Die Formel 1 soll wieder wachsen. Weil nach dem Aus von HRT nur mehr elf Teams an der Königsklasse teilnehmen, begibt sich die FIA auf die Suche nach einem zwölften Rennstall. Der Neueinsteiger könnte entweder 2015 oder 2016 erstmals antreten und verpflichtet sich mit einer Einschreibung zu einer Teilnahme bis 2020. Potenzielle Interessenten müssen sich bis 3. Januar 2014 beim internationalen Automobilverband anmelden, danach ergehen detaillierte Informationen zum Auswahlverfahren. Motorsport-Magazin.com gibt einen Überblick über die möglichen Kandidaten.

Toyota zog 2009 den Stecker, Foto: Sutton
Toyota zog 2009 den Stecker, Foto: Sutton

Acht Jahre lang, von 2002 bis 2009, war Toyota als Werksteam in der Formel 1 vertreten. Die Erfolge der Japaner hielten sich jedoch im überschaubaren Rahmen, denn obwohl hunderte Millionen Dollar investiert wurden, gelang kein einziger Sieg. Deshalb entschied man sich, der Formel 1 den Rücken zu kehren und sich wieder auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Ähnlich erging es auch Toyotas Erzrivalen Honda, der die Wirtschaftskrise zum Anlass nahm, das F1-Engagement zu beenden.

2015 kehrt Honda allerdings auf die große Bühne zurück - vorerst als Motorenhersteller. Weiß man um die japanische Mentalität Bescheid, wird dieser Schritt auch bei Toyota Diskussionen ausgelöst haben, ob man nicht ebenfalls das Comeback wagen soll. Die infrastrukturellen Voraussetzungen wären jedenfalls gegeben. Toyota verfügt in Köln-Marsdorf über ein herausragendes Entwicklungszentrum, zu dem auch ein Windkanal gehört, den Ferrari bis zuletzt nutzte, da die eigene Anlage in Maranello fehlerhaft war.

Auch den deutschen Autoherstellern Audi, Volkswagen und Porsche wird seit geraumer Zeit Interesse an einem Einstieg in die Formel 1 nachgesagt. Aktuell hat die Königsklasse jedoch keine Priorität, wie Audi-Kommunikationschef Jürgen Pippig gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte. "Wir fühlen uns bei den Sportwagen, in der DTM und im Kundensport gut aufgehoben und haben für die Formel 1 keine Pläne", lautet die klare Ansage.

Die Formel 1 und die USA - nicht immer war diese Geschichte eine erfolgreiche. Seit aber Vettel, Alonso und Co. ihre Runden auf dem Circuit of the Americas in Austin drehen, hat sich das Bild gewandelt, wie nicht zuletzt die vollen Zuschauertribünen zeigen. Bereits vor vier Jahren stand mit US F1 ein amerikanischer Rennstall mehr oder weniger knapp vor der Teilnahme an der Formel 1, doch die Bemühungen endeten bekanntlich in einem Desaster, das auch dem Image der FIA nicht zuträglich war.

Mit Andretti Autosport wäre ein amerikanischer Traditionsrennstall bereit, in die Formel 1 einzusteigen - allerdings nur, wenn die entsprechenden Grundvoraussetzungen gegeben sind. "Es muss erlaubt werden, dass die Teams ihre Autos an Kunden verkaufen. Dieses System würde Hersteller wie Ferrari und Mercedes finanziell entlasten und andere Teams einladen, Teil der Formel 1 zu werden, auch wenn sie keine eigene Rennwagenfabrik besitzen", sagte Mario Andretti kürzlich. "Mein Sohn Michael wäre einer der Ersten, der das machen würde, wenn er ein Auto von einem der Top-Hersteller kaufen könnte."

Ein ebenfalls äußerst traditionsschwangerer Name, der immer wieder mit der Formel 1 in Verbindung gebracht wird, ist Brabham. Zwischen 1962 und 1992 war der britische Rennstall in der Königsklasse aktiv und feierte vier Weltmeistertitel, ehe der Betrieb aus finanziellen Gründen eingestellt werden musste. Bereits 2009 hatte der deutsche Automobilzulieferer Formtech behauptet, nun die Rechte am Teamnamen innezuhaben und wollte an der Saison 2010 teilnehmen. Dagegen leitete die Familie Brabham allerdings rechtliche Schritte ein, um den Namen zu schützen.

Nun könnte eine Rückkehr von Brabham allerdings wieder realistische Züge annehmen, wie David Brabham, der Sohn des dreifachen Champions Jack Brabham, verriet. "Im Moment ist das ein sehr sensibles Thema", erklärte er Anfang 2013. "Aber ja, es besteht die Möglichkeit, das Team wieder zurück [in die Formel 1] zu bringen." Der Hinderungsgrund im Moment ist laut Brabham noch eine Zwickmühle in Sachen Namensrechte. "Es ist zu 98 Prozent gelöst, und wenn es zu 100 Prozent gelöst ist, werden wir sehen, was wir tun können", erklärte der Australier.

Nelson Piquet gewann 1981 mit Brabham den Titel, Foto: Sutton
Nelson Piquet gewann 1981 mit Brabham den Titel, Foto: Sutton

Bereits 2006 erhielt Prodrive die Zusage, als zwölftes Team in die Formel 1 einzusteigen. Dass es doch nicht dazu kam, lag an einem Rechtsstreit um das Concorde Agreement, denn der Plan sah vor, Kundenautos zum Einsatz zu bringen. Für die Saison 2010 bewarb sich Prodrive mit Teamchef David Richards erneut für einen Platz in der Königsklasse, wurde jedoch im Gegensatz zu Virgin, Lotus, Campos und US F1 abgewiesen. Es käme wenig überraschend, würde sich das Team abermals am Ausschreibungsprozess der FIA beteiligen.

Stefan GP wollte die Toyota-Boliden übernehmen, Foto: Stefan GP
Stefan GP wollte die Toyota-Boliden übernehmen, Foto: Stefan GP

Nicht unbedingt realistisch, aber auch nicht gänzlich auszuschließen ist, dass sich Red Bull ein drittes Team zulegt. Mit Toro-Rosso verfügt der Brausehersteller zwar bereits über einen Rennstall, der zur Nachwuchsförderung dient, doch wie das Beispiel Antonio Felix da Costa zeigt, reichen auch vier Cockpits zuweilen nicht aus, um alle vielversprechenden Piloten in der Formel 1 unterzubringen.

Wird ein Platz in der Formel 1 ausgeschrieben, melden sich für gewöhnlich nicht nur seriöse Unternehmen, sondern auch diverse fragwürdige Konstrukte bekunden Interesse. Die FIA ist in dieser Beziehung mittlerweile jedoch ein gebranntes Kind, weshalb einstige Projekte wie Stefan GP wohl keine Chance auf den Zuschlag hätten. Auch Jacques Villeneuve wollte vor wenigen Jahren mit einem eigenen Rennstall an der Formel 1 teilnehmen, wurde aber zurückgewiesen.

Daher muss auch die Option in Betracht gezogen werden, dass gar kein Bewerber den Segen der FIA erhält, wenn die strengen Vorschriften und Richtlinien nicht erfüllt werden. In diesem Falle würde die Formel 1 weiterhin mit elf Teams ihre Runden drehen - sofern nicht eine bestehende Mannschaft das Zeitliche segnet.