Wie optimistisch seid ihr, dass Pirelli im kommenden Jahr nicht ständig im Fokus der Diskussionen steht?
Paul Hembery: Es gibt im kommenden Jahr sehr viele Änderungen, auch bei den Regeln der Autos. Unser Ziel ist es ganz sicher, nicht mehr so oft im Fokus zu stehen, sondern mehr die Balance zu erreichen wie vor ein oder zwei Jahren und in einigen Rennen in diesem Jahr. Wir sind gespannt auf die neuen Motoren und Antriebe, das wird eine technische Herausforderung, die wir verstehen müssen. Wir sind alle Formel-1-Fans und sind gespannt, wie sich die neuen Technologien auf den Sport auswirken werden.

Welche Anforderungen wird es für die neuen Reifen geben?
Paul Hembery: So genau können wir das nicht sagen, bevor wir mit den neuen Autos getestet haben. Momentan haben wir nur ein paar Daten von August. Ich hoffe, dass wir neue Informationen bekommen, wenn die Teams wissen, wie genau sie ihre Autos konstruieren. Dann werden wir bei den Testfahrten sehr viele Daten sammeln und mit unseren Simulationen vergleichen. Wir werden sehen, was das für einen Einfluss auf die Reifen hat, vor allem der Test in Bahrain wird sehr spannend für uns. Barcelona ist im Sommer klasse, aber nicht, wenn man dort nur 10 Grad Celsius hat. Zudem können wir nach dem Test in Bahrain im Februar noch weiter entwickeln. Wir werden verschiedene Mischungen testen, die Bauform selbst wird sich nur minimal verändern.

Noch kein Vertrag unterschrieben

Der Test in Bahrain war eine eurer Bedingungen, weiter zu machen. Gab es noch andere?
Paul Hembery: Für uns war es sehr wichtig, vorab Daten geliefert zu bekommen und vor dem Saisonstart ordentlich testen zu können. Zudem können wir nach dem Test noch Sachen anpassen, bevor die Saison startet, das war in den letzten Jahren nicht möglich. Wir konnten in diesem Jahr sehr viele Dingen lernen und haben von der FIA und Jean Todt sehr gute Unterstützung erhalten.

Pirelli musste in dieser Saison oft leiden, Foto: Sutton
Pirelli musste in dieser Saison oft leiden, Foto: Sutton

Stimmt es, dass ihr noch keinen Vertrag für die neue Saison unterschrieben habt?
Paul Hembery: Ja, aber das ist Unsinn. Als wir in die Formel 1 eingestiegen sind, haben wir den Vertrag eine Woche vor dem Start in Melbourne unterschrieben. Für uns ist aber alles klar, es gibt Vereinbarungen. Aber vielleicht haben die Leute einfach nichts mehr, über das sie sonst reden können.

Nach den Erfahrungen der Saison und den Reifenschäden hier - macht man sich da besondere Sorgen?
Paul Hembery: Man hat immer Vertrauen in das eigene Geschäft. Ein Auto kann ja auch Feuer fangen oder die Bremsen versagen, da sagt niemand etwas über den Hersteller. Wenn ein Reifen abfällt, weil er nicht richtig angeschraubt wurde, sagt auch niemand etwas. Wenn aber ein Metallteil auf der Strecke liegt oder eine beschädigte Felge den Reifen zerstört, dann gibt es Diskussionen, obwohl dort der Reifenschaden nur eine logische Konsequenz ist. So etwas passiert, vielleicht wird einfach etwas zu viel diskutiert.

Seid ihr unzufrieden mit der Balance der Reifen, die es in diesem Jahr gab?
Paul Hembery: Was auch immer man macht, man muss immer lernen, um Fortschritte zu machen. Die Dinge in diesem Jahr haben uns geholfen und gezeigt, was wir besser machen können. Manchmal muss einfach etwas passieren, damit danach etwas passiert. Wir stellen sicher, dass wir bestimmte Dinge in der Zukunft verbessern.

Hättet ihr vielleicht schon vorher etwas ändern können?
Paul Hembery: Wenn wir mit repräsentativen Autos hätten testen können, dann schon, aber so wird es schwierig. Das ist eine Sache, bei der wir alle zusammen mehr hätten machen können.

Was sind für euch die größten Änderungen in Sachen Reglement?
Paul Hembery: Wir als Reifenhersteller müssen einfach konservativ sein und unsere Reifen integrieren. Die Höchstgeschwindigkeit der Autos wird anders sein, genau wie die Belastung der Reifen - da gibt es große Unterschiede. Man muss immer mit einem Auto planen, bei dem man das Schlimmste befürchtet und die Reifen darauf ausrichten. Wir wissen nicht, wie genau sich die neuen Motoren auswirken werden. Es gibt Änderungen an den Reifen, aber die Form bleibt bis auf kleine Unterschiede identisch. Diese kleinen Unterschiede werden die Teams wohl merken, für sie sind Dinge wie die Bauform oder die Deformation sehr wichtig.

Wie wichtig ist es, dass ihr in Brasilien im Training schon einmal die neuen Reifen zum Einsatz bringt?
Paul Hembery: So werden wir zumindest mal einen einfachen Vergleich bekommen, wie sich die Reifen prinzipiell voneinander unterscheiden. Das sind einfach nur Messungen für uns, dafür eignet sich die Strecke in Brasilien auch sehr gut, denn sie hat einen guten Charakter in Sachen Asphalt, es ist dort ähnlich gut wie in Bahrain oder Malaysia.

Seid ihr enttäuscht von den Aussagen einiger Fahrer über die Reifen?
Paul Hembery: Man kann nicht sagen, dass man glücklich ist. Manchmal muss man einfach bedenken, dass wir als Reifenlieferant keine direkte Konkurrenz haben, sondern ein Unterstützer des Sports sind. Für die Fahrer ist es sicher nicht einfach, wenn sie Fehler machen und dann 20 Mikrofone in ihr Gesicht gehalten werden. Da ist man manchmal enttäuscht.