Die am meisten diskutierte strategische Szene an diesem Wochenende fand am Samstag im Qualifying statt, als Ferrari versuchte, Fernando Alonso durch Felipe Massa Windschatten zu geben, um ein paar Zehntel zu gewinnen, was jedoch misslang. Der Ferrari war an diesem Wochenende das schnellste Auto und hätte sich Alonso darauf konzentriert, eine perfekte Runde zu fahren, hätte er die Chance gehabt, sich als Dritter zu qualifizieren und damit Sebastian Vettel beim Start angreifen können. Stattdessen sicherte sich Nico Hülkenberg den dritten Startplatz, während Alonso hinter Massa nur Fünfter wurde.

Ferraris Windschattenspiele waren erfolglos, Foto: Sutton
Ferraris Windschattenspiele waren erfolglos, Foto: Sutton

Alonso konnte im Rennen zwar aufholen und überquerte die Ziellinie als Zweiter, doch die Chance, den Abstand zu Vettel in der Weltmeisterschaft zu reduzieren, wurde bereits im Qualifying vergeben. Zudem spielte Red Bull in die Karten, dass Alonso und Massa jeweils später als Vettel und Mark Webber stoppten, sodass der Australier am Brasilianer vorbeigehen konnte, während Alonso weiteren Boden auf die Spitze des Feldes einbüßte.

Ferrari fühlte sich schmerzlich an das letzte Jahr zurückerinnert, als man gegen Ende des Rennens unter starkem Reifenabbau litt, weshalb man sich diesmal entschloss, etwas länger zu fahren. Im Gegensatz dazu setzte Red Bull auf eine sehr aggressive Strategie. Vettel lag elf Sekunden in Führung und Webber auf dem vierten Platz, als man sich entschloss, beide Piloten in Runde 23 unmittelbar nacheinander hereinzuholen. Der Erfolg gab dem Weltmeisterteam recht: Sowohl Vettel als auch Webber wurden in weniger als drei Sekunden mit neuen Reifen ausgestattet. Damit traf man Ferrari auf dem falschen Fuß, denn die Scuderia war nicht in der Lage, Massa so schnell an die Box zu holen, der zu diesem Zeitpunkt direkt vor Webber lag.

Webbers Outlap war sehr schnell - schneller als Vettels - und als Massa wieder auf die Strecke zurückkam, hatte er ihn bereits überholt. Damit lag der Brasilianer wieder dort, von wo er ins Rennen gegangen war, obwohl er seinen Teamkollegen im Qualifying geschlagen und einen guten Start hingelegt hatte. Aber der Boxenstopp war lediglich das Pünktchen auf i. Massa verpasste das Podium aufgrund seines Speeds. Seit er Alonso in der achten Runde hatte passieren lassen, fiel er sukzessive zurück und öffnete damit erst die Türe für Webber. Massa fuhr rund zwei Zehntel pro Runde langsamer als sein Teamkollege.

Hamilton fehlte im Qualifying der Speed, Foto: Sutton
Hamilton fehlte im Qualifying der Speed, Foto: Sutton

Alonso hatte seinerseits Webber dank eines großartigen Manövers überholt und wurde dann von Massa vorbeigewinkt, was ihm den zweiten Rang bescherte. Allerdings gelang es ihm nicht, den Abstand zu Vettel reduzieren, obwohl der Deutsche am Start einen Bremsplatten erlitten hatte. Nachdem Ferrari sich dazu entschlossen hatte, Alonso vier Runden mehr als Vettel fahren zu lassen, wusste Red Bull, dass die Scuderia nicht mehr an den Sieg glaubte, womit Vettel in der Lage war, seinen Vorsprung komfortabel zu verwalten.

Das Rennen von Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen war vom schlechten Qualifying beeinflusst, denn beide verpassten den Sprung in Q3. Beide Piloten starteten auf den harten Reifen und wollten damit Sergio Perez' Strategie vom Vorjahr imitieren. Allerdings waren beide gezwungen, zwei Stopps einzulegen, was sie viel Zeit kostete, da die Konkurrenz nur einmal stoppte. Angesichts des Speeds, den der Brite und der Finne vorgaben, wären sie Podiumskandidaten gewesen, doch die Pace im Qualifying war dafür einfach zu schwach.

Ein schlechtes Qualifying hat die Konsequenz, dass man im Mittelfeld der Gefahr von Kollisionen ausgesetzt ist, wie Räikkönen leidvoll erkennen musste, denn der Finne verlor in der ersten Runde seinen Frontflügel. Als er nach seinem Not-Stopp auf die Strecke zurückkam, fand sich der Lotus-Pilot 37 Sekunden hinter Vettel und verlor im weiteren Rennverlauf kaum mehr weitere Zeit auf den späteren Sieger. Hamilton erlitt einen Reifenschaden, ohne den er angesichts seiner Pace in der Lage gewesen wäre, Vierter oder Fünfter zu werden, geht aus dem UBS Strategy Briefing hervor.