Max, du bist bislang bei allen Formel-1-Rennen in deiner Karriere ins Ziel gekommen. Was ist dein Geheimnis?
Max Chilton: Ja, ich bin im vergangenen Jahr und auch in dieser Saison bisher immer ins Ziel gekommen, aber es gibt kein wirkliches Geheimnis dahinter. Das ist eine sehr schöne Serie für mich und ich freue mich natürlich darüber. Ich habe jetzt seit meinem Formel-1-Debüt 24 Rennen in Folge beendet. Dem gilt aber nicht meine Hauptkonzentration. Ich bin in meiner Karriere schon immer gut darin gewesen, das Auto nach Hause zu bringen. Wenn man irgendeine verrückte Aktion versucht, steht das Ergebnis meistens vorher schon fest: jede Menge Schaden. So funktioniert es einfach nicht. Es kann einfach zu viel falsch laufen.

Max Chilton hat eine 100%ige Ankunftsquote in der Formel 1, Foto: Sutton
Max Chilton hat eine 100%ige Ankunftsquote in der Formel 1, Foto: Sutton

Gehst du mit einer bestimmten Einstellung ins Rennen?
Max Chilton: Ich weiß auch, wo wir mit unserem Team stehen. Damit wir ein gutes Rennen haben, müssen wir nicht unbedingt selbst ein gutes Rennen fahren, sondern andere dürfen kein so gutes Rennen erleben und müssen ausscheiden. Dann musst du aber da sein, sonst kannst du kein gutes Ergebnis erzielen. Ich bin dieses Jahr schon zwei Mal 13. geworden - das brachte uns Platz zehn in der Konstrukteurswertung ein. Eines dieser Rennen war viel besser als das andere, aber das Endergebnis war das gleiche. Es lag einfach daran, wie viele Autos ins Ziel gekommen sind.

Das klingt nach einer sehr durchdachten Einstellung, dabei bist du ja noch jung, erst 22 Jahre alt und fährst erst deine zweite Formel-1-Saison...
Max Chilton: Klar, ich mag noch jung sein, aber nicht in Rennsport-Jahren. Ich fahre seit 14 Jahren Rennen und trage diese Einstellung schon immer in mir. Manchmal ist diese Herangehensweise vielleicht nicht die beste. Vielleicht hätte ein anderer Fahrer mit einem Manöver einen Platz gewonnen, aber langfristig zahlt sich mein Weg mehr aus. Denn wer am Ende immer da ist, erhält auch mehr Gelegenheiten, ein gutes Resultat mitzunehmen.

Max stand Kerstin Rede und Antwort, Foto: Motorsport-Magazin.com
Max stand Kerstin Rede und Antwort, Foto: Motorsport-Magazin.com

Das bedeutet ja nicht, dass ich riskante Manöver komplett vermeide. Im vergangenen Jahr habe ich hier in Monaco Giedo van der Garde auf der letzten Runde in der ersten Kurve überholt. Das hat mir mein bestes Ergebnis eingebracht und es ist hier nicht einfach, in Kurve eins zu überholen. Es ist also nicht so, dass ich nie überhole. Ich wäge jedoch das Risiko sehr genau ab.

Wie hast du dich seit deinem Formel-1-Debüt weiterentwickelt?
Max Chilton: Ziemlich stark. Ich habe erwartungsgemäß sehr viel gelernt, aber es ist auch nicht so, dass ich am Anfang überhaupt nichts gewusst hätte. Aber in der Formel 1 lernt man Dinge, die man nirgendwo anders lernt. Ich glaube, dass ich jetzt ein viel stärkerer Fahrer bin. Dennoch muss ich noch wahnsinnig viel lernen, selbst Weltmeister betonen, dass man niemals aufhört zu lernen. Man entwickelt sich als Fahrer stetig weiter.

Chilton geht lieber auf Nummer Sicher, Foto: Sutton
Chilton geht lieber auf Nummer Sicher, Foto: Sutton

Du hast unter Formel-1-Fans einen gewissen Kultstatus als Fanliebling erlangt. Was sagst du dazu?
Max Chilton: Wirklich? Ich bin ein Fanliebling? [springt halb über den Tisch]

Ja, durch deine Rolle als Underdog im kleinen Team, deinen Ruf als Mr. Zielankunft sowie deinen Sprung vom Auto bei den Testfahrten...
Max Chilton: Ah ja, der Sprung... Das musste ich ja machen, aber es stimmt, das lief ziemlich gut in den sozialen Netzwerken. Geplant hatte ich das natürlich nicht so...

Du hast in einem Interview einmal gesagt, dass dich der Formel-1-Lifestyle nicht verändern wird. Jetzt sitzen wir hier in Monaco, dem Epizentrum dieses Lifestyles. Was hältst du davon?
Max Chilton: Es ist sehr schön, aber Monaco ist ein ganz besonderes Wochenende jedes Jahr. Viele Fahrer leben hier, aber ich wohne gerne in Großbritannien. Ich bin ein Familienmensch und werde versuchen, so lange wie möglich dort zu bleiben.

Chiltons Fans waren äußerst einfallsreich..., Foto: Max Chilton/Twitter
Chiltons Fans waren äußerst einfallsreich..., Foto: Max Chilton/Twitter

Ist es für dich als Rennfahrer etwas Besonderes, hier in Monaco zu fahren?
Max Chilton: Ja. [stark betont] Ich bin vor fünf Jahren zum ersten Mal hier gefahren und dachte mir sofort: Dieser Ort ist absolut unglaublich. Die Strecke ist nicht einfach und man lernt mit jedem Jahr mehr dazu. Im vergangenen Jahr habe ich ein gutes Ergebnis eingefahren - das würde ich hier gerne wiederholen.

Erwartest du ein schwieriges Wochenende? Die neuen Autos haben mehr Drehmoment und weniger Downforce...
Max Chilton: Es wird sehr schwierig. Ich glaube, Felipe Massa hat gesagt, dass es mit diesen Autos und dem höheren Drehmoment extrem schwierig wird - dem stimme ich absolut zu. Diese Autos brechen gerne überraschend am Heck aus und hier gibt es viele Mauern. Man streichelt sie die gesamte Zeit. Deshalb muss man hellwach sein und sehr schnell reagieren.