Es gibt nicht viele Strecken, auf denen Lewis Hamilton noch keinen Sieg davontrug - der Circuit de Catalunya ist eine solche. Mit seiner vierten Pole Position in Folge legte der Brite im Qualifying jedoch den Grundstein dafür, den weißen Fleck auf der Formel-1-Landkarte auszulöschen. "In der Vergangenheit war es einfach nie mein Tag, aber jetzt werde ich alles geben, um morgen richtig viele Punkte für das Team nach Hause zu bringen", hofft Hamilton auf den Premieren-Sieg in Katalonien.

Hamilton entstieg dem Silberpfeil erneut als Pole-Sitter, Foto: Sutton
Hamilton entstieg dem Silberpfeil erneut als Pole-Sitter, Foto: Sutton

Lange Zeit sah es allerdings nicht so aus, als würde es dem Champion von 2008 gelingen, seinen Silberpfeil auf die Pole Position zu stellen, denn im Gegensatz zum Freitag machte am Samstag zunächst sein Teamkollege Nico Rosberg den stärkeren Eindruck. "Die höheren Temperaturen hatten einen Effekt, die Windrichtung hat sich geändert", erläuterte Hamilton, warum es vom einen auf den anderen Tag plötzlich schlechter lief.

Kleine Änderungen mit großer Wirkung

Obwohl Hamilton in den ersten beiden Freien Trainings überlegene Bestzeiten erzielte, entschied man sich im Mercedes-Lager, Adaptierungen am Setup vorzunehmen. "Dabei sprechen wir über sehr kleine Veränderungen: winzige Details", schilderte er. "Aber heute war der Grip auf der Strecke geringer und das Auto dadurch schwieriger zu fahren. Ich hatte etwas Übersteuern und es fühlte sich von Kurve zu Kurve anders an."

Weil das Team im Qualifying keine großen Änderungen mehr vornehmen konnte, musste Hamilton selbst das Differenzial verstellen, um seinen Silberpfeil fahrbarer zu machen. "Natürlich waren wir sehr schnell, aber es ist egal, wie schnell dein Auto ist, man geht immer bis ans Limit", erklärte er. "Das machen alle Fahrer: Wir nehmen unser Paket und loten die Grenzen aus."

Was das Rennen betrifft, ist der 29-Jährige nicht zuletzt aufgrund der starken Longruns zuversichtlich gestimmt, auch wenn die Streckenverhältnisse ein Unsicherheitsfaktor seien. "Morgen könnte es schon wieder anders sein, das weiß man hier nie. Auf dieser Strecke geht das schnell", hielt er fest. "Man darf ein paar Dinge einstellen - zum Beispiel das Differenzial und den Frontflügel -, hoffentlich bekomme ich das für das Rennen genau auf den Punkt hin."

In Bahrain lieferten sich Hamilton und Rosberg ein hartes Duell, Foto: Sutton
In Bahrain lieferten sich Hamilton und Rosberg ein hartes Duell, Foto: Sutton

Läuft alles plangemäß, wird es im Grand Prix wieder zu einem Duell zwischen Hamilton und Rosberg kommen, denn die Gegnerschaft scheint nicht in der Lage zu sein, ihr Tempo auch nur annährend mitzugehen. "Insgesamt habe ich mich an diesem Wochenende mit meinem Auto wohler gefühlt, Nico hatte gestern mehr zu kämpfen", blickte der Brite auf seinen Stallgefährten und schickte hinterher: "Ich plane nicht, ein Rennen wie in Bahrain zu haben. Aber wenn es so kommen sollte, bin ich bereit."

Hunde weg, Erfolg da

Viel Lob erhielt Hamilton von seinem Chef Niki Lauda. "Die Hierachie entwickelt sich automatisch. Wenn man drei Mal hintereinander gewinnt und immer wieder Pole Positions herausholt, kriegt man ein ganz anderes Selbstvertrauen, das du nicht erschüttern kannst", sagte der Mercedes-Aufsichtsratschef. Je mehr Siege der Brite feiere, desto stärker werde er.

"Deswegen ist er im Moment nicht zu schlagen, das hat er heute wieder bewiesen." Mittlerweile konzentriere sich Hamilton nur mehr auf die Rennen und würde auch seine Hunde nicht mehr mit an die Rennstrecke bringen, was der Schlüssel zum Erfolg sei. "Da sieht man sofort, wie die Ergebnisse kommen", ortete Lauda einen direkten Zusammenhang.

Nach aktuellem Stand der Dinge ist davon auszugehen, dass entweder Hamilton zum zweiten Mal Weltmeister wird, oder Rosberg sich zum ersten Mal die Krone aufsetzt. "Es wird hart, es ist an jedem Wochenende eine Herausforderung", glaubt der Brite an keine vorzeitige Titelentscheidung. "Auch wenn wir einen guten Vorsprung auf Red Bull und die anderen haben, ist der Wettkampf zwischen uns beiden genau so eng, wie gegen Vettel oder Daniel."

Hamiltons Philosophie ist, einen Schritt nach dem anderen zu machen und dabei nicht zu weit in die Zukunft zu blicken, weshalb er auch noch keine Gedanken an den nächsten Grand Prix in Monaco verschwendet. Fest steht für ihn nur: Sollte Mercedes so weitermachen wie bisher, ist es für die Silberpfeil-Mannschaft auch möglich, alle 19 Saisonrennen zu gewinnen.

Roscoe muss zuhause bleiben, Foto: Sutton
Roscoe muss zuhause bleiben, Foto: Sutton