Die Formel 1 und die DTM - zwar wird in beiden Rennserien auf vier Rädern gefahren, doch abgesehen davon trennt sie Welten. Das äußert sich nicht zuletzt in der Popularität der Piloten, denn so hätte man es im DTM-Lager nur zu gerne gesehen, hätte sich Felipe Massa zu einem Wechsel in den Tourenwagensport entschlossen, womit der Brasilianer der Star schlechthin im Fahrerlager gewesen wäre. "Dass mich einer auf der Straße erkennt, ist nicht mein primäres Ziel, wenn ich Rennen fahre", meint der frischgebackene Champion Mike Rockenfeller zur Frage des Promi-Faktors. "Andererseits finde ich: Nur weil einer Formel 1 fährt, ist er ja kein Typ. Klar, mit den Erfolgen wirst du zum Star."

Mit einem Vorurteil, das DTM-Piloten nicht selten begegnet, will der Audi-Pilot allerdings aufräumen: "Die meisten Leute glauben, jeder Formel-1-Fahrer ist besser als ein DTM-Pilot. Das stimmt nicht", hält Rocky fest. "Die Formel-1-Jungs wissen genau, was wir leisten. Du kannst es immer gut einschätzen, wenn du gegen einen selber mal gefahren bist - egal, in welcher Serie." Wie würde dann der nunmehrige vierfache Formel-1-Weltmeister in der DTM abschneiden? "Ich bin gegen Vettel im Kart gefahren und würde sagen, er könnte auch in der DTM erfolgreich sein", meint Rockenfeller im Express. "Aber auch Vettel würde erst Lehrgeld zahlen."

Während Timo Glock bereits in seiner ersten DTM-Saison ein Rennen gewann..., Foto: Simninja Photodesignagentur
Während Timo Glock bereits in seiner ersten DTM-Saison ein Rennen gewann..., Foto: Simninja Photodesignagentur

Die größten Unterschiede zwischen den beiden Rennserien ortet Rockenfeller in der Leistungsdichte der jeweiligen Starterfelder. "Wenn du in der Formel 1 nicht in einem Red Bull sitzt, dann wirst du auch nicht Weltmeister. Bei uns sind die drei Hersteller wegen der vielen Einheitsteile und des engen Technischen Reglements auf dem gleichen Niveau", ist für ihn im Interview mit Motorsport-Magazin.com klar. "Bestes Beispiel war doch Michael Schumacher. Er war bei seinem Comeback vielleicht älter und hatte einige Defizite, hatte aber das Fahren nicht verlernt." In der DTM sei die Leistungsdichte aufgrund der ähnlichen Autos dermaßen groß, dass auf einen Sieg auch schon einmal ein 15. Platz folgen könne. "Bei uns unterscheiden Hundertstel zwischen Hero und Zero. Da geht es um minimale Änderungen bei Luftdruck oder Abstimmung. Deshalb haben sich große Namen in der DTM schwergetan", denkt Rockenfeller an einstige Formel-1-Piloten, die sich oftmals mehr schlecht als recht in der DTM versuchten.

Glock brilliert, Schumacher strauchelt

Einer der ehemaligen Formel-1-Piloten, die ein DTM-Rennen für sich entschieden, ist Timo Glock, der nicht zuletzt wegen seiner Vergangenheit zu den absoluten Stars der Szene zählt. "Natürlich ist Timo Glock auf RTL bei 18 Rennen sonntags mitgefahren und vielleicht bekannter als ich", sagt Rocky, dem dieser Umstand aber nichts ausmacht. "Aber deshalb habe ich keine Komplexe. Ich bin der Meister, habe vorher schon viel gewonnen, und er hat in Hockenheim sein erstes DTM-Rennen gewonnen. Und dabei ist er noch in seiner Blüte als Fahrer. Es sind andere aus der Formel 1 gekommen, die waren am Ende ihrer Karriere."

Das traf etwa auf Ralf Schumacher zu, dessen Abstecher in die DTM deutlich weniger erfolgreich als jener Glocks verlief, denn so blieb der Kerpener sieglos. Nach dem Ende seiner Karriere meinte Schumacher, dass man in der DTM anders in die Kurven bremsen müsse, als dies in der Formel 1 der Fall ist. "Man muss ja etwas sagen, wenn es nicht läuft", kann sich Rockenfeller einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. "Aber auch in der DTM gibt es eine Ideallinie in der Kurve und ein Limit des Grips. Ich bin Sport-, DTM- und Le-Mans-Autos gefahren, die müssen alle anders bewegt werden." Laut Rockenfeller sei so etwa der Unterschied zwischen einem Audi R8 und einem Le-Mans-Auto größer als zwischen einem DTM- und Formel-1-Boliden. "Ein Paul di Resta zeigt ja auch, dass man, aus der DTM kommend, in der Formel 1 mithalten kann. Also geht es auch andersrum."

... gelang Ralf Schumacher nie der große Wurf, Foto: RACE-PRESS
... gelang Ralf Schumacher nie der große Wurf, Foto: RACE-PRESS

Warum schaffte es der amtierende DTM-Champion eigentlich nicht selbst in die Formel 1? Die Antwortet ist simpel und lautet: wegen des lieben Geldes. "Natürlich war sie mein Traum, aber ich hatte nicht das Budget, um in den Formel-Sport einzusteigen, und war dankbar, als ich Porsche-Werksfahrer wurde", betont Rockenfeller, der mit seinem Karriereverlauf aber sehr zufrieden ist. "Ich hatte das Glück, mit den Le-Mans-Prototypen einige Erfolge einzufahren. Da bist du vom Feeling schon sehr nahe dran an der Formel 1. Vom Talent her könnte ich nächstes Jahr da fahren, das würde ich mir zutrauen. Aber ich glaube, das wird nichts mehr, es sei denn, Audi geht demnächst in die Formel 1."