Schon bald nach seinem Antreten als Manager der F1CA begann Ecclestone die ihm nun zur Verfügung stehende Macht auszunützen und versuchte in Eigenregie, unabhängig von der FIA, Formel 1-Rennen zu organisieren, die gegen den Willen der hohen Funktionäre auch stattfanden. Ecclestones Ziel war es, ihnen auf diese Weise die Kontrolle über die Rennserie zu entreißen. Seine Strategie fiel auf fruchtbaren Boden: Bereits beim Grand Prix von Monaco 1972 ging die erste Runde des Machtkampfes an ihn, als er infolge eines Konflikts um die Startplätze mit einem Boykott drohte.

Der Grand Prix von Monaco 1972 sorgte für einen Eklat: Bernie Ecclestone drohte mit dem Boykott, Foto: Sutton
Der Grand Prix von Monaco 1972 sorgte für einen Eklat: Bernie Ecclestone drohte mit dem Boykott, Foto: Sutton

1973 verkaufte er sein Automobilgeschäft und beschäftigte sich nur mehr mit seiner Tätigkeit für die F1CA und seinem F1-Team Brabham. Er begann für die von ihm vertretenen Teams immer höhere Startgelder zu verlangen, und zusammen mit den inzwischen beträchtlichen Sponsorgeldern begann der Sport für die Teams rentabel zu werden. Mit der Zeit wurde der FIA und deren Länderklubs die Macht Ecclestones, die sogar soweit reichte, dass er den GP von Kanada 1975 wegen finanzieller Ungereimtheiten einfach abblasen konnte, ein Dorn im Auge, und sie versuchten, unter anderem mit finanziellen Zuwendungen, Ecclestones Macht zu untergraben. Doch die Versuche schlugen fehl.

Die Saison 1975 musste ohne einen GP von Kanada auskommen - das erste Opfer der Politik Ecclestones, Foto: Sutton
Die Saison 1975 musste ohne einen GP von Kanada auskommen - das erste Opfer der Politik Ecclestones, Foto: Sutton

Sein Vermögen wuchs dank seines Verdienstes mittlerweile erheblich, doch er hatte noch nicht genug: Ohne die Rennstreckenbetreiber darauf aufmerksam zu machen, fügte Ecclestone manchen Verträgen eine Klausel hinzu, die der F1CA (die 1974 in FOCA = "Formula One Constructors Association" umbenannt worden war) die Übertragungsrechte im Fernsehen zusicherte. Obwohl in diesen Tagen Satellitenfernsehen und damit Live-Übertragungen noch in den Kinderschuhen steckten, glaubte Ecclestone an die riesigen Gewinne, die hier möglich waren.

In den kommenden Jahren kam es immer wieder zu Konflikten und Machtkämpfen zwischen den FIA-Delegierten und Ecclestone, in denen der sehr beliebte Rennstall Enzo Ferraris das Zünglein an der Waage war. Ferrari und Ecclestone fühlten eine gewisse Verbundenheit, da sie beide Autohändler waren und politische Intrigen sowie das Glücksspiel liebten. Diese Seelenverwandtschaft führte schließlich dazu, dass die FOCA Ferraris Unterstützung bekam, wodurch Ecclestone den Machtkampf ein weiteres Mal gewinnen konnte.

1980 fand der Konflikt zwischen Balestre und Ecclestone seinen Höhepunkt, und nach Boykotts, unfairen Regeländerungen, Intrigen, nicht bezahlten Bußgeldern und immer mehr unzufriedenen Sponsoren einigten sich die Streitparteien 1981 unter der wiederholten Drohung Ecclestones, eine eigene Rennserie zu gründen, auf ein Friedensabkommen, das bis heute insgesamt sechs Mal und nicht ohne erneute Konflikte aktualisiert wurde: das Concorde Agreement . Obwohl die Details nicht veröffentlicht wurden, sickerten die Eckdaten durch: unter anderem wurden Ecclestone uneingeschränkte Macht bei Verhandlungen mit Organisatoren, der FOCA die Fernsehrechte und der FIA die Macht über das Reglement vertraglich zugesichert. Aktuell laufen gerade die Verhandlungen für eine siebte Verlängerung - eine zähe Angelegenheit. Dennoch soll es bald zu einem Vertragsabschluss kommen, denn das aktuelle Abkommen läuft mit Ende der Saison 2014 aus.

Konfliktgarantie in den 80ern: das Duell Balestre vs. Ecclestone, Foto: Sutton
Konfliktgarantie in den 80ern: das Duell Balestre vs. Ecclestone, Foto: Sutton

Mit der Zeit verlagerten sich die Gewinne von der Seite der Veranstalter auf die Seite der Teams. 1982 gründete Ecclestone FOCA TV, eine eigene Fernseh-Produktionsfirma, die bei immer mehr Rennen als Monopolinhaber ihr eigenes Bildmaterial von der Strecke an die nationalen Fernsehgesellschaften sendete, die es schließlich an Endverbraucher weiterreichten. Somit war das Fernsehen nicht nur eine noch profitablere Angelegenheit geworden; Ecclestone hatte nun auch die volle Macht über die gesendeten Bilder, wodurch er entschied, welche Sponsoren länger zu sehen waren und verhindern konnte, dass für die Formel 1 marketingtechnisch kontraproduktives Filmmaterial im Fernsehen gezeigt wurde. Durch diesen und viele andere Schritte führte er die Formel 1 von einem Sport für eingefleischte Enthusiasten zu einem Unterhaltungsspektakel für Millionen Zuseher. Zur selben Zeit fand Ecclestones Karriere als Teameigner endlich den langersehnten Höhepunkt: Mithilfe der Fahrkünste des Brasilianers Nelson Piquet und schließlich auch der neuen BMW-Turbo-Triebwerke wurde Brabham Weltmeister 1981 und 1983.

Auch nahezu der komplette Gewinn der Veranstaltungen floss durch geschicktes Management nun durch Ecclestones Hände. Einzig die Eintrittsgelder der Zuschauer kamen dem Veranstalter zugute. 1984 übernahm Ecclestone über den nach dem Concorde Agreement neu gegründeten Nachfolger der nun mehr oder weniger funktionslosen FOCA, der FOA (Formula One Administration), zusammen mit einem Partnerunternehmen auch noch die Bewirtung und die gesamte Werbung an den Rennstrecken.

Kaum eine große Karriere kommt ohne die obligatorischen Skandale aus - erst recht nicht in einem so großen Business mit einem so großen Tätigkeitsbereich, wie Bernie Ecclestone ihn zweifelsohne hat. Im nächsten Teil beleuchten wir die "dunkle Seite" des kleinen Briten. Morgen geht´s weiter.