Die Königsklasse des Motorsports gastiert am Wochenende in Kanada. Der allseits beliebte Klassiker auf dem Circuit de Gilles Villeneuve steht auf dem Programm. Mit Melbourne und Monaco zählt Montreal zu den Rennen mit dem magischen M. Alle drei Rennen werden auf Stadtkursen ausgetragen. Das erhöht traditionell die Chance auf einen Safety-Car-Einsatz.

Ständiger Begleiter: Bernd Mayländer in Montreal, Foto: Sutton
Ständiger Begleiter: Bernd Mayländer in Montreal, Foto: Sutton

Während Bernd Mayländer in Monaco eigentlich immer ausrücken muss, ist die Wahrscheinlichkeit in Montreal geringer, aber noch immer hoch. Wie aus dem UBS-Strategiereport hervorgeht, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase bei 56 Prozent. Bei sieben der letzten zwölf Rennen rückte Bernd Mayländer aus.

Diese hohe Wahrscheinlichkeit wirkt sich auch auf die Strategie aus. Denn eigentlich begünstigt die schnelle Boxendurchfahrt Mehrstopper. Lediglich 18 Sekunden vergehen zwischen Ein- und Ausfahrt. Dabei kann der Bremspunkt in die Boxengasse hinein deutlich später gewählt werden, weil die Schikane vor Start und Ziel abgekürzt wird, genauso wie die erste Kurve.

In Kombination mit Pirellis Reifenwahl werden mehrere Stopps noch lukrativer. Wie schon zum Rennen in Monte Carlo bringen die Italiener die beiden weichsten Reifenmischungen mit nach Nordamerika. Während der Reifenabbau in Monaco aber kein Thema war, könnte er das in Montreal sehr wohl werden. Auch wenn die Asphaltdecke recht glatt und somit nicht besonders hart zu den Reifen ist, könnte Traktion das Hauptproblem werden.

Gerade mit dem hohen Drehmoment der neuen Turbo-Motoren müssen die Piloten sensibel mit dem Gasfuß umgehen, um die Hinterreifen nicht zu überfordern. Das generell recht niedrige Grip-Niveau könnte dazu führen, dass sich die Reifenoberfläche stärker erhitzt als der Kern - Graining ist ein altes Montreal-Problem. Wenige schnelle Kurven lassen zudem den Reifen strukturell nur schwer auf Temperatur kommen.

Die Boxengasse in Montreal hat bereits kuriose Szenen erlebt, Foto: Sutton
Die Boxengasse in Montreal hat bereits kuriose Szenen erlebt, Foto: Sutton

In Verbindung mit der kurzen Durchfahrtszeit sind mehrere Stopps also eine Überlegung wert. Allerdings muss hierbei die Chance auf ein Safety-Car immer mitbedacht werden. Eine variable Strategie ist auf keinen Fall von Nachteil.

Gleichzeitig kann sich eine aggressive Strategie mit mehreren Stopps auszahlen, weil es viele Überholmöglichkeiten gibt. Die Gefahr, mit neuen Reifen im Verkehr stecken zu bleiben, ist also eher gering - vorausgesetzt der Topspeed stimmt.

Wer versucht, einen Stopp zu sparen, kann schnell dafür bestraft werden. Ganz im Gegensatz zu Monaco ist Überholen in Kanada fast ein Kinderspiel - besonders mit DRS. Brechen die Reifen ein, dauert es meist nicht lange, bis der Gegner vorbeikommt. Grundsätzlich werden wir in Kanada wohl deutlich mehr Stopps sehen, als noch vor zwei Wochen. Doch das Safety-Car kann alles durcheinanderbringen.