In Silverstone zeigte sich am Freitag das gewohnte Bild: Nico Rosberg und Lewis Hamilton stürmten vorne weg und erzielten die Bestzeiten für Mercedes. Dass die Silberpfeile auch im neunten Saisonrennen die großen Favoriten sind, ist keine Überraschung, doch wie ist die Konkurrenz aufgestellt - kann sie Mercedes im Grand Prix vielleicht doch fordern? Motorsport-Magazin.com nimmt die Rundenzeiten des Freien Trainings genau unter die Lupe und präsentiert die Longrun-Analyse.

Die Medium-Reifen sind die erste Wahl, Foto: Sutton
Die Medium-Reifen sind die erste Wahl, Foto: Sutton

Alle im Folgenden analysierten Zeiten wurden auf den weicheren Medium-Reifen gefahren, die laut Auskunft von Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery die erste Wahl darstellen dürften. "Der Medium scheint sowohl ein guter Renn- als auch Qualifyingreifen zu sein", erklärte der Brite, der zwei Boxenstopps für die wahrscheinlichste Strategie hält.

Rosberg gibt den Ton an, Vettel folgt

Den besten Eindruck mit vollen Tanks hinterließen auf dem Silverstone Circuit Nico Rosberg und Sebastian Vettel, die als einzige Piloten beständig unter 1:40 Minuten fahren konnten. Vermutlich wäre dies auch Lewis Hamilton gelungen, doch der Brite musste seinen Wagen vorzeitig mit Motorproblemen abstellen. "Die Pace beider Autos sieht wirklich gut aus", freute sich Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Trotz seiner starken Longruns war Vettel nicht vollauf zufrieden, was an den Platzierungen fünf und sechs und den damit verbundenen düsteren Aussichten für das Qualifying lag. "Ich wünsche mir, dass wir das Auto noch etwas mehr in den Griff bekommen", so der Heppenheimer, der Mercedes klar im Vorteil wähnt: "Die erste Reihe scheint hier schon vergeben zu sein", meinte er mit Blickrichtung der Silberpfeile.

Ferrari liegt hinter Mercedes und Red Bull zurück, Foto: Sutton
Ferrari liegt hinter Mercedes und Red Bull zurück, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen überraschte mit guten Longrun-Zeiten, jedoch ist anzunehmen, dass der Ferrari des Finnen relativ wenig Sprit an Bord hatte - dafür sprechen Umläufe von 1:37 Minuten. Deutlich mehr der Renn-Realität entsprochen haben dürften die Zeiten von Fernando Alonso, der nicht an Rosberg und Vettel herankam.

Von Daniel Ricciardo liegt kein Longrun vor, denn der Australier fuhr im zweiten Training insgesamt nur elf Runden. Allerdings setzte er seine Bestzeit auf den harten Reifen und war mit ihnen schneller als Vettel, obwohl dieser die Medium-Pneus aufgezogen hatte. Da der weichere Reifen, mit dem auch Rosberg und Hamilton ihre Bestzeiten aufstellten, etwa eine Sekunde pro Runde schneller als der harte ist, könnte Ricciardo den Mercedes-Piloten im Qualifying unter Umständen gefährlich werden.

Force India schwächelt

Für Williams verlief der Freitag desaströs. Weil im ersten Training Susie Wolff einen technischen Defekt erlitt und Felipe Massa crashte, musste das Team sämtliche Arbeiten in der zweiten Session verrichten. Von Massa liegt daher nur ein kürzerer Longrun vor, in den er zudem mehrere langsame Runden einstreute. Dennoch lässt sich aus den Daten ableiten, dass Williams in Silverstone ungefähr auf Augenhöhe mit Ferrari liegen sollte.

Ungewohnt schwach präsentierte sich Force India. Dies war nicht zuletzt dem starken Wind auf dem ehemaligen Militärflughafen geschuldet, der die Aerodynamik des VJM07 gehörig beeinflusste. Dementsprechend langsam fiel Nico Hülkenbergs Longrun aus, was besonders deutlich wird, wenn man seine Zeiten mit jenen von Jenson Button vergleicht, die ebenfalls nicht berauschend waren.

Force India ist dafür bekannt, im Rennen auf ungewöhnliche Strategien zu setzen, was in dieser Saison bereits mehrfach zum Erfolg führte. Laut Sergio Perez ist damit in Silverstone aber nicht zu rechnen, weil dem Wagen für derartige Experimente schlicht und ergreifend die Pace fehlt. "Es wird ein schwieriges Rennen", befürchtet der Mexikaner.

Fazit: Der Sieg führt in Silverstone nur über Mercedes - das ist keine bahnbrechende Neuigkeit. Als erste Verfolger der Silberpfeile haben sich die Red-Bull-Piloten herauskristallisiert, während dahinter Ferrari und Williams in etwa auf Augenhöhe liegen dürften. Nicht außer Acht gelassen werden darf aber das Wetter, denn sowohl für Samstag als auch Sonntag sind Regenschauer angesagt, die die Rangordnung durcheinanderwirbeln könnten.