Nach dem Abgang von Vitaly Petrov befindet sich momentan kein Russe im Fahrerfeld der Formel 1, doch dieser Umstand könnte sich bald ändern. Im Zuge des Einstiegs von russischen Investoren bei Sauber stieß auch der 17-Jährige Sergey Sirotkin, Sohn des Chefs des Nationalen Instituts für Luftfahrt, zum schweizerischen Privatteam und soll nun als Fahrer für die Zukunft aufgebaut werden - er gilt sogar als potenzieller Pilot für die nächste Saison. Aktuell startet der Russe in der Formel Renault 3.5, doch um optimal für höhere Aufgaben vorbereitet zu sein, dürfte er noch in diesem Jahr bei Freitagstrainings der Formel 1 zum Einsatz kommen.

"Unser Ziel ist einfach", sagte Sirotkins Manager Nikolay Vetrov. "Wir möchten sicherstellen, dass wir alles Mögliche tun, um ihn für sein Formel-1-Debüt 2014 vorzubereiten. Wir arbeiten an einem Maßnahmenpaket und ich kann bestätigen, dass wir Sergey in ein paar Freitagstrainings sehen werden."

Um auch tatsächlich an Trainingssessions teilzunehmen, benötigt der junge Russe jedoch eine Superlizenz, die er für den Gewinn der Formel Renault erhalten würde, was angesichts des achten Zwischenrangs unwahrscheinlich ist. Die FIA kann eine Superlizenz jedoch auch an Piloten vergeben, die über einen konstanten Zeitraum herausragende Leistungen in einem Formel-Wagen gezeigt haben. Dazu müsste Sirotkin aber maximal 90 Tage vor Beantragung der Lizenz zumindest 300 km in einem aktuellen Formel-1-Boliden unter Rennspeed absolvieren, was ob seines Fehlens bei den Young Driver Tests in dieser Woche eine hohe Hürde darstellen dürfte, sind doch bekanntlich keine weiteren Testfahrten geplant.

Der neue Räikkönen?

Vetrov ist jedenfalls davon überzeugt, dass sein Schützling trotz des noch jungen Alters die nötige Reife für die Formel 1 besitzt. "Ich kenne Sergey seit er zehn Jahre alt ist und bin mir absolut sicher, dass er sowohl in seiner körperlichen als auch geistigen Entwicklung weit vor anderen Jungen in seinem Alter ist", betonte der Manager. "Das lässt mich glauben, dass er die vor ihm liegenden Aufgaben bewältigen kann. Es war für uns keine einfache Entscheidung, aber wir haben alle Pros und Contras abgewogen und sind zum Schluss gekommen, dass jemand diesen Schritt machen muss. Daher haben wir entschlossen, dass wir das sind."

Auch Oleg Sirotkin, Vater der russischen Nachwuchshoffnung und Mitglied von Saubers neuen Investorenkonsortiums, ist zuversichtlich, dass sein Spross vor einer großen Karriere steht. "Es wird vorab einige Tests geben und wenn diese zeigen, dass er konkurrenzfähig ist, werden wir darüber sprechen, dass er sich dem Team anschließt", so Sirotkin. "Wenn er weitere Entwicklungen benötigt, wird es eine zusätzliche Vorbereitungsperiode geben. Aber wir denken, dass Sergey, obwohl er jung ist, schon sehr weit in seiner Entwicklung ist." Siroktin schreckte auch nicht davor zurück, seinen Sohn mit den Größen der Formel 1 zu vergleichen. "Wir alle wissen, dass Kimi Räikkönen direkt von der Formel Renault 2.0 in die Formel 1 gegangen ist und alles problemlos lief", hielt er fest. "Wenn ein Junge talentiert ist, ist es nicht notwendig, dass er in jeder Serie zehn Jahre verbringt."

Im kommenden Jahr soll zum ersten Mal der Große Preis von Russland stattfinden. Die Bauarbeiten an der Strecke in Sotschi laufen auf Hochtouren und die Organisatoren sind davon überzeugt, die Zeitpläne einhalten zu können. Es liegt nahe, dass Sirotkin zumindest bei seinem Heimrennen zum Einsatz kommen wird, sollte er alle bürokratischen Hürden nehmen. Der Russe wäre dann der mit Abstand jüngste Grand-Prix-Teilnehmer der Formel-1-Historie. Derzeit hält diesen Rekord Jaime Alguersuari, der bei seinem Debüt 19 Jahre, 4 Monate und 3 Tage alt war.