Der Red Bull Ring war wohl bislang der Tiefpunkt einer durchwachsenen Renault-Saison. Daniel Ricciardo gelang als einzigem Renault-befeuertem Piloten der Sprung in die Top-10. Teamkollege Sebastian Vettel stellte den RB10 zwischenzeitlich auf der Strecke ab, beendete das Rennen in Runde 34 dann endgültig. Danach prügelten vor allem Red Bull Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Dr. Helmut Marko auf die Franzosen ein.

Es sei ein unhaltbarer Zustand, man müsse sich endlich etwas überlegen, hieß es. Die Gerüchte um einen eigenen Red-Bull-Motor fanden ihren bisherigen Höhepunkt. "Man muss gestehen, dass Österreich frustrierend und enttäuschend war, aber wir haben uns jedes einzelne Szenario auf sehr genaue Art und Weise angesehen und sind zuversichtlich, dass diese Fehler nicht noch einmal auftreten", sagt Motorenchef Remi Taffin vor dem Rennen in Silverstone.

Dem Zufall will man deshalb natürlich nichts überlassen. "Es gibt auf zwei verschiedenen Ebenen Änderungen: Auf der technischen Seite gibt es eine neue Software und bei den Abläufen gibt es Neuigkeiten, um sicherzustellen, dass wir die Fehler finden, bevor sie zu einem größeren Problem werden." Man habe keinen Stein auf dem anderen gelassen und wieder auf einem weißen Blatt Papier begonnen.

Die Strecke in Silverstone galt - vor allem vor dem Umbau - als Motorenstrecke. Der Vollgasanteil ist hoch, vor allem zwischen Copse und Stowe gibt es kaum Verschnaufpausen für die Aggregate. Harte Bremspunkte waren Mangelware, durch das neue Layout wurde das besser. Das hilft besonders bei den neuen Power Units. "Der neue Abschnitt ist eine gute Möglichkeit für die MGU-K, um Energie in den Bremsphasen zu rekuperieren. Dieser neue Teil ist wirklich ein Segen für die neuen Power Units."

Mehr Benzin = weniger Verbrauch

Weil vor allem auf der langen Hangar-Straight der Verbrennungsmotor an seine Grenzen gelangt, haben sich die Ingenieure einen besonderen Trick ausgedacht. Um weiterhin die MGU-K mit Energie zu beliefern, wird die MGU-H künstlich auf Touren gebracht. Dazu wird der Benzinfluss - natürlich nicht über die 100-Kilogramm-Marke - erhöht, und mehr Treibstoff in die Brennkammern eingespritzt, als eigentlich nötig. Dadurch ist die Verbrennung zwar nicht mehr so effizient, es entstehen aber mehr Auspuffgase, die den Turbolader und somit die MGU-H antreiben. Die MGU-H wiederum kann die gesammelte Energie direkt an die MGU-K, also an die Hinterachse abgeben.

Experten sprechen hier vom sogenannten 'Overloading'. Auch in der Serie kommen solche Methoden durchaus zum Einsatz. Bei Dieselfahrzeugen mit Partikelfilter wird so beispielsweise die Abgastemperatur erhöht, um den Filter zu reinigen. Das Prinzip funktioniert identisch - das Ziel ist ein anderes. Auch wenn es sich auf den ersten Blick abstrus anhört: insgesamt wird die Effizienz durch die zusätzliche Einspritzung erhöht.