Jetzt wird es also ernst für Bernie Ecclestone: Die Staatsanwaltschaft München bestätigte am Donnerstag, dass die Anklage gegen den FOM-Chef zugelassen wird. Dabei geht es um 44 Millionen Euro, die der Brite dem ehemaligen Risikovorstand der BayernLB Gerhard Gribkowsky dafür gezahlt haben soll, dass die Rechte an der Formel 1 nicht an Constantin Medien sondern an den kommerziellen Rechteinhaber CVC verkauft werden - obwohl Constantin Medien mehr Geld geboten hatte. Ecclestone soll sich davon einen persönlichen Vorteil versprochen haben.

Nun muss sich der 83-Jährige wegen Bestechung in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Für Ecclestone kommt die Nachricht wenig überraschend. In einem Interview mit der Wirtschaftswoche sagte er schon zuvor: "Ich bin sicher, dass es zu einem Prozess kommt. Schließlich bin ich ja schon angeklagt worden. Es geht jetzt um den Termin." Bei der Planung kann Ecclestone seinen nächsten München-Besuch wohl auf Ende April terminieren, denn da soll der Prozess beginnen.

Dass er persönlich in München erscheinen muss, ist für Ecclestone kein Weltuntergang. "Ich mag München, eine schöne Stadt", war er trotz der ernsten Lage nach wie vor zum Scherzen aufgelegt. Dass er wegen des Prozesses seinen Posten als FOM-Chef aufgeben muss, glaubt er nicht. "Beim Constantin-Prozess war ich während meiner Zeugenaussage rund vier Tage nicht im Büro, aber selbst da konnte ich am späten Nachmittag und Abend noch arbeiten", sprach er aus Erfahrung.

Abgesehen von möglichen terminlichen Problemen, wird wohl auch wegen den Vorwürfen an sich der öffentliche Druck auf Ecclestone steigen. An Rücktritt denkt er trotzdem nicht, es sei zu früh sich damit auseinanderzusetzen. Auch bei den Vorwürfen bleibt das Formel-1-Urgestein bei seinen Aussagen: "Ich habe ihn bezahlt, um zu verhindern, dass er die britischen Steuerbehörden kontaktiert, wie er es gesagt hatte, denn das hätte uns eine Menge Probleme beschert."

Wäre gerne richtig bedroht worden

Heute bereut er diesen Schritt. "Eigentlich wäre es besser gewesen, ihm kein Geld zu geben. Das hätte ihn nämlich veranlasst, die Steuerbehörden zu kontaktieren, und die hätten dann möglicherweise eine Untersuchung eingeleitet." Einen ungewöhnlichen Wunsch hat Ecclestone auch noch auf den Lippen: "Ich wünsche mir heute jedenfalls, dass er mich richtig bedroht hätte: Dass er gesagt hätte, wenn du das und das nicht tust, werde ich meinerseits jenes tun."

Während sich Ecclestone bei bisherigen Zivilverfahren außergerichtlich hätte einigen können, gibt es diese Alternative in München nicht. Aber von außergerichtlichen Einigungen hält er ohnehin nicht besonders viel. "Sich außergerichtlich zu einigen wäre falsch, weil ich nichts Falsches getan habe. Mir geht es darum, meine Unschuld zu beweisen, deshalb werde ich im Falle eines Bestechungsprozesses auch nach München kommen."