Der neue Mercedes-Silberpfeil zählt nicht nur zu den attraktiveren Autos der diesjährigen Formel 1, sondern schlug sich bei den Testfahrten in Jerez bislang auch auf der Strecke beachtlich. Lewis Hamilton setzte den F1 W05 zum Auftakt zwar in die Mauer, doch am zweiten Tag spulte Nico Rosberg fast 100 Runden auf dem Circuito de Jerez ab - mehr als die drei Kunden-Teams von Renault zusammen. Mercedes gilt seit dem Beginn der Turbo-Ära als großer Herausforderer von Red Bull und konnte diesen Eindruck zumindest im ersten Ansatz unterstreichen. Auch der ehemalige Teamchef Ross Brawn beobachtet die Entwicklung seines alten Teams mit Freude.

"Wir haben vor langer Zeit mit dem Projekt begonnen und ich glaube, dass sich das auszahlt", sagte der 59-Jährige. "Ich habe dort viele gute Freunde und würde gern sehen, dass sie Erfolg haben. Ich werde mir mit Freude anschauen, ob Mercedes in diesem Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen kann." Brawn war selbst noch aktiv in das Turbo-Projekt aus Brackley, Brixworth und Stuttgart involviert und weiß, was bei den Silberpfeilen Stand der Dinge ist. "Ich fühle mich wohl mit dem, wie ich das Team verlassen habe", sagte er. "Ich denke, dass die Mannschaft all die Arbeit und den Aufwand, die in den vergangenen Jahren betrieben wurden, demonstrieren kann."

Gleichzeitig war Brawn auch bewusst, dass die umwälzenden Regeländerungen in Verbindung mit dem Aufbau eines komplett neuen Autos gewisse Risiken in sich bergen. Das zeigte sich in den vergangenen Tagen bei den ersten Testfahrten des Jahres, als die meisten Teams vorrangig damit beschäftigt waren, Probleme aus der Welt zu schaffen. "Aus Sicht der Zuverlässigkeit und auch Performance wird es zu Beginn der Saison ein Gemetzel", so Brawn. "Das liegt am Benzinmanagement und der Art und Weise, wie man ein Rennen am besten bestreitet. Es wird faszinierend, das zu beobachten."

Dabei setzte Brawn aus Mercedes-Blickweise ein gutes Stück Hoffnung in Lewis Hamilton, dem er in seinem zweiten Silberpfeil-Jahr einiges zutraute. Der Weltmeister von 2008 sei ein riesiges Talent und ein unglaublicher schneller Fahrer. Jetzt müsse er sich so schnell wie möglich an die neuen Gegebenheiten mit Turbo, Spritsparen und Co. gewöhnen, um erfolgreich zu sein. "Hier muss Lewis großen Einsatz zeigen und ich bin sicher, dass er das auch macht", so Hamiltons ehemaliger Chef. "Ich muss klar sein, dass diese Seite genauso wichtig ist wie das schnelle Fahren. Er darf nicht frustriert sein, wenn diese Dinge nicht direkt damit vereinbar sind, ein Auto schnell zu bewegen - denn darum geht es nun."