Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem größten Erfolg seiner Formel-1-Karriere ist Pastor Maldonado auf dem bisherigen Tiefpunkt seines Schaffens angelangt. Ausfälle, Unfälle, Abflüge - kaum eine Schlagzeile über den Venezolaner kommt ohne einen dieser Begriffe aus. Der selbstverschuldete Intensivkontakt mit einer Mauer beim Qualifying zum Rennen in Barcelona bildet dabei nicht den Tiefpunkt einer von A bis Z verkorksten Saison 2014 - vielmehr fällt es schwer, unter den zahlreichen 'Anti-Leistungen' die gravierendste herauszupicken.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Bereits bei den Trainings in Melbourne verbrachte Maldonado fast mehr Zeit im Kies als auf der Strecke, Foto: Sutton
Ein Bild mit Symbolcharakter: Bereits bei den Trainings in Melbourne verbrachte Maldonado fast mehr Zeit im Kies als auf der Strecke, Foto: Sutton

Bereits beim Auftaktwochenende in Melbourne nutzte Maldonado die wenige Fahrzeit mit seinem maladen Lotus E22, um es sich in den australischen Kiesbetten gemütlich zu machen. Im Rennen folgte der zugegebenermaßen unverschuldete Ausfall durch technischen Defekt. Selbiges Schicksal ereilte den Venezolaner ebenfalls in Malaysia, nachdem er wie bereits in Melbourne in Q1 der Qualifikation gescheitert war. Spätestens die dritte Saisonstation in Bahrain ließ größere Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Formel-1-Piloten Pastor Maldonado aufkommen: Nach der Boxenausfahrt schoss er in einer Spitzkehre nahezu ungebremst in Esteban Gutierrez hinein, sodass sich dessen Sauber mehrfach überschlug und der Fahrer nur mit großem Glück unbeschadet davonkam.

Nie um eine Ausrede verlegen, stellte sich Maldonado anschließend gar als Opfer dar - und gab sich somit der Lächerlichkeit preis. Eine weitere Kostprobe seines fahrerischen Unvermögens folgte sodann beim Rennwochenende in China. Wildes und unkoordiniertes Hantieren mit seinem Lenkrad auf einer Outlap des ersten Freitagstrainings endete für Maldonado mit einem peinlichen Ausflug ins Kiesbett. Am Nachmittag brachte es der Lotus-Pilot dann sogar fertig, seinen Boliden bei der Einfahrt zur Box aufgrund überhöhter Geschwindigkeit durch das Kiesbett in die Begrenzungswand zu setzen.

Maldonados Star-Potential: nur eine Fata Morgana

Ein Bild mit Satire-Charakter: Sieger Pastor Maldonado auf den Schultern Fernando Alonsos und Kimi Räikkönens, Foto: Sutton
Ein Bild mit Satire-Charakter: Sieger Pastor Maldonado auf den Schultern Fernando Alonsos und Kimi Räikkönens, Foto: Sutton

Rückblick. Wir schreiben den 13. Mai 2012. Der junge Williams-Pilot Pastor Maldonado - überraschender Polesitter des Spanien-Grand-Prix auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya - erwehrt sich über Runden hinweg der wütenden Aufholversuche der prominenten Konkurrenz. Nach einer perfekten und fehlerfreien Fahrt überquert er als Überraschungssieger vor Lokalmatador Fernando Alonso im Ferrari und Kimi Räikkönen im Lotus die Ziellinie. Ein neuer Stern am Formel-1-Himmel scheint an diesem längst vergangenen Mai-Sonntag langsam aufzuflackern.

Lediglich vier Punkteankünfte folgten jedoch bis heute in 38 weiteren Starts - viele Rennen endeten durch Fahrfehler oder Unfälle vorzeitig. Dank seines Jokers von geschätzten 35 Millionen Euro der venezolanischen Regierung hat sich das einstige Talent Maldonado dennoch weiter in der Königsklasse gehalten - und wird dies vermutlich auch noch eine Weile tun. Geld regiert eben die Welt - ein Satz, der in diesem Fall ebenso wahr wie schmerzhaft erscheint. Der flackernde Stern ist jedoch längst zur Fata Morgana verkommen - der Triumph in Barcelona zu einem Mysterium.