So schnelle Tendenzwechsel im Formel-1-Transferkarussell wie im Moment gibt es selten. Der Ausgangspunkt ist diesmal Pastor Maldonado. Da schien schon fast sicher zu sein, dass der Venezolaner seine 35 Millionen Euro von PDVSA von Williams zu Lotus trägt, doch jetzt machen Maldonado und sein Management anscheinend eine Kehrtwende. Auch Sauber scheint auf einmal sehr attraktiv, ist auf der Wunschliste bei Maldonado, wenn man genau zuhört, deutlich nach oben gerückt.

Gründe dafür gibt es einige: Erstens einmal scheinen Maldonado und sein Manager Nicolas Todt zu merken, dass die finanzielle Situation bei Lotus so verzweifelt und das Team so hoch verschuldet ist, dass nicht einmal seine Millionen reichen würden, um dort nächstes Jahr noch viel zu erreichen. An den unsäglichen Quantum-Deal glaubt ja inzwischen wohl selbst Chef Gerard Lopez nicht mehr - und selbst Romain Grosjean scheint der Ernst der Situation allmählich aufzugehen. Auf entsprechende Fragen auch seiner engen französischen Journalistenfreunde antwortet er jedenfalls sehr ausweichend - Unterton: "Ich will mich damit lieber gar nicht erst beschäftigen..."

Welches Cockpit hat Pastor Maldonado im Blick?, Foto: Sutton
Welches Cockpit hat Pastor Maldonado im Blick?, Foto: Sutton

Der zweite Punkt: Maldonado ist ein typischer Latino mit ziemlich großem Ego - dass Lotus-Teamchef Eric Boullier immer wieder öffentlich erklärte, dass er viel lieber Nico Hülkenberg haben wolle und damit deutlich ausdrückte, dass man Maldonado wenn nur wegen seines Geldes nehme, ihn eigentlich überhaupt nicht wolle, hat ihm sicher nicht gefallen.

Bliebe, wenn Maldonado wirklich zu Sauber kommt, dann nur die Frage, wer der Teamkollege wird. Schienen sich in den letzten Wochen Sauber und Nico Hülkenberg wieder angenähert zu haben, so ist das Verhältnis nach Hülkenbergs Pseudo-Abstecher zu Lotus mit Sitzprobe, kombiniert mit gleichzeitigen nachdrücklichen Gehaltsforderungen seines Managements an Sauber, doch wieder gestört.

Der Emmericher scheint eher wieder auf dem Weg zu Force India zu sein. Dort allerdings sind seine Karten nicht schlecht: Vijay Mallya möchte ihn gerne zurückholen, er hätte auch mit zwei Deutschen im Team kein Problem. Adrian Sutil deutet ja immer wieder an, dass er auf jeden Fall bei Force India fahren könne, wenn er wolle... Dass die Unterschrift unter dem Papier schon drunter ist, ist allerdings nicht sicher.

Nico Hülkenberg hat sein Cockpit noch nirgends sicher, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg hat sein Cockpit noch nirgends sicher, Foto: Sutton

Esteban Gutierrez neben Maldonado wäre jedoch auch nicht die Traumlösung: denn erstens bräuchte man dann dessen wenige Mexico-Millionen nicht mehr unbedingt, zweitens wäre das Team dann wohl finanziell so gut aufgestellt, dass man sich auch noch einmal neu auf dem Markt umschauen könnte. Der Manager von Gutierrez lief jedenfalls am Donnerstag schon etwas aufgeregt durchs Fahrerlager, fragte, ob man denn wisse, was da so passiere...

Letzte Frage: Wer fährt dann bei Lotus? Sergio Perez, mit oft versprochenem, aber selten bezahltem Geld von Carlos Slim? Oder Vitaly Petrov, der über gewisse Genii-Verbindungen nach Russland schon mal so etwas wie ein Plan C dort war? Oder gar keiner? So allmählich kursieren im Fahrerlager schon Gerüchte, dass Team müsse vielleicht sogar bald zusperren. Auch Bernie Ecclestone soll angeblich vor der Auszahlung weiterer FOM-Gelder Garantien wollen, dass es dort überhaupt weiter geht.