlich, hätte der Automobilweltverband diese Direktive selbst initiiert. Zwar hat Charlie Whiting das System schon länger auf dem Zettel, während der Saison etwas zu verbieten, das seit Jahren von vielen Teams gefahren wird, kommt bei den Betroffenen meist nicht besonders gut an. Man denke nur an das Verbot des Massedämpfers 2006. Renault hat genauso gejubelt wie die meisten Fans: gar nicht...

Diskussionen sind also sicher - daran hat die FIA nicht wirklich Interesse. Wahrscheinlicher ist eher, dass nun ein Team auf den Automobilweltverband zugegangen ist und von der Illegalität des Systems nicht nur überzeugt, sondern auch Beweise geliefert hat. Doch bei den Teams will es natürlich niemand gewesen sein. Als Erster schrie Eric Boullier auf. Das Verbot komme aus heiterem Himmel, niemand habe damit gerechnet. Das macht McLaren irgendwie verdächtig. Wer hat ihn zuerst gerochen...

Ab Hockenheim ohne FRIC

Ganz so einfach wird es nicht mehr aussehen - auch ohne FRIC, Foto: Sutton
Ganz so einfach wird es nicht mehr aussehen - auch ohne FRIC, Foto: Sutton

Mercedes und Red Bull wird das Verbot am härtesten Treffen. Jene Teams haben enorm viel Geld in die Entwicklung gesteckt und profitieren am meisten davon. Durch ein Verbot können die hinterherhinkenden Traditionsrennställe schnell und einfach einen großen Rückstand aufholen. Egal bei welchem Team man fragt: Niemand will für das Verbot gesorgt haben. Auch bei der Richtung, aus der es kommen könnte, rätseln viele Teams.

Andersrum: Mercedes und Red Bull werden beim Verbot nicht die Initiative ergriffen haben. Sie haben die besten Systeme und zudem am meisten Geld, um sie weiter zu verfeinern. Im Endeffekt ist es ein Stochern im Nebel. Jedoch sollte klar sein, dass kein Team in Hockenheim mit FRIC fahren wird. Fuel-Flow-Gate hat gezeigt, dass mit technischen Direktiven nicht zu scherzen ist. Da wohl mindestens ein Team auf die FIA zugegangen ist, werden sich die Teams nicht einstimmig darauf einigen, in dieser Saison noch mit FRIC zu fahren.

Wie man darüber auch denken mag: Zumindest bringt das Verbot Spannung. Spannung, welches Team wie stark darunter leidet. Und vielleicht schränkt sich der Kreis der verdächtigen Initiatoren dadurch weiter ein.