Schon im letzten Jahr überraschte McLaren, als für die letzte Saison unter altem Reglement noch ein komplett neues Auto präsentiert wurde. Die Mannschaft von Martin Whitmarsh lies für die Interimssaison keinen Stein auf dem anderen - ohne Erfolg. Dass für 2014 erneut eine komplette Neuentwicklung in der Pipeline stand, war klar, schließlich erforderten das die neuen Regeln. Doch auch der grundsätzlichen Designphilosophie blieb der Traditionsrennstall nicht treu.

Lotus zeigte bislang als einziges Team eine andere Nase, Foto: Lotus
Lotus zeigte bislang als einziges Team eine andere Nase, Foto: Lotus

Zunächst sticht die recht unästhetische Nase ins Auge. Wie Force India und Williams setzt auch McLaren auf die 'Nasenbär-Lösung'. Jedoch wirkt die McLaren-Nase noch ein wenig uneleganter als die bisher gezeigten. Während die Nase an sich keine allzu große Überraschung war, beeindruckte der neue Frontflügel schon etwas mehr. Hielt es McLaren in der vergangenen Saison am Fronflügel mit dem Credo 'Keep it simple', ist die erste gezeigte Version ähnlich komplex wie die Versionen von Red Bull, Mercedes und Ferrari aus dem vergangenen Jahr.

Auch bei der Vorderradaufhängung warf McLaren das Konzept aus dem Vorjahr über den Haufen. Statt Zugstreben sind nun wieder Druckstreben im Einsatz. Die Kühleinlässe fallen im Vergleich zur Vergangenheit gigantisch groß aus, ziehen sich aber schnell zusammen und werden von der Motorabdeckung überbaut, die recht geradlinig und breit im Heck des MP4-29 mündet.

Eine Überraschung gab es auch bei der Lackierung: Die Chrompfeile mischten anscheinend etwas matte Farbe in die Lackierung, so dass der McLaren nun leicht mit einem Mercedes verwechselt werden könnte. Wie erwartet blieb die Verkündung eines neuen Sponsors aus. Auf den Seitenkästen und dem Heckflügel prangt groß der profane Name des neuen Renners: MP4-29. Auf der Oberseite der Seitenkästen sind große McLaren-Logos zu sehen.

Auf eine prunkvolle Präsentation verzichtete die Mannschaft von Martin Whitmarsh. Der angekündigte Online-Launch bestand lediglich aus dem Zeigen von Fotos des neuen Boliden und einer Presseaussendung mit Interviews und einzelnen Details zum Auto. Auffällig: Neben Jonathan Neale und Sam Michael kamen auch die Piloten zu Wort - inklusive Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne. Von Teamchef Martin Whitmarsh war kein Wort zu lesen.

Gemeinsam mit einem Statement von Sportdirektor Sam Michael befeuert das die Spekulationen über eine mögliche Ablösung des Briten durch Eric Boullier, von dem kurz zuvor verkündet wurde, dass er seinen Posten als Lotus-Teamchef räumen muss. "Wir haben nie einen Hehl aus unserer Enttäuschung über die Saison 2013 gemacht", so Sam Michael. "Es braucht aber einiges an Veränderung, damit wir wieder in eine Position kommen, in der wir uns um die Weltmeisterschaft duellieren können." Ob er das in Bezug auf die geänderte Designphilosophie oder im Hinblick auf das Personal meinte, machte er nicht klar.

Redaktionskommentar: Der armseligste McLaren Launch aller Zeiten

Motorsport-Magazin.com meint: Was für eine Präsentation! Genau, was für eine Präsentation denn? Jenson und zwei Kinder in Strampelanzügen, keine Gäste, kaum Sponsoren, ein Auto, das wie ein Mercedes-Abklatsch aussieht. Und dann stiehlt ihnen Lotus auch noch die Show - Lacher gab's in Woking eh noch nie. McLaren ist selbst mit CEO Ron nicht mehr das, was es einmal war... (Stephan Heublein).

Interviews zum McLaren-Launch

Technische Daten zum MP4-29

ChassisLaminiertes Monocoque mit Honigwaben-Verstärkung
VorderradaufhängungDoppel-Querlenker aus Karbon mit Pushrod (Druckstrebe) und Drehstab-Stabilisator inklusive Dämpfersystem
Hinterradaufhängung Doppel-Querlenker mit Pullrod (Zugstrebe) und Drehstab-Stabilisator inklusive Dämpfersystem
GetriebeVon McLaren entwickeltes stufenloses Achtganggetriebe plus Rückwärtsgang in Karbongehäuse
KupplungDoppelkupplung aus Karbon
BremsenAkebono Bremssättel und Hauptzylinder, Hinterachse mit Akebono 'Brake by wire'-System, Karbon-Bremsscheiben und -Beläge
LenkungVon McLaren entwickelt und servo-unterstützt
TankIm Monocoque integrierte Tankzelle
ElektronikFIA Standard-Elektronik
Power-UnitMercedes-Benz PU106A
Verbrennungsmotor1,6-Liter 90-Grad V6-Turbo Direkteinspritzer, 15.000 Umdrehungen, Turbolader bis 125.000 Umdrehungen
ERSMercedes AMG HPP, 163 PS, 4 Megajoule Akkukapazität
Maße und GewichtMindestgewicht von 691 kg, Gewichtsverteilung zwischen 45,5% und 46,5%