Vettel auf Pole. Eigentlich musst du nur deine Aussagen von gestern nach dem Training wiederholen, oder?
Christian Danner: Absolut, es ist einfach toll, was Vettel für einen Lauf hat, wie er das gnadenlos umsetzt. Für mich war das heute eine Mischung aus normaler Dominanz und psychologischen Ohrfeigen. Letztere bestanden darin, dass er im Training nach Belieben Sektor-Bestzeiten gefahren ist, obwohl er längst schon schnellster war. Diese psychologischen Ohrfeigen sind klar gegen Fernando Alonso und Ferrari gesetzt. Dieses Spielchen hat Sebastian mittlerweile so gut drauf, dass man durchaus sagen kann, er ist vielleicht nicht mit allen, aber mit vielen Wassern gewaschen.

Aber er setzt seine psychologischen Stiche auf der Rennstrecke...
Christian Danner: Genau, das ist der Unterschied zu Fernando Alonso, der immer gerne ein Twitter-Foto mit einem Gewehr in der Hand verschickt. Da gefällt mir die Vettel-Methode wesentlich besser. Zum Qualifying: Zunächst einmal weiß ich nicht, wer bei Ferrari auf die Idee gekommen ist, dass die Fahrer sich gegenseitig Windschatten geben sollen. Ganz ehrlich: Das hat noch nie funktioniert. Ich kenne Monza und andere Hochgeschwindigkeitsstrecken wie Fuji aus eigener Erfahrung - du stehst dir immer im Weg rum. Damit es vielleicht funktioniert, muss der Vordermann seine Runde opfern. Sonst geht es nicht. Ferrari hat es brav und tapfer geübt und es bis zum Schluss durchgezogen, aber am Ende beschwert sich Alonso darüber, dass Massa viel zu weit weg sei. Es war aber interessant, zu sehen, dass solche Spielchen herausgekramt wurden. Das zeigt jedoch, wie verzweifelt Ferrari ist.

Wie kommt Nico Hülkenberg im Sauber auf Startplatz drei?
Christian Danner: Ich glaube, er hat kompromisslos für eine schnelle Runde getankt - das muss man in seiner Situation auch so machen. Dann habe ich ja schon oft betont, wie stark Hülkenberg in meinen Augen ist. Wann immer du ein Auto mit wenig Abtrieb fährst, kannst du als Fahrer noch ein bisschen etwas herausholen. Das rutscht stetig und du bist als Fahrer immer etwas am Zaubern. Darin liegt ein Vorteil, den Hülkenberg sich zugute gemacht hat. Das soll aber nicht heißen, dass etwa Alonso das nicht auch kann. Auf der psychologischen Ebene ist es natürlich ein schönes Zeichen an Ferrari - zu einem besseren Zeitpunkt als beim Heimrennen in Monza kann man nicht sagen: Hallo Herr Montezemolo, wollen wir nicht doch einmal miteinander reden?

Bei Lotus scheint es hingegen weiter bergab zu gehen...
Christian Danner: Sie hatten heute einen schlechten Tag. Ich glaube, im Rennen sind sie wieder bei der Pace dabei - außer mit Red Bull.

Muss man bei Mercedes die Strategie hinterfragen?
Christian Danner: Nein, Lewis Hamilton hat es selbst verbockt. Er ist rausgeflogen. Oft sind es die Kleinigkeiten, die entscheidend sind.