Es hätte alles so schön sein können für McLaren: Gleichzeitig mit Ron Dennis kam beim Saisonauftakt im Albert Park der Erfolg nach Woking zurück. Im Gegensatz zu Ron Dennis war der Erfolg aber nur eine kurzfristige Erscheinung. Auf die Plätze zwei und drei von Kevin Magnussen und Jenson Button und der daraus resultierenden Führung in der Konstrukteursweltmeisterschaft folgte der böse Absturz.

Es sieht nicht gut aus für McLaren, Foto: Sutton
Es sieht nicht gut aus für McLaren, Foto: Sutton

Nach drei komplett punktlosen Rennen in Folge sammelte der Traditionsrennstall in Monaco immerhin wieder ein paar Zähler. Das Ergebnis war aber mehr der außergewöhnlichen Streckencharakteristik sowie Fehlern der Konkurrenz zu verdanken, als einer Verbesserung des aktuellen Boliden.

Bereits die letzte Saison verlief für McLaren katastrophal. Nach den Testfahrten in Jerez waren die Erwartungen in Woking hoch. Mit der Power Unit von Mercedes hat der MP4-29 zweifellos die beste Power Unit im Heck, doch selbst Williams und Force India haben es geschafft, den Leistungs- und Zuverlässigkeitsvorteil besser zu nutzen als McLaren.

Droht McLaren das Williams-Schicksal?

Die Traditionsrennställe haben es derzeit nicht leicht. Mit Red Bull und Mercedes mischen zwei vergleichsweise junge Teams die Königsklasse seit Jahren auf. Der letzte 'Traditionstitel' geht auf 2008 zurück, als Ferrari und McLaren die Titel unter sich ausmachten. Alain Prost merkte bereits an, es sei eine "veränderte Herangehensweise" nötig, um Red Bull und Mercedes in Zukunft Paroli bieten zu können. "Ich stimme mit Alain überein", gab McLaren Teamchef Eric Boullier überraschend zu. "Das ist es, was ich seit meinem Start hier mache."

McLaren-Mercedes wird es nicht mehr lange geben, Foto: Sutton
McLaren-Mercedes wird es nicht mehr lange geben, Foto: Sutton

Die Frage ist nur, worin die andere Herangehensweise besteht. McLaren befindet sich am Scheideweg - wie Williams nach dem Ausstieg von BMW. Wie Williams verlor McLaren die Werksunterstützung des Motorenlieferanten. McLaren hat aber mit Honda bereits einen Ersatz gefunden.

Das Problem: Wie sich in diesem Jahr gezeigt hat, liegt es an allem, nur nicht am Motor. Das ist etwas überraschend, hätte das niedrigere Chassis in diesem Jahr doch eigentlich McLaren begünstigen sollen - 2012 setzte McLaren als einziges Team neben Marussia auf ein niedriges Chassis und hatte trotzdem über weite Strecken das schnellste Auto. Irgendwo liegt in Woking der Hund begraben.

Personell ist McLaren ohnehin im Umbruch. Paddy Lowe hat man an Mercedes verloren, Martin Whitmarsh wurde abgesäbelt. Eric Boullier wurde von Lotus abgeworben, außerdem sollen Ingenieure von Red Bull kommen - worüber es allerdings seit geraumer Zeit Streitigkeiten gibt. Italienische Gazetten spekulieren bereits darüber, ob Adrian Newey, Sebastian Vettel und Christian Horner im Dreierpack nach Woking kommen.

Die Honda-Chance nutzen

Dennis hatte immerhin bereits Andeutungen gemacht, McLaren bräuchte einen "großartigen Fahrer", wenn Honda 2015 mit im Boot sitz. Auch Fernando Alonso wird immer wieder mit einer Rückkehr in Verbindung gebracht. Dennis hätte zumindest nichts dagegen. Die zahlreichen Namen und Spekulationen zeigen , dass etwas passieren muss und wahrscheinlich auch passieren wird.

Honda ist die große Chance für McLaren, Foto: Sutton
Honda ist die große Chance für McLaren, Foto: Sutton

Nicht nur auf technischer und auf personeller Ebene: Auch bei den Besitzverhältnissen könnte es Änderungen geben. Derzeit halten Ron Dennis und Mansour Ojjeh jeweils 25 Prozent am Rennstall, die restlichen 50 Prozent liegen in Bahrain. Honda könne groß einsteigen, hieß es. Ein Dementi von McLaren folgte schnell. Außerdem könne Dennis die 25 Prozent von Ojjeh übernehme. Nebenbei muss McLaren auch noch einen neuen Hauptsponsor finden.

Gerüchte über Gerüchte: Was wahr ist, muss sich zeigen. Dass Vettel im Dreiergespann von Red Bull kommt, darf aber zumindest schwer angezweifelt werden. Für McLaren sind aber die nächsten Jahre richtungsweisend. Der Honda-Deal muss nicht nur auf der Strecke umgesetzt werden. Die Power Units und Yen aus Japan alleine machen McLaren nicht schneller. Im Gegensatz zu Williams hat McLaren aber mit Honda zumindest die Chance, sich in absehbarer Zeit wieder als Topteam zu etablieren. Das gilt es nun umzusetzen - auf allen Ebenen.